Kind im Auto richtig anschnallen Beim Anschnallen machen Eltern oft Fehler. Zum Beispiel, weil sie übersehen haben, dass der Gurt verdreht oder nicht fest genug angezogen ist. Rund die Hälfte aller Kinder ist im Auto nicht richtig angeschnallt, das zeigt eine Studie der UDV (Unfallforscher der Deutschen Versicherer). (Bildquelle: Sharon McCutcheon auf unsplash.com)

Risiko Kindersitz? – Wie Sie Fehler beim Anschnallen vermeiden

Da hat man durch geschicktes Recherchieren die beste Babyschale, den besten Kindersitz ausfindig gemacht und den Nachwuchs längere Zeit darin herumkutschiert – und muss dann erfahren, dass die Schutzwirkung bei einem Unfall nahezu aufgehoben sein kann? Rund die Hälfte aller Kinder unter zwölf Jahren sitzt im Auto nicht sicher, stellten Unfallforscher fest. Grund sind schwere Bedienfehler. Manche Kinder sind so schlecht gesichert, dass sie bei einem Crash schwerste Verletzungen davontragen können. Wir erklären, wie Sie Fehler beim Anschnallen vermeiden und Leben retten können.

In diesem Ratgeber

  • Falsch angeschnallt
  • Falsch installiert
  • Fehler vermeiden: Gurte über der Achsel, Beckengurt stramm
  • Video: Kindersitz korrekt einbauen nach einer Anleitung des ADAC
  • Ist Isofix besser als Anschnallen mit Gurt?
  • Mini-Lexikon: Was ist Isofix, was i-Size, was Top Tether?
  • Was empfehlen Experten: i-Size oder ECE R44?
  • Kann mein Kind flach in einer Babyschale liegen?
  • Fazit

Falsch angeschnallt: „Lose“ Zentimeter und die ernsten Folgen bei einem Unfall

Der Richtige muss es sein, also auf Körpergröße oder Gewicht des Kindes abgestimmt und am besten einer, der in den Tests von Stiftung Warentest, ADAC oder auto, motor & sport die Spitze markiert. Doch auch der beste Kindersitz kann versagen, wenn Sie ihn falsch verwenden. In einem jüngeren Kindersitztest widmet sich die Stiftung Warentest genau diesem Thema: Bedienfehler der Fahrer, die z. B. in der Alltagshektik vor der Fahrt zur Schule übersehen, dass etwa die Kindersitzgurte zu lasch angezogen oder verdreht sind, die Führungshilfe nicht korrekt eingelegt oder Becken- und Schultergurte vertauscht sind. Manche Fehler gelten als leicht, andere als schwer. Ein leichter Fehler heißt: Zwischen Kind und Gurt passt locker eine Hand. Das sei eine „leichte Gurtlose“, so der Fachbegriff.

Bei schweren lässt der Gurt noch mehr Platz. Dann ist die Schutzwirkung nahezu aufgehoben, Ihr Kind sitzt fortan ungesichert auf der Rückbank. Die Folgen „loser Zentimeter“ können gravierend sein. Dazu zählen schwere Halswirbelverletzungen, innere Verletzungen oder Quetschungen. Bei Kindern ab fünf Jahren sollte der Gurt über das Schlüsselbein laufen – wie bei Erwachsenen auch. Bei Babyschalen und Kleinkindersitzen mit eigenem Gurtsystem gilt: Hosenträgergurte sollten sich leicht verstellen lassen und stramm anliegen. Auch prall gefütterte Winterjacken bergen Risiken, warnt der ADAC. Für den Gurt entsteht dadurch ein Spielraum zum Körper. Dann sitzt das Kind trotz Gurt zu locker und bei einem Unfall nur unzureichend geschützt.

