Zusätzlich zu einem Flachbettscanner ist der Laserjet Pro 200 MFP M275nw mit einer kleinen Kamera ausgestattet. Diese ermöglicht es dem Drucker von HP, auch dreidimensionale Objekt aufzunehmen. Die Größe dieser Objekte ist zwar sehr begrenzt. Trotzdem kann die Zusatzfunktion, mit der HP als erster Hersteller den Markt für Multifunktionsgeräte bereichert, unter Umständen im Alltag recht hilfreich sein.
Kleinere Gegenstände, wie etwa Schmuck, Modellautos oder ähnliches, die auf Internetplattformen vertickt und daher vorher möglichst gut digitalisiert werden sollen, lassen sich mit einem herkömmlichen Flachbettscanner kaum ordentlich aufnehmen. Dies gilt vor allem für Multifunktionsgeräte, da diese in der Regel mit einem einfachen CIS-Scanner ausgestattet sind. Deren einfache Lichttechnik erlaubt kaum Tiefenschärfe, sie stoßen daher sogar schon bei Büchern, die nicht plan auf dem Vorlagenglas aufliegen, häufig an ihre Grenzen – und erst recht bei dreidimensionalen Objekten.
Einfacher und vor allem besser soll dies in Zukunft mit dem HP-Multifunktionsgerät gehen. Die Kamera kann ausgeklappt werden und nimmt Objekte mit einer Auflösung von 245 dpi auf – das ist nicht viel, sollte aber zum Beispiel für Produktfotos, die auf den erwähnten Internetplattformen eingestellt werden sollen, vollkommen ausreichen. Ein 3D-Scan, wie von HP angekündigt, stellt das Gerät allerdings genau genommen nicht her, denn das Objekt wird schließlich nur abfotografiert und nicht als räumliches Gitter digitalisiert wie bei einem echten 3D-Scanner. Zur (semi-) professionellen Weiterverarbeitung als 3D-Scans eignen sich die Aufnahmen daher nicht.
Über dieses originelle und unter Umständen sehr nützliche Feature hinaus handelt es sich bei dem neuen Gerät um einen eher durchschnittlich potenten Farb-Multifunktionslaser. So ist die LAN- und WLAN-Funktionalität des Gerätes zwar sehr erfreulich, außerdem versteht er sich auf die gängigen Druckersprachen. Eher dürftig sind dagegen die Kapazität des Papierfachs (150 Blatt) sowie die Druckgeschwindigkeit, die bei 17 Seiten in der Minute im S/W- sowie 4 im Farbmodus liegt. Auf die erste Seite muss der Benutzer sogar fast eine Ewigkeit warten: 16 Sekunden vergehen bei S/W-, 27 bei Farbseiten. Duplexausdrucke wiederum, ein für den Büroeinsatz unverzichtbares Features, können nur manuell erstellt werden, und eine automatische Dokumentenzufuhr fehlt ebenfalls.
Angesichts dieses Leistungspaketes kommt einem daher der Verdacht, HP wollte unbedingt verhindern, dass der Endpreis des Geräts durch die Wolken schießt – schließlich soll es trotz des innovativen Features noch für Endkunden attraktiv bleiben. Für einen Bürodrucker ist der Farblaser allerdings zu dürftig ausgestattet, für Privatanwender wiederum trotz der abgespeckten Ausstattung wahrscheinlich zu teuer: In den Statten soll er HP 400 Dollar einbringen. Zum Schluss stellt sich daher die Frage, weswegen HP nicht einen Multifunktionsdrucker mit Tintenstrahltechnologie als Träger für die „3D-Kamera“ ausgewählt hat – die Anschaffungskosten hätten niedriger gehalten werden können, und zwar selbst bei einer besseren Ausstattung. Außerdem sind Tintenstrahler unter Privatanwender wesentlich beliebter als Farblaser, was nicht zuletzt daran liegt, weil sie ihnen in puncto Fotodruck deutlich überlegen sind. Und gerade dies wiederum bietet sich bei einem 3D-Foto, das vom selben Gerät erstellt wurde, ja geradezu wie von selbst an ...
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- Erschienen: 05.07.2012 | Ausgabe: 7/2012
- Details zum Test
„gut“
„Der TopShot LaserJet Pro M275 ist ein Multifunktionsgerät der besonderen Art. Anwender, die ihn für das Scannen von dreidimensionalen, nicht ganz so großen Gegenständen nutzen möchten, werden ihn nicht mehr missen wollen. Für mittlere und große Druckjobs allerdings ist das MFP nicht gedacht. Der Ausdruck oder die Kopie für ‚zwischendurch am Arbeitsplatz‘ ist aber auch kein Problem für den LaserJet.“