Die sogenannten „Kurzlieger“ sind derzeit die am weitesten verbreiteten Liegeräder, wobei ihnen die urbanen Scooter sowie Trikes (siehe Ratgeber „Trikes und Scooter“) mächtig Konkurrenz machen. Sie sind relativ wendig und lassen sich daher auch in der Stadt gut fahren. „Tieflieger“ wiederum richten sich hauptsächlich an sportliche Fahrer. Die ursprüngliche Form des Liegerades, der Langlieger, spielt kaum mehr eine Rolle auf dem Markt.
Kurz-, Tief- oder Langlieger?
Die Zuordnung als Kurz-, Tief- und Langlieger hängt vom Aufbau des Rades ab. Bei Kurzliegern ist das Tretlager vor dem Vorderrad angebracht, sie sind daher relativ kompakt und – obwohl der Eindruck aufgrund der geringen Höhe häufig täuscht – selten länger als ein normales Rad. Das Tretlager selbst ist in der Regel etwas höher als der Sitz positioniert, der wiederum meist in 30 bis 50 Zentimeter Höhe liegt und dementsprechend einen guten Kompromiss aus windschlüpfriger Aerodynamik und guter Verkehrsübersicht bietet. Dies sowie ihre relative Wendigkeit sind die Hauptgründe dafür, dass viele Kurzlieger sich gut für die Stadt eignen. Sie gelten aber, wie fast alle Liegeräder, auch als ideale Reise- und Tourenräder. Der Schwerpunkt liegt meist mittig, weswegen Kurzlieger ein sicheres Fahrgefühl vermitteln und vor allem gute Bremseigenschaften an den Tag legen – kein Wunder also, dass sich die meisten für ein Modell dieses Typs entscheiden. Sportliche Fahrer hingegen ziehen Tieflieger, eine Variation der
Kurzlieger, vor. Kennzeichen sind eine niedrige Sitzhöhe und eine größere Tretlagererhöhung. Bei den extremsten Tiefliegern sitzt der Fahrer bei perfekter Windschlüpfrigkeit nur 15 bis 20 Zentimeter über dem Boden, das Tretlager wiederum deutlich über Sitzhöhe, was die Balance des Rades erschwert – eine Hürde für Anfänger. Das hat zur Folge, dass die oft auch in der Ausstattung, etwa bei der Federung, abgespeckten Liegeräder sehr wendig und vor allem sehr schnell sind – nicht selten flotter als ein Rennrad. Aufgrund der schlechteren Übersicht taugen sie allerdings weniger gut für den Stadteinsatz, ihre Stärken sind spritzige Touren, Sprints und reine Tempofahrten. Tieflieger gibt es in drei Formen, die je nach Sitzhöhe als „Lowracer“ (bis 20 Zentimeter), „Semitieflieger“ (bis etwa 45 Zentimeter) und „Highracer“ (ab 50 Zentimeter, große 24- oder 26-Zoll-Reifen) bezeichnet werden. Lowracer sind reinrassige Sportgeräte, Semitieflieger wiederum sportlich-agil und trotzdem alltagstauglich sowie tourengeeignet, während Lowracer sich durch einen höheren Komfort sowie guten Überblick auszeichnen und sich für bequeme Touren oder den Stadteinsatz eignen. Langlieger wiederum zeichnen sich durch ein hinter dem Vorderrad montiertes Tretlager aus. Sie sind daher länger und weniger wendig, bieten dafür ein hohe Laufruhe bei Geradeausfahrten. Ein hoher Radstand sorgt für Übersicht, außerdem kann ein Langlieger meist kräftig bepackt werden. Lange Zeit galten sie daher als Idealbesetzung für Touren und Reisen. Mittlerweile sind sie allerdings von den vielseitiger einsetzbaren Kurzliegern weitgehend verdrängt worden.Lenkerfrage
Die Position des Lenkers hat einen Einfluss auf das Fahrverhalten und die Eingewöhnung. Anfänger tun sich mit Oberlenker häufig leichter, da die Haltung der eines normalen Fahrrads entspricht und die Steuerbefehle wegen des fehlenden Lenkgestänges direkt übertragen werden. Dank angewinkelter Arme ist die Aerodynamik meist besser, vor allem bei Tiller- und Deichsellenker (Vorbau ragt nach hinten). Auf längeren Strecken strengt ein Oberlenker jedoch die Armuskeln an, weswegen vor allem Tourenfahrer einen seitlich neben der Sitzschale angebrachten Untenlenker bevorzugen, der entspannender für die Arme ist. Modelle mit Untenlenker lassen sich zudem meist einfacher zum Beispiel in einem Auto verstauen, während Oberlenkermodelle sich bequemer schieben lassen und auch einen einfacheren Ein-/Ausstieg ermöglichen – ebenfalls optimal für Anfänger oder auch bei Stadtfahrten. Am schwierigsten zu beherrschen ist ein unterhalb des Sitzes angebrachter Knicklenker. Hier erfolgt die Lenkbewegung nämlich primär mittels Gewichtsverlagerung beziehungsweise mit den Beinen und weniger durch die Arme. Wer diese Kunst beherrscht, kann allerdings auf dem Liegerad auch freihändig fahren.