Gegen die Kälte hält man eine Decke bereit, am besten im Haus vorgewärmt. Optimal ist eine Standheizung, die das Auto vor dem Start bereits mollig warm macht und bei Frostwetter auch das Enteisen übernimmt. – ADAC mit Tipps gegen Kälte im Kindersitz

Babyschalen mit dem Fahrzeuggurt anschnallen: So geht es richtig

Die Babyschale auf dem Beifahrersitz korrekt anschnallen Rechts ist es richtig: Der Beckengurt sichert nach oben gegen Hochfliegen, der Schultergurt vornherum gegen Vorwärtsschleudern (wie bei den Großen). (Bildquelle: „test“ 7/2020)

Unsere Empfehlung für die ganz Kleinen, mit Isofix-Basis schnell und ohne Fehlerrisiko eingeklickt:

Coral + FamilyFix3

Gut

1,6

Maxi-Cosi Coral + FamilyFix3

3 Tests

0 Meinungen

Hinweis: Sind Kinder jünger als zwölf Jahre oder kleiner als 1,50 Meter, schreibt der Gesetzgeber für sie einen Autokindersitz vor.

Geöffneter Beifahrer-Airbag in einem Auto Die Prüfreihen zu Babyschalen zeigen auch: Ein großes Sicherheitsmanko ist es, wenn Eltern vergessen, den Beifahrer-Airbag auszuschalten, wenn sie auf dem Vordersitz eine Babyschale montieren. (Bildquelle: Marcel Langthim auf pixabay.com)

Falsch installiert: Unfall­schutz auf der Kippe

Eine häufig unterschätzte Gefahr birgt auch eine „Gurtlose“, die nicht das Kind, sondern den Sitz betrifft. Wird der Gurt nicht ordentlich durch die Ösen geführt, ist der Sitz zu locker. Experten raten, mal kräftig am Sitz zu rütteln. Passt alles, wackelt das Auto mit. Die Stiftung Warentest geht so weit, Eltern auch das Lesen von Bedienungsanleitungen ans Herz zu legen, insbesondere bei Isofix-Sitzen mit drittem Verankerungspunkt „Top Tether“, der nicht bei allen Autos gleich sei. Dass es immer mehr i-Size-Sitze mit höchstem Sicherheitsstandard oder Einbauhilfen etwa durch Warntöne gibt, darf man als sicherheitsrelevantes Plus werten – an dieser Stelle ein Lob an die Hersteller. Aber leider genügt das alles nicht, um das ehrgeizige Ziel der Prüfinstitute zu erreichen, nur noch gute Kindersitze auf dem Markt zu sehen. Denn obwohl Kindersitze immer sicherer werden, sinke die Quote schwerer Bedienfehler nicht, heißt es im „test“-Heft 7/2020. Das Manko betrifft günstige wie teure.

Tipp: Sichere Sitze, die die Stiftung Warentest als „gut“ oder sogar „sehr gut“ einstuft, sind schon ab 80 Euro zu haben.

Ausgewählt aus aktuellen Kindersitztests: günstige Gute mit einfacher Bedienung

  Gruppe nach Körpergewicht Gruppe nach Körpergröße Isofix-Befestigung Isofix oder Autogurt Unser Fazit Stärken Schwächen Bewertung Angebote
Solution B-Fix

Gut

2,1

Gruppe II-III (15 bis 36 kg) k.A. fehlt vorhanden Guter Iso­fix-​Sitz für das Kin­der­gar­ten-​ und Schulal­ter

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583 Meinungen

2 Tests

Traver

Gut

1,8

Gruppe II-III (15 bis 36 kg) k.A. fehlt vorhanden So gut wie der Tra­ver Shield, nur für ältere Kin­der

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101 Meinungen

1 Test

Rodi XP Fix

Befriedigend

2,7

Gruppe II-III (15 bis 36 kg) k.A. fehlt vorhanden Iso­fix-​ und Gurt­mo­dell mit durch­schnitt­li­chem Schutz­ni­veau

