Luftbefeuchter im Test: Wie urteilen Testmagazine und was führt zur Abwertung?
Je nach Vernebelungsleistung, Betriebsgeräusch und Bedienfreundlichkeit absolvieren Luftbefeuchter die Testreihen mit sehr unterschiedlichen Noten. Testsieger in der Sparte Ultraschall-Luftbefeuchter fallen nicht allein durch die schiere Vernebelungsleistung, sondern vor allem durch ihre Nebelqualität auf – wie fein also die erzeugten Wassertröpfchen sind und wie gleichmäßig sie in der Raumluft verteilt werden. Schwerer, schnell zu Boden sinkender Nebel führt etwa beim Testmagazin Haus & Garten Test zur Abwertung im Teilurteil „Funktion“, zu viel Eigenbenetzung des Geräts missfällt den Testredakteuren außerdem. Je präziser ein Hygrostat-bewehrter Luftbefeuchter arbeitet, desto höher seine Chancen, die Redaktion als „höchstfunktionaler, top-moderner Luftbefeuchter“ zu begeistern (Haus & Garten Test 1/2015 zum Testsieger Stadler Form Oskar Big).Auch die Handhabung spielt eine zentrale Rolle: Je einfacher ein Gerät sich reinigen lässt, desto besser für die Notenbilanz. Weist nach Meinung der Tester die Bedienungsanleitung eines Lufbefeuchters noch klare Reserven auf, drückt auch dies ein an sich leistungsfähiges Gerät im Notenranking. Gut ist ein Luftbefeuchter außerdem nur, wenn er so leise läuft, dass er nachts den Schlaf nicht stört (z. B. Philips HU4803) und so das "Optimum aus der Ultraschall-Technologie herausholt" (Haus & Garten Test zum Steba LB 7). Rein technische Daten wie die Anzahl der Leistungsstufen, elektrische Leistung oder Ausstattung müssen zu den Bedürfnissen der Nutzer passen und werden von Testmagazinen daher nur vergleichend gelistet statt benotet.
Dagegen kann sich ein ungünstiges Verhältnis von Energieverbrauch und erzeugter Wassernebelmenge durchaus mit einem schlechteren Teilurteil in „Ökologie“ rächen. In Vergleichstests gilt das Augenmerk auch der verwendeten Technologie. Denn zwischen den Haupttypen von Luftbefeuchtern bestehen signifikante Unterschiede bei Energieverbrauch, Effizienz und im Vergleich der spezifischen Vor- und Nachteile. Tatsächlich ist die Vielfalt unter den Geräten immens. Es gibt nicht weniger als drei grundlegend verschiedene Typen: Ultraschall-Luftbefeuchter, Verdampfer und Verdunster.
Leiser Nebel: Zerstäuber mit Ultraschall
Wer Luftbefeuchter nur als unhandliche Teile kennt, dem bietet der ADE-HM 1800 ein paar Überraschungen. So kann man den Mini-Befeuchter mit USB-Kabel und Kfz-Anschlussadapter betreiben. Eine "absolute Empfehlung für unterwegs", meint hausgeraete-test.de. (Bildquelle: amazon.de)
Viele Menschen greifen zunächst zu einem Zerstäuber, denn diese Bauart ist die preiswerteste. Ein solches Gerät – auch als Diffuser oder Vernebler auf dem Markt – nutzt Ultraschall oder kleine Druckdüsen, mit denen es das Wasser aus dem Wassertank zu winzigen Tröpfchen vernebelt und in den Raum sprüht. Ein Ultraschall-Modul zerstäubt das in den Wassertank gefüllte Wasser zu einem dünnen Nebel, der leise aus dem Gerät aufsteigt. Der Energieverbrauch ist dabei sehr niedrig, was im Vergleich der unterschiedlichen Luftbefeuchter-Technologien ganz besonders positiv auffällt. Der feuchte Nebel sorgt aber nicht nur für eine höhere Luftfeuchtigkeit, sondern auch für einen Kühlungseffekt. Allerdings sollten Sie aufpassen, wie viel Feuchtigkeit in die Umgebung gelangt, andernfalls sammelt sich schnell ein feuchter Niederschlag auf Ihren Möbeln.
