Ein integriertes GPS-Modul alleine reicht nicht. Wer mit seinem Handy echte Live-Navigation erleben möchte, braucht zusätzlich eine solide Navigationssoftware, welche diese Funktionalität auch unterstützt. Hier gibt es mittlerweile eine bunte Auswahl, die von den teuren Lösungen renommierter Navigationsgerätehersteller bis hin zu kostenlosen Lösungen eher unbekannter Anbieter reicht. Wir geben in diesem Ratgeber einen Einstieg in die Welt der mobilen Navigation und listen Stärken und Schwächen der Lösungen auf – welches Programm leistet was? Und wo gehen Nutzer eines bestimmten Betriebssystems leider leer aus?
Onboard-Navigation
Grundsätzlich gilt es zunächst zu entscheiden, ob man eine sogenannte Onboard-Navigation oder eine Offboard-Navigation bevorzugt. Die Onboard-Lösungen haben den Vorteil, dass bei ihnen das Kartenmaterial auf dem Handy vorliegt – entweder im Speicher oder auf der Speicherkarte. Das spart die Kosten für eine Datenflatrate und Zeit bei der Routenberechnung. Die Onboard-Programme sind grundsätzlich etwas schneller als ihre Offboard-Geschwister. Der Nachteil: Die Onboard-Programme müssen regelmäßig manuell aktualisiert werden und sind trotzdem nie so topaktuell wie die Offboard-Systeme. Zudem kostet jedes Update in der Regel teures Geld.Trotzdem bevorzugen viele Nutzer aufgrund der klaren Kostenkalkulation die Onboard-Systeme. Mit einem Platzbedarf von 512 Megabyte (Kartenmaterial für Deutschland, Österreich und die Schweiz) bis zu 2 Gigabyte (Kartenmaterial für Europa) passen sie mittlerweile auf jedes Smartphone – und lassen oftmals noch genügend Platz auf der Speicherkarte für weitere Dateien wie Musik oder Fotos. Den Ton geben bei den Onboard-Lösungen die „großen Alten“ des Business an: vor allem Navigon und TomTom. Sie profitieren von ihrer langjährigen Erfahrung im Navigationsgerätebau und bieten die schnellsten und zuverlässigsten Routenberechnungen.
Navigon D-A-CH/Europe

TomTom D-A-CH/Europe

Weitere interessante Anbieter
Neben diesen Platzhirschen gibt es aber auch noch eine Vielzahl anderer Anbieter, die ihren Nachteil bei der weniger effektiven Routenberechnung an anderer Stelle teilweise wieder wettmachen können. So sendet der ALK CoPilot die eigene aktuelle Position in bestimmten Intervallen an einen Online-Server. Nutzergruppen können sich so gegenseitig verfolgen – quasi ein Fuhrparkverwaltungssystem, für das man woanders teures Geld bezahlt. Und er besitzt eine clevere Bezahlpolitik: Die Basis-App für Deutschland ist kostenfrei, per In-App-Kauf kann man dann zum Beispiel Europa-Karten für 40 Euro nachkaufen. Hier können auch Windows-Nutzer zugreifen. Der Staudienst ist mit 10 Euro im Jahr zudem revolutionär preiswert. Route 66 wiederum bietet mit Navigate eine besonders zügige Neuberechnung von Routen, wenn man vom zuvor berechneten Weg abkommt und kann mit pfiffigen Online-Services wie Verkehr, Wetter oder sogar Reiseführer aufwarten – allerdings stets gegen Aufpreis. Leider ist diese App dagegen mal wieder nicht für Windows Mobile erhältlich. Wer es bunt mag, ist auch mit Sygic gut bedient. Deren GPSNavigation kommt in fröhlichen Farben, verspielt und trotzdem leistungsfähig daher. Auch hier ist das Kartenmaterial nachladbar und der Staudienst mit 10 Euro im Jahr sehr billig. Sowohl Route 66 als auch Sygic kosten für Europa etwa 20 bis 30 Euro, die Basis-App ist kostenfrei.Offboard-Navigation

Nachteilig sind jedoch die teils enormen Kosten, die so entstehen können. Denn für 100 gefahrene Kilometer können gut und gerne zwei bis drei Megabyte an Daten anfallen – ohne Datentarif mit Inklusivvolumen durchbricht die Mobilfunkrechnung so gerne einmal die Schmerzschwelle. Wer Offboard-Navigation regelmäßig nutzt, sollte daher in jedem Fall auf ein großzügiges Inklusivvolumen oder am besten eine Flatrate zurückgreifen können. Umgekehrt gilt aber, dass viele Offboard-Programme in der Anschaffung nichts kosten und mit besagter Flatrate komplett kostenfrei genutzt werden können.
Google Maps
Ja, an erster Stelle muss hier tatsächlich Googles Kartendienstgenannt werden. In den vergangenen Jahren hat Maps neben der reinen Kartendarstellung auch die Navigation gelernt - und perfektioniert. Google Maps gilt als besonders einfach zu bedienen und erstaunlich genau. Das Kartenmaterial ist weitestgehend aktuell. In Tests schneidet Maps denn auch oft ungefähr auf einem Level mit den mittelgroßen Bezahl-Apps ab. Und liegt damit im kostenfreien Segment an erster Stelle. Nachteile von Maps sind die inflexible Routenanpassung beim Abweichen von Vorgaben und die fehlenden Zusatzdienste, an die man nach der Nutzung von Bezahl-Apps gewohnt ist. Gefahrenwarnungen und programmierbare Zwischenstops sucht man vergeblich. Doch wer einfach nur von A nach B will, ist hier erstaunlich gut aufgehoben.Waze

Navteq V-Navi
Navteq versuchte sich eine zeitlang in einem Mittelweg zwischen den beiden vorgenannten Lösungen: Solide Wegführung kombiniert mit dem „Wir-Gefühl“ einer Community. Dies kam in Tests auch gut an, im Vergleich zu kostenpflichtigen Lösungen wurden kaum Komfortmerkmale vermisst. Außerdem war Nav4All komplett werbefrei, was bei den beiden ersten Lösungen nicht der Fall ist. Schade: Trotz einer weltweiten Verbreitung auf annährend 27,5 Millionen Endgeräten wurde der Dienst von Nav4all Ende Januar 2010 aufgrund von Lizenzproblemen eingestellt. Mittlerweile gibt es auf Basis des Navteq-Kartenmaterials wieder einen sogenannten V-Navi, der sucht aber bei Komfort und Qualität noch den Anschluss. Einziges Argument: Für Telefonbuchkunden ist der V-Navi kostenlos (in der Deutschland-Variante), ansonsten muss man trotz der Offboard-Navigation sogar bezahlen (34 Euro für Deutschland, 45 Euro für Europa). Und bei Windows Phone ist nur die Lite-Variante für 20 Euro erhältlich.Telmap M8
