Das Wichtigste auf einen Blick:
- DIN-58124-Kennzeichnung qualifiziert einen Schulranzen als sicher, praktisch und ergonomisch
- für Leuchtflächen erlaubt die DIN-Norm neben Orange-Rot und Gelb auch Pink und Gelbgrün
- viele Testversager ohne die erforderlichen Warnflächen
- retroreflektierende Elemente („Katzenaugeneffekt“) wirken nur im Dunkeln
- noch keine Prüfplakette für nachweislich ungiftige Materialien
- die besten Ranzen sind optisch auffällig und überzeugen auch im täglichen Gebrauch
Norm, Farbe, Form: Was verraten Tests über Schulranzen?
Tests zeigen klar: Nur Schulranzen nach DIN-Norm sind gute Ranzen. Sie haben mit auffälligen, leuchtenden Farben eine gute Warnwirkung. Die knalligen Leuchtflächen des „sehr guten“ Ergobag Pack Neo Edition Strahlebär sorgen für viel Aufmerksamkeit tagsüber. (Bildquelle: amazon.de)
Das Geschwisterpaar Alpha Commander und Alpha Summer Green, beide von der Topmarke Scout, steht beispielhaft für die gesamte Sparte: In einem Schulranzen-Vergleich der Stiftung Warentest ist der eine Schulranzen gut, der andere mangelhaft – obwohl an beiden alles drin und dran ist und sich beide scheinbar nur durch das Design unterscheiden: ein geräumiges Hauptfach, praktischerweise in zwei Hälften für Bücher und Hefte unterteilt und bestens organisiert, dazu ein lastverteilender Hüftgurt, mitwachsendes Rückensystem und ein Frontfach fürs Lunchpaket, aus dem sich Ihr Kind auf die Schnelle mit allem Nötigen versorgen kann. Doch mit Blick auf die Testergebnisse gibt es, so könnte man sagen, nur noch zwei Lager – die Guten und die Schlechten. Ein Mittelfeld scheint kaum zu existieren, nur eine ständig wachsende Anzahl an Designs und Motiven – und steigende Preisen.
Nur Schulranzen mit der DIN-58-124-Kennzeichnung sind gute Schulranzen
Doch wie können Sie bei all dem Budenzauber einen guten Schulranzen erkennen? Geht es streng nach Norm – der sogenannten Schulranzennorm DIN 58 124 –, haben die Hersteller etwas Grundlegendes nicht verstanden: Ein Großteil der Modelle leuchtet tagsüber nicht grell genug. Die aktuelle Norm schreibt vor, dass 20 Prozent der Front- und Seitenteile eines Schulranzens orange-rot oder gelb leuchten müssen, damit Kinder im Straßenverkehr sicher sind. Die Schultasche Ergobag Cubo hatte im Test wenig Glück. Dank Brustgurt und Rückenpolster sitzt sie zwar schön komfortabel. Doch ihr fehlen selbstleuchtende Flächen und damit auch die geforderte Warnwirkung. (Bildquelle: amazon.de)
Seit Oktober 2018 sind auch Pink und Hellgrün hinzugekommen. Die Stiftung Warentest ist in dieser Hinsicht zwar kompromissbereit, weil sie die Leuchtkraft ihrer Testmuster unabhängig von Norm-Farben untersucht. Doch Schulranzen, die nicht die geforderte Tagessichtbarkeit haben, landen in den Testtabellen weit hinten. Auch über einem Pink mit zu geringem Leuchtdichtefaktor senken die Tester die Daumen. So hat etwa der Scout Alpha Summer Green zwar selbstleuchtende Warnflächen, nach Meinung der Tester leuchten diese tagsüber aber nicht grell genug. Noch eine Spur schlechter fällt das Fazit beim Schwestermodell Alpha Savage aus, das im Hellen überhaupt nicht leuchtet. Zwei anderen Ranzen-Pärchen geht es nicht anders: Der selbstleuchtende Scout Genius Wolrd Cup (DIN) schneidet gut, der Genius Country Fields mangelhaft ab.
Reflexstreifen, Kletties, leuchtende Seitentaschen: Reicht das für die gewünschte Warnwirkung?
