Stärken
Schwächen
Wodurch zeichnen sich Bergsteiger-Kinderwagen im Test aus?
Zu Bergsteiger-Kinderwagen gehört eine gewisse Nachlässigkeit. Zumindest zeigt das ein Vergleichstest der Stiftung Warentest zu Kombikinderwagen, in dem das getestete Modell „Capri“ sich als „mangelhaft“ offenbarte. Felder, in denen Bergsteiger im Test trotzdem punkten konnte, sind Schieben, Bremsen und Fahren auf verschiedenen Untergründen, und auch die Haltbarkeit liegt im oberen Notenspektrum. Anders sieht es mit kindgerechter Gestaltung und Handhabung aus: Mit gravierenden Schwächen beim Aufklappen und Zusammenlegen sowie beim Tragen und Transportieren landete der getestete Kombiwagen nur im mittleren bis unteren Feld.Auch an anderen Stellen trafen die Konstrukteure nach dem Testbericht zu urteilen eine schlechte Entscheidung. Es darf nicht sein, dass der Sitz falsch eingesetzt werden kann, der Wagen kippt und das Kind sich dabei verletzt. Auch dass die Tragetasche so schmal ist, dass Babys schon ab dem siebten Lebensmonat, also in der Regel vor dem sicheren Sitzalter, in den Sportsitz umziehen müssen, ist kein Pluspunkt. Der Sportsitz wiederum ist so tief, dass er sich erst ab 15 Monaten eignet. Ein solcher „blinder Fleck“ der Nutzbarkeit ist bei Markenherstellern nicht oder in deutlich geringerem Umfang bekannt. Gegenbeispiele aus vergleichbaren Preisregionen sind der Joie Chrome DLX oder Moon Nuova City.
Uns überrascht, wie weit die Schere der Detailnoten auseinandergeht: In der Kategorie Haltbarkeit reichte es zwar für ein Sehr gut, doch die Schadstoffkonzentration war zu hoch, um eine noch akzep-table Note zu erzielen. Vor allem Naphthatlin (ein Einzelstoff aus der Gruppe vermutlich krebserre-gender PAK), war in inakzeptablen Mengen enthalten. Gerade auf Schadstoffe reagierten Eltern emp-findlich, heißt es im Testurteil. Keiner der gefundenen Schadstoffe ist laut Stiftung Warentest aus technischer Sicht erforderlich. Am Ende bleibt die schlechteste Note „mangelhaft“ und ein vorletzter Platz hinter Bugaboo Buffalo und Teutonia Bliss.
Riesige Kinderwagensets zu günstigen Preisen – wo ist der Haken aus Käufersicht?
Die Resonanzen zu Bergsteiger-Kinderwagen sind mehrheitlich positiv, obwohl ihr Bewertungsbild uneindeutig ist: Die Modelle mit Namen wie Venedig, Rio, Milano oder Capri machen zwar alles richtig, wenn es um das Preis-Leistungs-Verhältnis geht. Oft werden die Sets als „riesig“ beschrieben, mit praktischem Zubehör wie Trage- und Wickeltaschen, Babyschalen und Fußsäcken und zu auffallend günstigen Preisen. Doch davon abgesehen bemängeln Eltern Eigenschaften, die auch den Testern aufgefallen sind – und etwas darüber hinaus: Sperrig in den Klappmaßen und nichts für Kleinwagenbesitzer, die ihren Kinderwagen auch im Kofferraum unterbringen möchten. Auch schweres Lenken in Schwenkposition, also mit zur gegenüberliegenden Seite umgelegtem Schieber, gehört zu den Minuspunkten. Weil die Schieber kurz und die Wagen vergleichsweise niedrig konstruiert sind, können außerdem große Menschen mit der Fußspitze beim Gehen am Rahmen anstoßen.Trotz solcher Kritikpunkte formulieren die Nutzer keine Einschränkungen zur Preiswürdigkeit der Wagen. Zu Preisen ab 360 Euro für ein zehnteiliges Travelsystem mit Auto-Babyschale könne man sich arrangieren, wenn es um kalkulierbare Mängel in geringem Umfang gehe. Mit Schadstoffen im Kontaktbereich sollte man unserer Ansicht nach aber vorsichtig sein: An Griffen können die Kleinen sich festnuckeln; Weichmacher und PAK in Gurten, Regenhauben oder Bezügen können vom Körper aufgenommen werden und krebserregend und fortpflanzungsgefährdend wirken. Wer hier keinesfalls danebengreifen möchte, sollte zu nachweislich ungiftigen Alternativen greifen.
Schadstoffarme Kinderwagen im Test:
ABC Design Condor 4Joolz Geo
Moon Nuova City
Naturkind Varius Pro
Hartan Topline S
Mutsy Evo
Stokke Xplory
Glossar:
Welche Schadstoffe stecken häufig in Kinderwagen? Was macht sie so besorgniserregend?
PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) sind eine Stoffgruppe aus Hunderten von Einzelstoffen. Laut UBA-Hintergrundpapier (Umweltbundesamt zu polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen) besitzen sie krebserregende, erbgutverändernde und/oder fortpflanzungsgefähr-denden Eigenschaften. Am häufigsten in Tests offenbart sich der vermutlich krebserregende Stoff Naphthalin beispielsweise in Regenhauben, Schiebe- oder Kindergriffen. Tipp: Regenhauben im mit-gelieferten Zubehör gegen nachweislich unbelastete Alternativen ersetzen oder ganz auf ihre Verwen-dung verzichten. Die Frontbügel am Sitz lassen sich umwickeln, überkleben oder ganz entfernen. Darüber hinaus raten wir Eltern, die Schonbezüge der Kinderwagen vor der ersten Nutzung zu wa-schen, um die Schadstoffbelastung etwas zu reduzieren.Phthalate (Weichmacher) werden spröden Materialien zugesetzt, um sie weich, biegsam und dehnbar zu machen. Sie können ausdünsten und sich im Kontakt mit Speichel und Schweiß lösen. Häufig im Einsatz sind DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat) – als Weichmacher für PVC, der fruchtbarkeits- und fruchtschädigend ist – und DINP (Di-isononylphthalat), bei dem laut einer Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BFR) die lebertoxische Wirkung im Vordergrund steht. Wegen der häufigen Diskussionen um die schädlichen Auswirkungen von DEHP auf die menschliche Gesundheit wurde DINP in den letzten Jahren von der Industrie hauptsächlich als Ersatz verwendet. DINP ist per EU-Spielzeugrichtlinie in Artikeln verboten, "die dazu bestimmt sind, von Kindern unter drei Jahren in den Mund genommen zu werden".
Flammschutzmittel in Produkten dienen dem Brandschutz, haben aber auch weichmachende Wirkung und zeichnen sich durch umwelt- und gesundheitsgefährdende Eigenschaften aus. Häufig nachweisbar sind die vermutlich krebserregende Substanz TDCPP und, beispielsweise in den Textilien von Kinderwagen, deutliche Mengen TCPP. Ein EU-weiter Grenzwert für TCPP in Kleinkinderspielzeug soll dem krebserzeugenden Potenzial dieser Substanzen Rechnung tragen.