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160 Meinungen

3 Tests

Yari

Gut

2,1

Gruppe II-III (15 bis 36 kg) k.A. fehlt vorhanden ADAC: „Guter Kin­der­sitz ab etwa 4 Jah­ren“

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8 Meinungen

2 Tests

Traver Shield

Gut

1,9

Gruppe I-III (9 bis 36 kg) k.A. fehlt vorhanden Gut, güns­tig und viele Jahre ver­wend­bar

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106 Meinungen

2 Tests

Fehler vermeiden: Gurt über der Achsel, Beckengurt stramm

Damit die Systeme optimal schützen können, müssen Sie nicht nur die Gurte fest verzurren, sondern auch dicke Jäckchen unter dem Beckengurt herausziehen. Nur so kann der Gurt nah am Körper verlaufen. Passen Sie bei mitwachsenden Kindersitzen auch regelmäßig sowohl die Rückenstütze als auch die Gurte an die Größe Ihres Kindes an. Erlauben Sie Ihrem Nachwuchs bitte nicht, einen zu hoch einstellten Schultergurt unter die Achseln zu klemmen, das erhöht das Verletzungsrisiko bei einem Crash. Ungenügenden Halt hat Ihr Kind auch, wenn der Beckengurt nicht eng am Körper verläuft. Da sich Kinder in ihrem Wachs­tum nicht nach Normen richten, sollten Sie Ihr Kind unbe­dingt zum Kauf mitnehmen und Probe sitzen lassen, so die Stiftung Warentest.

Video: Kindersitz korrekt einbauen nach einer Anleitung des ADAC

Sind Sitze mit Isofix besser als mit Gurt?

Die meisten Autos der letzten zehn Jahre haben Isofix an Bord, Neuzulassungen sowieso. Lässt es Ihr Budget zu, kaufen Sie einen Isofix-Sitz, häufig zu erkennen an Begriffen „i-Size“ oder „Fix“ im Namen. Dieses Schnell-Einrast-System sei weniger fehleranfällig als Sitze mit Gurt, befinden die Warentester. Einen Isofix-Sitz können Sie mit wenigen Hand­griffen auf der Rück­bank installieren. Bei Sitzen mit Gurten passieren im Vergleich mehr Fehler, weil der Einbau zumeist umständlicher und aufwändiger ist. Gut fahren mit Isofix-Sitzen auch Eilige oder wenn Regen im Spiel ist. Doch Tests legen auch offen, dass Isofix-Sitze nicht immer sicherer sind als solche mit Gurten. Zudem kann es umständlich sein, einen Sitz mit Isofix-Halterung in mehreren Autos zu nutzen, da sie oft schwer und unhandlich sind. Auch sind nicht alle mit allen Fahrzeugen kompatibel. Die Isofix-Befestigung ist oft die einfachere Variante.

Isofix-Kindersitze: Nicht immer die beste Wahl

Stärken

Schwächen

Grundsätzlich ist Isofix tendenziell besser als der Autogurt, aber es gibt eben Ausnahmen von der Regel. Ausschlaggebend sind natürlich die Testergebnisse. – Stiftung Warentest im August 2020 auf eine Useranfrage

Die besten Isofixsitze für Babys

Die besten Isofixsitze bis 4 Jahre

Mini-Lexikon: Was ist Isofix, was i-Size, was Top Tether?

  • Isofix: Einrast-System für Autokindersitze, bei denen die Isofix-Nasen unten am Sitz in dazu passende Isofix-Ösen des Autos einrasten. Die Tester sind sich einig: Das geht schneller, besser und schließt Fehlerrisiken beim Einbau nahezu aus. Weiterer Vorteil ist, dass Isofix-Sitze auch Leerfahrten sichern und die Kurvenstabilität erhöhen.