Ferner bringen Geräte mit Zerstäuber-Technik weitere Nachteile mit sich. Denn die feine Zerstäubung bedeutet auch eine Lungengängigkeit der Partikel. Mit dem Wasser werden außerdem Bakterien und Keime in der Luft verbreitet, die sich in dem Gerät leider nur zu schnell entwickeln; denn im Vergleich zu den Verdampfern wird hier nichts erhitzt und somit abgetötet. Eine regelmäßige Intensivreinigung ist daher unbedingt nötig. Aus diesem Grund sollten Sie beim Kauf unbedingt darauf achten, dass das Gerät leicht zu öffnen und der gesamte Wassertank für die Reinigung zugänglich ist. Mit dem Hinweis auf einen Luftbefeuchter-Test der Schweizer Verbraucherzeitschrift K-Tipp findet die Stiftung Warentest zu den Ultraschall-Zerstäubern noch etwas deutlichere Worte: Ultraschall-Zerstäuber erwiesen im Test sich als echte Keimschleudern. Asthmatiker sollten sie deshalb links liegen lassen.
Luftbefeuchter mit geringem Stromverbrauch
Verdampfer: Keimfreie, aber kostspielige Luftbefeuchtung
Verdampfer stehen für bakterien- und kalkfreie Luftbefeuchtung, bedürfen durch das Aufkochen des Wassers aber ein Mehrfaches der für die Zerstäubertechnik benötigten Energie. (Bildquelle: boneco.com)
Aus gesundheitlicher Sicht sind eigentlich Verdampfer die bessere Wahl. Hier wird das Wasser schlicht zum Sieden gebracht, was nicht nur den gewünschten Wasserdampf erzeugt, sondern auch Bakterien und Keime abtötet. Auch Pilze haben so keine Chance. Darüber hinaus ist die Befeuchtungsleistung von Verdampfern höher – sie können also größere Räume abdecken. Hierbei sollte man am besten auf Heizelement-Verdampfer zurückgreifen, da diese wie ein Wasserkocher arbeiten und auch destilliertes Wasser verwenden können. Das minimiert erheblich den Reinigungsaufwand.
Sonderling Elektroden-Verdampfer: Nur mit leitfähigem Wasser verwenden
Alternativ gibt es die Elektroden-Verdampfer. Diese benötigen aber eben leitfähiges Wasser, weshalb Sie destilliertes oder entmineralisiertes Wasser nicht verwenden können. Dadurch bilden sich unschöne Kalk- und Mineralienablagerungen, die wiederum die Wirksamkeit beeinträchtigen können. Einen Nachteil haben aber alle Geräte mit Verdampfer-Technologie gemeinsam: Sie verbrauchen sehr viel Strom, wenn sie die Luft im Dauerbetrieb befeuchen. Darüber hinaus droht gerade aufgrund der hohen Befeuchtungsleistung schnell eine Überbefeuchtung mit feuchtem Niederschlag. Ein dosierer Einsatz solcher Verdampfer bleibt also unbedingt ratsam.Luftbefeuchter mit hoher Luftleistung
Die besten Lufbefeuchter mit Keim-Management
Die in Verdunstern verbauten Filterkassetten sind ein ausgezeichneter Nährboden für Keime. In Tests kommt es daher maßgeblich darauf an, wie leicht sich ein solches Gerät reinigen lässt. Für einen hygienischen Betrieb empfiehlt Stadler Form, die Filterkassetten des „Oskar“ alle zwei bis drei Monate auszutauschen. (Bildquelle: amazon.de)
Verdunster: Räume schonend und gleichmäßig befeuchten
Verdunster gelten als die „schonende“, auch stromsparende und leise Variante der Luftbefeuchtung. Diese Geräte führen die angesogene Raumluft über Filtermatten, Kassetten oder Walzen, die in einem Wasserbecken hängen. Der darüber hinweg streichende Luftstrom nimmt die Flüssigkeit auf und gibt sie an die Raumluft weiter.Das klingt simpel, hat aber gleich mehrere Vorteile. Zum einen bilden sich keine lungengängigen Aerosole und eine Überfeuchtung ist praktisch ausgeschlossen. Zum anderen nimmt die Luft nur so viel Wasser auf, wie sie auch natürlich absorbieren kann. Gehobene Modelle arbeiten mit einem Hygrostaten zusammen, der die Luftfeuchtigkeit automatisch mit dem Wunschwert abgleicht, diesen selbstständig ansteuert und abschaltet, sobald Überfeuchtung droht.
