Vollautomatische Blutdruckmessung statt klassischer Methode mit Pumpball und Stethoskop - für die Heimanwendung in den meisten Fällen eine sinnvolle Weiterentwicklung. Boso hingegen, der Firmenname ist ein Kompositum aus Bosch und Söhne, setzt bei seinem Portfolio-Management auf eine andere Formel: Blutdruckmessgeräte in allen Varianten. Nach alter und moderner Methode, klassisch-analog, halbautomatisch oder vollautomatisch, wahlweise per Oberarm- oder Handgelenksmessung. Boso macht es ganz ähnlich wie Omron, Beurer oder Medisana: Ein Vollsortimenter, der jedem Einsatzbereich ein anderes Modell zuweist.
Klassiker mit Stethoskop und Halbautomaten
Grundsätzlich werden Geräte für den professionellen Einsatz und den Hausgebrauch unterschieden. Bei den hier allein interessierenden Heimgeräten fallen zunächst zwei Grundtypen ins Auge: Modelle wie das classic privat, BS 90, varius privat oder egotst, die sämtlich mit integriertem Stethoskop und Blasebalgtechnik daherkommen; andererseits das medicus smart mit Pumpball und Digitalanzeige als eine Art Hybridlösung zwischen klassischer und moderner Blutdruckmessung. Das Unternehmen erörtert plausibel, weshalb es an solchen Klassikern auch im digitalen Zeitalter festhält: Patienten mit Herzrhythmusstörungen erhalten so in Heimdiagnose bessere Informationen über ihren Gesundheitsstatus als mit einem Automaten. Gut ablesbare Skalen vermeiden dabei, dass diese Geräte Ungeübten oder einer älteren Kundschaft verschlossen bleiben.
Oberarm- und Handgelenkgeräte
Doch auch bei den Vollautomaten in einer klassischen Variante – soweit man die Digital-Blutdruckmesser inzwischen so kategorisieren darf – hat Boso die Nase vorn. Die Geräte zur Oberarmmessung gelten als messgenau, einfach in der Handhabung und gut ausgestattet. Geräte für die Handgelenksmessung stehen bei Boso den Oberarmgeräten in Hinsicht auf die Messgenauigkeit in nichts nach, sind aber deutlich einfacher in der Handhabung. Unter der Annahme, dass es bei technisch ausgereiften Vollautomaten keine signifikante Abweichung des gemessenen vom tatsächlichen Druckwert mehr gibt, sollte nur noch der Arterienzustand des Patienten über die bevorzugte Messmethode entscheiden. Menschen mit Gefäßverengungen nämlich, so schreibt Boso auf seiner Homepage, sollten besser auf ein Oberarmgerät zurückgreifen. Dasselbe gelte für Diabetiker.
Stereotype Funktionsumfänge
Boso-Geräte besitzen ganz ähnliche Funktionsumfänge. Messwertspeicher für Einzelpersonen oder Paare, wahlweise mit Gastmodus ohne Speicher und Langzeitprofil, bieten einen Überblick über die letzten Messwerte. Wer auf eine medikamentöse Blutdruck-Therapie angewiesen ist oder seinen Blutdruck langfristig überwachen möchte, greift am besten zu einem Basismodell mit 30 (medicus x, medicus control, prestige, medilife S) oder einem höherwertigen Modell mit 60 (medicus vital), 90 (medicus exclusive, medistar+) oder gar 280 Speicherplätzen (medilife PC 3). Mit noch mehr Aussagekraft für die Beurteilung des Blutdrucks lassen sich die Modelle mit Mittelwertanzeige belegen – immer vor dem Hintergrund, dass es eine gewisse Streubreite der Messergebnisse gibt und eine Einzelmessung keinen für den Blutdruck repräsentativen Wert liefert. Noch weiter kommt man mit der Tri-Check-Funktion. Boso-Geräte mit dieser Zusatzfunktion messen den Blutdruck dreimal hintereinander im Abstand von einer Minute und errechnen daraus im Anschluss den Mittelwert.
WHO-Beurteilungsskala, Arrhythmie-Häufigkeit und Sprachausgabe
Bei Boso eigentlich Ehrensache: Eine Bewertungsskala für die Druckwerte-Beurteilung nach den Richtlinien der WHO (Welt-Gesundheitsorganisation). Anhand dieser Skala lassen sich der obere (systolische) und der untere (diastolische) Blutdruckwert auf den ersten Blick erfassen einem bestimmten Bereich (optimal, normal, noch normal, eindeutig hoch) zuordnen. Bei der Arrhthymie-Erkennung hat Boso einen weiteren Evolutions-Schritt vollzogen. Denn Modelle wie das medicus family 4 oder das medicus vital, beides Oberarmmessgeräte, können das persönliche Herzinfarkt- oder Schlaganfallrisiko durch Informationen über die Arrhythmie-Häufigkeit noch besser einordnen. Kenner werden wissen, dass auch die richtige Anwendung die Messgenauigkeit eines Geräts beeinflusst. Boso vermindert Fehlbedienungsrisiken mit dem Einbau von Bewegungssensoren und anschließbaren Manschetten für unterschiedliche Armumfänge. Schlussendlich stellt Boso mit dem exclusive ein Oberarmgerät zur Verfügung, das mit zuschaltbarer Sprachausgabe Menschen aufhilft, die sehbehindert oder an hohen Komfortwerten interessiert sind.
von
Sonja Leibinger
Fachredakteurin im Ressort Home & Life – bei Testberichte.de seit 2012.