Suchen Sie einen guten Isofix-Sitz? In unserer Bestenliste finden Sie Tests und Kundenbewertungen zu zahlreichen Isofix-Sitzen der unterschiedlichsten Alters-, Gewichts- und Preisklassen.

  • i-Size: Seit 2013 gibt es die i-Size-Norm (ECE-R129), die Kindersitze nicht mehr nach dem Gewicht, sondern nach bestimmten Bereichen der Körpergröße einteilt. i-Size ist der aktuellste Sicherheitsstandard für Autokindersitze und stellt härtere Anforderungen an die Zulassung von Kindersitzen als die bisherigen Normen. Da es für eine korrekte Gurtführung maßgeblich auf die passende Sitzgröße ankommt, gehört auch dieser Punkt zum Thema Schutzwirkung eines Sitzes durch richtiges Anschnallen.
  • Top Tether: Einige Kinder­sitze verfügen über einen zusätzlichen Haltegurt oben am Kinder­sitz – den sogenannten Top Tether. Bei Isofix-Sitzen ist er eine Alternative zum Stützfuß. Wer ihn nutzt, mindert das zusätzliche Verletzungsrisiko vor allem für Babys, da Sitz und Kind bei einem Unfall besser in Position gehalten werden. Verbinden Sie den Top Tether mit dem dafür vorgesehenen Verankerungs­punkt im Fahr­zeug. Diesen finden Sie meist auf der Hutablage oder im Kofferraum.

    Tipp: Die besten Kindersitze mit Top Tether finden Sie hier.

Unsere Besten: Babyschalen mit Gurt

Hintergrund: Sollte ich mich für einen i-Size- oder einen R44/04-Kindersitz entscheiden? 

Derzeit haben Sie die Wahl zwischen Kindersitzen mit i-Size- und R44-Zulassung. Erstere orientieren sich an der Körpergröße, letztere am Gewicht des Kindes. Beide Normen sind derzeit noch parallel gültig. Doch es ist wahrscheinlich, dass R44-Kindersitze auf lange Sicht veralten und i-Size zum allgemein gültigen Standard wird.

Kann mein Kind flach im Kindersitz liegen?

Baby schläft in einer Babyschale Keiner möchte Fehler machen, die sein Kind gefährden. Doch vor allem zu schwach angezogene Gurte sind eine Fehlerquelle beim Anschnallen. Passt mehr als eine Hand unter den Hosenträgergurt, sinkt der Unfallschutz nahezu auf null. (Bildquelle: PublicDomainPictures auf Pixabay)

Ein Ergebnis des Forscherdrangs der Kindersitzhersteller: Es gibt Babyschalen, die sich mit weni­gen Handgriffen in eine flache Liege­position bringen lassen. Manche Modelle wie die Joie i-Level, Testsiegerin bei Stiftung Warentest, können Sie auch während der Fahrt in dieser Position nutzen. Achten Sie aber genau auf die Zulassung Ihrer Babyschale. Sinn und Zweck der halb aufrechten Sitzposition von Babys ist die bessere Kräfteverteilung bei einem Aufprall. Im Normalfall sind die Schalen so gebaut, dass die entstehenden Kräfte vom Sitz absorbiert werden können – das bietet Ihrem Baby optimalen Schutz. Bei flach eingestellten Rückenlehnen werden die Kräfte aber kaum über die Schalenlehne abgefangen, sondern wirken stark auf den integrierten Hosenträgergurt, der das Kind an den Schultern zurückhält.

Fazit

Eine straffe Gurtführung ist entscheidend für das Schutzniveau eines Kindersitzes. Auch der Sitz selbst muss richtig installiert sein. Im Testmarkt finden Sie viele mit guter Handhabung, auch günstige. Orientieren Sie sich beim Kauf an Tests und studieren Sie die Bedienungsanleitung.

Die besten Kindersitze bei Stiftung Warentest

von Sonja Leibinger

Fachredakteurin im Ressort Home & Life – bei Testberichte.de seit 2012.

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