Mit den Vorteilen nehmen Verdunster aber auch die Nachteile mit. Ohne entsprechende Pflege mutiert der Wassertank zum Eintopf für Einzeller, und weil hier nichts abgekocht wird, droht wie bei den Zerstäubern eine hohe Keimbelastung. Darüber hinaus bieten die Filtermatten und Lamellen selbst einen idealen Vermehrungsboden für weitere Keimgenerationen. Auch bei der als natürlich besungenen Verdunstungsmethode müssen Sie sich also sehr regelmäßig um die Desinfektion kümmern, wenn der Keimbefall auch eher das Gerät selbst betrifft als die Luft.
Welche Strategie nutzen die Hersteller gegen Bakterienausstoß?
Auf diesem Feld punkten vor allem Philips („VitaShield“, „NanoCloud“, „IPS-Technologie“), Boneco (automatischer Reinigungsmodus z. B. beim Verneber U700, 2-in-1-Wasserfilter) oder Trotec. Aber auch UV-Licht, spezialisierte Filter, Luftionisierung oder Silberionen kommen bei verschiedenen Fabrikaten zum Einsatz, um das Entstehen von Keimen und Bakterien zu minimieren. Insoweit sind einige der Pollen-, Tierhaar- oder Staub-filternden Luftbefeuchter auch für Allergiker interessant. Tipp: Gute Filter garantieren über 97 Prozent weniger Bakterienausstoß. Ungeachtet der rein technischen Keim-Prävention des Geräts, das Ihnen vorschwebt, sollten Sie den Wassertank regelmäßig reinigen und niemals Wasser verwenden, das mehrere Tage im Wassertank stand.Tipp: Verzichten Sie auf teure Spezialreiniger
Um Keimen die Nahrungsgrundlage zu entziehen, bieten etliche Hersteller eigene Spezialdesinfektionsmittel an. Doch wie so oft bei solchen Produkten gibt es dafür weitaus preiswertere Alternativen. Da wäre zum einen handelsüblicher Essigreiniger. Ein paar Tropfen davon ins Wasser und schon wird das Milieu für Mikroorganismen und Pilze viel zu sauer. Ein wöchentliches Auswischen der Wasserschale oder des Wassertanks sollte dann ausreichen, um unliebsame Überraschungen zu verhindern. Gute Erfahrungen haben die Besitzer solcher Geräte auch mit herkömmlichem Spülmittel gemacht. Eine Alternative sind teurere Modelle mit bereits integrierter UVC-Entkeimung, bei denen das Wasser vorab ultraviolett bestrahlt wird.Warum muss ich auf die Raumgröße achten?
Der Levoit LV600HH vom Typ Zerstäuber für Räume bis 70 m² arbeitet laut Guter Rat mit der höchsten Verneblerkapazität im Test und demnach auf Testsieger-Niveau. (Bildquelle: amazon.de)
Effizient kann ein Raumbefeuchter nur arbeiten, wenn Leistungsvermögen und die Größe des Raums, den Sie befeuchten wollen, gut aufeinander abgestimmt sind. Ist der Raumluftbefeuchter zu schwach für Ihren Raum ausgelegt, wird er die Luft nicht genug befeuchten. Ist er umgekehrt zu groß für Ihren Raum, steigt die Gefahr von Überfeuchtung und Schimmelbildung. Stärker ist demnach nicht unbedingt besser: Vorteile bringt Ihnen ein wattstarker Luftbefeuchter nur dann, wenn Sie einen Raum auf die Schnelle mit Feuchtigkeit anreichern und das Gerät anschließend wieder abschalten möchten.