Ein neues Konzept: Always On, Always Connected
Glaubt man aktuellen Online-Umfragen, so ist die niedrige Akkulaufzeit mit weitem Abstand der größte Nervfaktor an modernen Mobilgeräten. Was nützen all die schönen Streaming-, Cloud- und AR-Funktionen, wenn bei ihrer Nutzung nach drei, vier Stunden schon wieder die Steckdose ruft? Auch die Hersteller haben das Problem erkannt, kommen bei den Lösungen aber selten über ein Vergrößern des Akkus hinaus – und oft hilft auch das nur in engen Grenzen. Microsoft und Qualcomm haben daher sogenannte "Always On, Always Connected"-Geräte ersonnen, bei denen die Ausdauer auf andere Weise erzielt werden soll.
Beim Lenovo Miix 630 wird zu diesem Zweck auf eine Kombination aus Smartphone-Chipsatz und abgespecktem Windows gesetzt. Richtig gelesen: Im Notebook arbeitet mit dem Snapdragon 835 von Qualcomm ein Chipsatz auf ARM-Basis, wie er typisch für Smartphones und Tablets ist. Möglich wird dies nur durch die enorme Leistungssteigerung der Smartphone-Chipsätze in den vergangenen Jahren einerseits und die deutlich abgespeckte und daher auch auf diesen Chipsätzen flüssiger laufende Windows-Variante 10 S andererseits.
Ist Windows 10 S wirklich so viel flüssiger?
An dieser Frage scheiden sich die Geister. Beim Microsoft Surface Go haben Tester nämlich festgestellt, dass ein (zum Glück mögliches!) Upgrade auf die vollwertige Windows-Version 10 Pro keinen signifikanten Performance-Unterschied erbracht hat. Stattdessen ärgerte man sich über die zahlreichen Einschränkungen am S-System: So lassen sich nur Apps aus dem Windows Store installieren, jedoch keine Programme via EXE-Befehl und auch keine anderen Apps. Ferner kann außer dem Edge-Browser kein anderer Browser verwendet werden, die Standardsuchmaschine ist somit auch Bing und kann nicht zum Beispiel auf Google geändert werden.Der Unterschied ist jedoch, dass das Surface Go zwar einen abgespeckten Mobil-Prozessor verwendet, aber noch immer Welten zwischen diesem und einem ARM-Chipsatz liegen. Die bisherigen Erfahrungen mit Windows 10 S sind also nur bedingt auf das Miix 630 übertragbar. Ein Upgrade wird auch hier möglich sein, wirklich empfehlen möchte man es jedoch nicht. Und so sollten sich Käufer des Lenovos mit dem Gedanken anfreunden können, dass hier alles extrem auf das Microsoft-Ökosystem zugeschnitten ist und Alternativen kaum möglich sind. Immerhin: Im ersten Test läuft Windows 10 S auf dem Convertible jedenfalls sehr flüssig. Wie von einem ARM-Chipsatz erwartbar, fällt die Power für moderne Spiele zu gering aus, doch die Bedienung des Systems, das Surfen im Internet und Textverarbeitungs- und sogar einfache Bildbearbeitungsaufgaben sind völlig ruckelfrei möglich.
Wird denn die gewünschte Ausdauer geliefert?
Angesichts der Kompromisse bei Leistung und Systemumfang wird der geneigte Käufer nun natürlich erwarten, dass wenigstens das Ausdauerziel erreicht wird. Und tatsächlich: Hier glänzt das Lenovo Miix 630 heller als jedes andere derzeitige Convertible am Markt. Sage und schreibe 16:14 Stunden hielt das Notebook mit dem abnehmbaren Tablet-Display durch. Und das nicht nur einfach im Standby- oder Niedrignutzungsprofil, sondern bei permanentem Video-Streamings via WLAN! Die meisten Notebooks schaffen da kaum die Hälfte, einige Modelle vielleicht mal 10 bis 12 Stunden.
Bei anderen Anwendungsprofilen erreicht das Convertible zwar nicht ganz so enorme Ausdauerwerte, es bewegt sich aber immer in der Spitzengruppe. Und es lädt schnell: Nach deutlich unter zwei Stunden ist das Gerät wieder einsetzfähig, mehr als 90 % Ladung stehen dann in der Anzeige. notebooks-und-mobiles.de zeigt sich jedenfalls positiv überrascht.