In Schieflage: Der Slalom-Carver (Quelle: Head)
Einmal in Schieflage gebracht, kann den Slalom-Carver nichts mehr aus der Spur werfen. Dass der aggressive Präzisionsski sein Metier zur Königsisziplin des Skisports avancieren ließ, wundert angesichts der schwindelerregenden Abfahrten nicht. Und wer sich ein entsprechendes Modell zulegen will, sollte auch über das Gehalt eines Königs verfügen, denn nicht selten liegen die Latten hier über 1.000 Euro mit Bindung.
Worauf es bei der Bauweise ankommt
Schmale Taille, breite Schaufeln, scharfe Kanten – der Slalom-Ski ist auf kleine Schwungradien getrimmt. Dabei bewegen sich die Radien bei den meisten Modellen zwischen 11 und 13 Metern, Atomic und Head führen aber auch Slalom-Carver mit Kurvenradien von 10,5 Metern – in dieser Disziplin sind das Welten. Solche Parameter erfordern natürlich besonderes Augenmerk im Hinblick auf die Torsionssteifigkeit dieses Skityps. Das stellt die Hersteller natürlich vor große Herausforderungen, Begurtungen aus Titanal gehören da mittlerweile schon zum Standard. Auch sein „Rebound“, also die Rückstellfähigkeit, trägt maßgeblich zur Fahrleistung des Slalom-Skis bei – wohl eine der schwierigsten Aufgaben, die es beim Skibau zu lösen gilt. Bei Head setzt man hier auf High-tech, mehr dazu weiter unten.
Slalom-Carver mit Rocker – Komfortplus oder Marketing-Gag?
Der „Rocker“-Ski hat auch im Tempobereich Einzug gehalten, mittlerweile werden Speed-Carver wie bei den Freeridern oder Tourenski mit früher aufgebogener Nase versehen. Das nimmt der Speed-Latte zwar eine Menge Störrigkeit, erleichtert die Schwungeinleitung und mindert den Kraftaufwand, was vor allem Slalom-Einsteigern zugute kommen sollte, andererseits geht die verkürzte Kantenlänge des Rockers deutlich zulasten des Kantengriffs und der Präzision. Wer sich also für ein Modell in
Rocker-Ausführung entscheidet, wird sich bei Steigerung des eigenen Fahrvermögens wohl früher oder später nach einem performanteren Modell sehnen.
Trend: Der „intelligente“ Ski
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich Hersteller bei der Entwicklung von Modellen im Hochleistungssegment auch gerne von anderen Disziplinen inspirieren lassen, zum Beispiel vom Motor-Rennsport. Warum auch das Rad neu erfinden? Head beispielsweise stattet etliche seiner Race-Modelle mit sogenannten piezoelektrischen Fasern aus, die Druckenergie in elektrische Energie umwandeln und am Ende der Schwungphase wieder an den Ski zurückgeben können. Das macht den Ski gerade in dieser kritischen Phase steifer, wodurch der Fahrer regelrecht in den nächsten Schwung katapultiert wird. Nutzen oder Effekthascherei? Im Testumfeld konnten die aktuellen
Slalom-Modelle von Head überzeugen.
von
Daniel Simic
Fachredakteur im Ressort Home & Life - bei Testberichte.de seit 2014.