13.09.2019
7.2
Endlich ist wieder die Kamera der Star
Stärken
- gute Kamera, auch bei schlechtem Licht
- Benachrichtigungs-LED
- pures Android One mit Update-Garantie
- Gehäuse vermeidet angenehmerweise Fingerabdrücke
Schwächen
- nur elektronische Bildstabilisierung
- IPS-Display kann nicht mit OLEDs mithalten
Zeiss-Kooperation ausgeweitet
Das Nokia 7.2 stellt endlich wieder die alte Stärke in den Vordergrund: Alles an dem Mittelklasse-Smartphone ist auf die eindrucksvolle 48-Megapixel-Kamera zugeschnitten, die auch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Resultate hervorzaubern soll. Das Geheimnis ist hierbei die enge Verzahnung aus Hardware und Software. Beim 7.2 stammt diesmal nämlich nicht nur die Linsentechnik aus den Laboren von Zeiss, die Kooperation wurde auch auf die weitergehende Bildbearbeitung und Extras der Kamera-App ausgedehnt. Nach Ansicht von Nokia könne der Hersteller der Optik am besten beurteilen, wie man deren Eigenschaften in der Software berücksichtige. Die Ergebnisse scheinen dem Unternehmen Recht zu geben, erste Fotos bei schlechtem Licht zeigen in Tests verblüffend gute Resultate. Dunkle Bereiche wie Blätter werden angemessen aufgehellt, ohne den Himmel zu überstrahlen und so Wolkenstrukturen eines regenverhangenen Tages buchstäblich auszublenden.
Drei Hilfsmittel für bessere Low-Light-Fotos
Damit die Ergebnisse so gut aussehen, hat Nokia zusammen mit Zeiss vor allem auf drei Techniken gesetzt. Da wäre zum einen die schon von früheren Nokia-Handys her bekannte 4-zu-1-Technologie: Der Hauptsensor besitzt eindrucksvolle 48 Megapixel, in der Voreinstellung werden Ihre Bilder aber nur mit 12 Megapixeln abgespeichert – allein schon, um die Größe handhabbar zu halten. Dabei werden jeweils 4 Sensorpixel zu einem gemeinsamen Bildpixel verrechnet. Dies hilft einerseits, fehlerhafte Bildinformationen zu eliminieren, zum anderen bestehen bei schlechtem Licht so vier Chancen, dass genügend Licht für die Erlangung der Farbinformation eingefangen wird. Ergänzt wird dies zweitens um eine sehr lichtstarke Blende von f/1.6, was Sie im Smartphone-Bereich noch immer vergleichsweise selten finden werden. Drittens wird die moderne HDR-Technik überzeugend eingesetzt: Sie ist primär für die lokale Kontrastangleichung zuständig, ohne den Rest des Bildes zu überstrahlen.
Weniger überzeugend: Bokeh-Aufnahmen
So klasse die Aufnahmen im schwachen Licht und erst recht bei Sonnenschein wirken, die Kamera kommt vereinzelt aber auch an ihre Grenzen. Dies betrifft insbesondere Bokeh-Aufnahmen, also die berühmten Portraits mit unscharfem Hintergrund. Das Nokia 7.2 soll erstmals für Smartphones auch genau das Gegenteil beherrschen: Sie können den Vordergrund unscharf verschwimmen lassen und stattdessen ein Motiv im Hintergrund scharfstellen. Theoretisch. Denn in der Realität haben Tester hier festgestellt, dass die Kamera die verschiedenen Schärfeebenen nur ungenügend getrennt bekommt. Das Ergebnis sind eher willkürlich wirkend verteilte Schärfe- und Unschärfe-Bereiche. Darüber hinaus tut sich das 7.2 schwer mit Videoaufnahmen aus der Bewegung heraus oder Fotos mit hohen Zoom-Stufen. Denn weder gibt es einen nennenswerten optischen Zoom noch eine optische Bildstabilisierung. Die sind jeweils rein elektronisch gelöst. Gleichwohl muss festgehalten werden: Das Nokia 7.2 wird es ab 300 Euro zu kaufen geben – angesichts dessen spielt die Kamera trotzdem in einer weit höheren Liga.