Ob Scout Ranzen, Herlitz Tornister oder Ergobag Schulrucksack: Lässt Ihr Budget es zu, haben Sie eine riesige Auswahl. Doch gerade die teuren Marken plustern sich mit allerlei Trallala-Funktionen auf, die nur eine Illusion vom guten Schulranzen geben. Für die Stiftung Warentest ist klar: Nur Schulranzen nach DIN-Norm sind gute Ranzen. Sie haben mit auffälligen, leuchtenden Farben eine gute Warnwirkung. Fehlen fluoreszierende Flächen, besteht für die Kinder ein erhöhtes Sicherheitsrisiko auf dem Schulweg. Modelle mit Reflektorstreifen, bunte Reflexsticker zum Aufkleben oder Blinkie-Kletties reichen nicht. Ob auch Ergobags fluoreszierende Seitentaschen zum Anzippen Ihr Kind für Autofahrer ausreichend sichtbar macht, ist unklar. In jedem Fall müssen mindestens 20 Prozent der sichtbaren Flächen einer Schultasche fluoreszierende Flächen aufweisen, um die gebotene Warnwirkung zu erzielen. Die überarbeitete DIN-Norm erlaubt grelles Pink als Warnfarbe auf Schulranzen. Zu spät für den Scout Alpha Summer Green: Weil er tagsüber nicht grell genug leuchtet, heißt es im Februar-Test 2019: „mangelhaft“. (Bildquelle: scout-schulranzen.de)
Schulranzen im Test-Spiegel: Was machen Testsieger besser?
Die besten Schulranzen auf dem Markt sind wasserdicht, robust, schadstofffrei und leicht zu reinigen. Auch Kriterien wie Trageeigenschaften und täglicher Gebrauch sind die Hürden, die ein Testsieger nehmen muss. Ein Testsieger-Ranzen lässt die entscheidenden Handgriffe Packen, Verstauen und Verschließen ohne größere Umstände zu, hat weder Klemmstellen noch Kanten und wächst gut mit dem Kind mit. Als die Tester den Step by Step Pegasus Dream (DIN) in die Hand nahmen, stand Platz Drei des Siegertreppchens fest. Der fluoreszierende Ergo Style von Die Spiegelburg ist sehr gut gestaltet und lässt sich sehr leicht öffnen und schließen; hier honorierte die Öko-Test leichtes Packen und den robusten Verschluss – und „test“-Redakteure und -Redakteurinnen, dass sich die Gurtenden im oberen Bereich praktischerweise einhaken lassen.Sichtbarkeit schlägt Ergonomie
Doch die Paraderolle der Besten ist nach wie vor die Warnwirkung im Straßenverkehr, die Sie meist an DIN-Labeln wie beim Scout Alpha Commander (DIN), McNeill Champ (DIN) oder McNeill Ergo Light Pure Libelle (DIN) erkennen können. Schwachpunkte wie ein nur optional erhältlicher Hüftgurt beim Step by Step Touch 2 Space Pirate (DIN) fallen demgegenüber weniger ins Gewicht. Möchten Sie Ihrem Kind jedoch ergonomisch etwas Gutes tun, sollten Sie sich den Hüftgurt liefern lassen: Er nimmt das Gewicht auf und entlastet die Wirbelsäule.Schadstoffe im Test-Fokus: Kann ein Schulranzen giftig sein?
Im Normalfall können Eltern nicht erkennen, ob ein Schulranzen besorgniserregende chemische Inhaltsstoffe enthält oder nicht. Nur aktuelle Testberichte geben Aufschluss darüber, ob der verarbeitete Kunststoff gesundheitlich unbedenklich ist. Ein erhöhtes Augenmerk der Tester gilt dabei verbotenen Phthalat-Weichmachern oder anderen Giftstoffen vor allem in den Tragegriffen. Diese Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend zu sein – und werden in den Prüfreihen der Zeitschrift Öko-Test übrigens leider auch mit schöner Regelmäßigkeit gefunden. Überraschend oft strafen die Tester ansonsten sehr gute Ranzen mit einem schlechten Testergebnis im Punkt Schadstoffe ab. Enttäuschend in dieser Hinsicht waren beispielsweise Schultaschen von Step by Step, Ergobag oder McNeill, aber auch von Herlitz oder 4You kommen problematische Modelle.Tipp: Eine Prüfplakette für die gesundheitliche Unbedenklichkeit eines Schulranzens gibt es leider (noch) nicht. Die Öko-Tester raten Eltern, darauf zu achten, dass Schulranzen in der warmen Jahreszeit nicht direkt auf der Haut aufliegen.
Schulranzen ohne DIN: Reichen Reflektoren zum Aufkleben?
Reflektoren gehören an Kinderkarren, Fahrräder, Schulrucksäcke, Kinderkleidung und Laufjacken. Doch erfüllt ein Schulranzen nicht die DIN-Vorgaben zu selbstleuchtenden Flächen, helfen auch zusätzliche Reflektoren zum Aufkleben oder Anhängen nicht. Denn Reflektoren sind nur die halbe Miete: Mindestens 20 Prozent der sichtbaren Flächen eines Schulranzens müssen aus fluoreszierenden Signalfarben bestehen. Diese Stoffe speichern Licht und geben es nur langsam wieder ab. Das verbessert ihre Sichtbarkeit. Fazit: Nur was ins Auge sticht, ist auch sicher. Wo die Leuchtflächen fehlen, können auch Reflektoren nichts retten. Sie wirken nur in der Dunkelheit und nur dann, wenn Scheinwerferlicht auftrifft.Ein Schulranzen, der gut sichtbar ist, verschafft im Ernstfall wertvolle Zeit: Mit jeder Sekunde mehr, die ein Autofahrer bei Tempo 50 benötigt, um eine Gefahr zu erkennen, rollt das Auto etwa 14 Meter weiter. – Stiftung Warentest im Februar 2019
Aus unserer Bestenliste: besonders leichte Ranzen in der Übersicht
Wie schwer darf ein Schulranzen maximal sein?
