Welches sind laut Testberichte die Vor- und Nachteile der Härtegrad-Deklarierung?
Selbst eine "gute" Matratze kann sich mit den Härtegraden vertun. Die weichere Seite der Badenia Bettcomfort Irisette Lotus Duo beispielsweise zeigte sich im Test härter als deklariert. (Bildquelle: amazon.de)
Fast jeder Erwachsene erkennt einmal im Lauf seines Lebens, dass es Zeit wäre, seiner Matratze mehr schlafhygienischen Respekt zu zollen. Seien es Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder Bewegungsunruhe – der Branche kann nur Recht sein, was die Kunden plagt. Die verschiedenen Matratzentypen sind nur eine Antwort darauf, doch dann geht es weiter: Welchen Härtegrad soll man wählen? Die Hersteller helfen nur begrenzt mit Orientierungshilfen aus, indem sie nach Belieben H-Angaben (für „Härte“) von 1 bis maximal 5 machen.
Eine Normierung und damit Vergleichbarkeit für Sie, die Verbraucherin oder den Verbraucher, ist nicht vorgesehen. Die Stiftung Warentest mahnt zur Vorsicht, insbesondere bei Boxspringbetten. Oft stimmen die Härteangaben nicht, und auch viele Kunden berichten vom sogenannten Hängematteneffekt mit miserabler Körperunterstützung schon nach kurzer Zeit. Dasselbe Problem zeigt sich bei anderen Matratzentypen. Ob Federkern- oder Kaltschaummatratzen – mit den Härteangaben liegen die Hersteller oft daneben.
Härtgrade H1 bis H5 – nur eine grobe Klassifizierung
Das ist etwas schade, weil eine Normierung etwas Klarheit in den unübersichtlichen Matratzenmarkt bringen würde – doch naturgemäß ist dies nicht zu ändern: Wenn Angaben wie H1 („weich“, für die Gewichtsklasse bis 60 Kilogramm), H2 („mittelfest“, für Menschen bis 80 Kilogramm) oder H3 („fest“, für Gewichte über 80 Kilogramm) eine Matratze vermeintlich feinstufig einteilen in die unterschiedlichen Schläfertypen, ist noch nicht viel gewonnen – auch nicht durch eine Erweiterung der Gewichtsklassen um H4 und H5, die manche Hersteller für stärkere Menschen anbieten. Die Wirklichkeit lässt sich so nicht abbilden. Beispielsweise kann eine kleine Frau durchaus in eine höhere Gewichtsgruppe fallen oder ein Hüne unter die bescheidene H2-Klasse. Wo aber der Körper seine spezielle Unterstützung benötigt, damit die Wirbelsäule in einer geraden Position liegt – meist im engeren Bereich der Druckeinwirkung um Schulter oder Hüfte –, ist damit nicht beantwortet. Zielführender sind hier Begriffe wie Druckentlastung, Punktelastizität oder Liegezonen bei den weit verbreiteten 7-Zonenmatratzen. Gut gemeint, aber nicht hilfreich: Die bei der Paradies Air Exclusive als weicher gekennzeichnete Liegefläche erwies sich im Test als die härtere. (Bildquelle: daenischesbettenlager.de)
"Jeder Anbieter kennzeichnet, wie er will"
Auf die Härtegrad-Angaben der Hersteller sei kaum Verlass, fasst die Stiftung Warentest ihre Testergebnisse zusammen. Bezeichnungen wie „H3“, „soft“ oder „medium“ sollen Auskunft über den Härtegrad einer Matratze geben, böten aber kaum Orientierungshilfe. Die Norm ist kein Gesetz, weshalb jeder Anbieter kennzeichne, wie er wolle, heißt es auf test.de.Die Härte einer Matratze sagt wenig darüber aus, wie gut die Matratze den Körper abstützt. Eine harte Matratze kann ebenso komfortabel sein wie eine weiche. Probieren Sie aus, auf welcher Matratze Sie sich wohler fühlen. – Stiftung Warentest 4/2020
Matratzen-Härtegrade in der Übersicht
Die gängigsten Härtegrade, wie sie die Hersteller im Allgemeinen für ihre Kaltschaummatratzen verwenden, finden Sie unten in der Liste eingepunktet. Für den Matratzenkauf sind die Härtegrade immer nur ein Anhaltspunkt – und weil eine verbindliche Norm fehlt, lassen sie sich nur grob auf einen Nenner bringen:Körpergewicht | Härtegrad |
bis 60 kg Körpergewicht | Matratzen-Härtegrad 1 (H1 oder "sehr weich") |
bis 80 kg Körpergewicht | Matratzen-Härtegrad 2 (H2 oder "weich") |
bis 110 kg Körpergewicht | Matratzen-Härtegrad 3 (H3 oder "mittelfest") |
bis 140 kg Körpergewicht | Matratzen-Härtegrad 4 (H4 oder "fest") |
ab 130 kg Körpergewicht | Matratzen-Härtegrad 5 (H5 oder " sehr hart") |
Härtegrade im Vergleich: Sind sie Qualitätsmerkmal oder nur Ausdruck individueller Vorlieben?
Die Bodyguard von bett1.de schafft es als eine von wenigen Einheitsmatratzen, mehrere Härtegrade – hier H3 und H4 – mit Liegekomfort für alle Schlaf- und Figurtypen zu verkuppeln. (Bildquelle: amazon.de)
Leider geht das Verwirrspiel noch weiter: Eine H2-Matratze können Sie als genauso hart oder weich empfinden wie ein H3-Modell einer anderen oder sogar derselben Gattung und Serie, im Übrigen ist mit den H-Angaben keinerlei Qualitätsaussage getroffen. Kurz: Matratzenhärten sind eine höchst individuelle Angelegenheit. Ein häufiger Rat von Experten lautet daher, dem Härtegrad nicht zu viel Aussagekraft zuzutrauen, allenfalls die Funktion einer groben Orientierungshilfe. Zu viel Mathematik? Es gibt auch Schaumstoffmatratzen, die in einer Universalhärte angeboten werden, sogenannte Einheitsmatratzen oder One-fits-all-Modelle.
Welchen Härtegrad empfiehlt die Stiftung Warentest Bauchschläfern?
Um frei atmen zu können, drehen Bauchschläfer ihren Kopf meist um 90° zur Seite. Dadurch sei die Halswirbelsäule besonders belastet, heißt es auf test.de. Den Ausgleich könne vor allem ein spezielles Bauchschläferkissen herstellen, befinden die Tester. Die Matratzenhärte hänge insoweit damit zusammen, als das Kissen um so flacher sein sollte, je tiefer der Körper in eine Matratze einsinke. Für die Matratzenhärte selbst gibt es eine viel einfachere Formel:Viele der im Handel erhältlichen Matratzen sind in Zonen unterschiedlicher Härte eingeteilt. Um das in der Bauchlage häufig anzutreffende „Hohlkreuz“ zu vermeiden, sollte die Mittelzone im Vergleich zur „Lordosen-Zone“ relativ weich sein, damit das Becken „nach unten abkippen“ kann. – Stiftung Warentest