Die Schultergurte sollten verstellbar sein, damit der Ranzen über die Grundschulzeit hinweg mitwächst. Bei manchem Tornister wie hier dem Herlitz Soft Flex können Sie auch die Rückenpartie der Körpergröße des Kindes anpassen. (Bildquelle: amazon.de)
Früher war an Schultaschen nur die Sichtbarkeit wichtig, bis die Leucht- zugleich auch Leichtranzen sein mussten und schließlich Fliegengewichte von um die 800 Gramm den Markt eroberten. Doch inzwischen nehmen die Experten das Ranzengewicht nicht mehr so wichtig. Wenn Sie schwere Teile im Fach nah am Körper verstauen und darauf achten, dass der Ranzen gut sitzt, müssen Sie auch bei einem Zwei-Kilo-Ranzen von Ergobag oder Scout keine Haltungsschäden befürchten – das Zubehör und die Schulmaterialien noch nicht mit eingerechnet.
Die Idee vom Rücken-entlastenden Ranzentrolley, der das Gewicht auf den Boden verlagert, verlor spätestens mit dem Protest vieler Orthopäden ihren Charme. Denn ein Schultrolley, den man wie eine Sackkarre ziehen kann, hat zwei Nachteile: Über Treppen und zum Einsteigen in den Schulbus muss Ihr Kind den Trolley allein per Armkraft heben; außerdem kommt es bei der Ziehbewegung zu einer unnatürlichen Drehung der Wirbelsäule und des Schultergelenks. Auch die alte Regel, dass ein gefüllter Ranzen maximal 10 Prozent des Körpergewichts wiegen dürfe, gilt unter Sportwissenschaftlern als „wirklichkeitsfern“. Selbst das doppelte Gewicht ist nicht zu schwer, um Experten zu verschrecken. Denn das Gewicht eines Ranzens wirke zu kurz auf den Rücken, um dauerhafte Schäden zu verursachen, heißt es in der Zeitschrift „test“. Viel wichtiger sind gut eingestellte Schultergurte, die das Kind nicht ins Hohlkreuz ziehen.
Gute Ranzen wachsen mit. Erstklässler sind unterschiedlich groß und wachsen schnell. – Stiftung Warentest im Februar 2019
Dem McNeill Ergo Light Pure Greentrac fehlen fluoreszierende Flächen und breite Reflektorstreifen. Das ist schlecht für die Sicherheit. Da nützt es nicht viel, wenn der Tornister schadstofffrei und leicht zu verstellen ist. (Bildquelle: mcneill.de)
Diese Schulranzen belegen bei Öko-Test die ersten fünf Plätze
Ergobag Pack Neo Edition StrahlebärSammies Ergofit 2.0 Schulranzen-Set Ballerina DreamsScout Alpha Goalgetter (DIN)
DerDieDas Ergoflex Vario Monster Bagger
McNeill Ergo Primero DIN Pretty
Alltagstipp: Den Ranzen richtig tragen
- Einstellen: Damit Ihr Kind den Ranzen ergonomisch richtig tragen kann, stellen Sie das Gurtsystem und die Ranzenlänge so ein, dass der Schulranzen nicht über den Po Ihres Kindes reicht.
- Scheuerprobe: Schultergurte und Trageriemen sollten nicht zu eng am Hals anliegen. Sonst können sie scheuern.
- Entlasten. Bevorzugen Sie einen Schulranzen mit Beckengurt. Er nimmt das Gewicht von den Schultern und verteilt es gleichmäßig auf die Körpermitte. Das entlastet Bandscheiben und Wirbelsäule.
- Scheuerprobe: Das Gurtzeug sollte nicht zu stramm am Körper sitzen. Die Schulter- und Trageriemen könnten sonst auf der Haut scheuern.
- Rauf auf die Schultern: Ihr Kind sollte seinen Schulranzen immer auf den Schultern tragen, nicht am Tragegriff. Der ist nur zum Anheben gedacht.
- Rückennah packen. Verstauen Sie Schweres möglichst nah am Körper. Manche Schulranzen haben zu diesem Zweck ein zweites, rückennahes Hauptfach oder eine entsprechende Unterteilung. Das entlastet den Rücken und macht das Tragen bequemer.