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Plattenspieler: Immer noch auf Spur!
Sie bieten das, was digitalen Formaten fehlt – ein haptisches und visuelles Erlebnis. Doch nicht nur deshalb liegt die Schallplatte im Trend, auch ihr Klang ist ein echtes Kaufargument. Da lohnt es natürlich, einen Blick auf die Abspielgeräte zu werfen. Was zeichnet Plattenspieler aus??
Riemen rotieren ruhig, DJs drehen direkt
Sobald der Hebel auf Start zeigt, läuft bei Pro-Jects Automat A1 alles voll automatisch. Der Tonarm bewegt sich selbstständig auf die Platte und am Ende der Laufzeit wieder zurück in die Ausgangsposition. (Bildquelle: amazon.de)
Es gibt zwei Antriebsarten: Von einem Plattenspieler mit Riemenantrieb ist die Rede, wenn der Motor den Plattenteller über einen Riemen in Rotation versetzt. Sitzt der Plattenteller direkt auf dem Motor, spricht man von einem Plattenspieler mit Direktantrieb. Die riemengetriebenen Dreher zeichnen sich durch ihre laufruhige, störungsfreie Rotation aus, überzeugen mit sauberem Klang und sind im Heim-Bereich besonders beliebt. Das gilt unter anderem für den Pro-Ject Debut PRO und den Dual CS 429, die in Tests mit tadelloser Verarbeitung und präzisem Klang überzeugen. Eine Preisklasse darunter kann sich Yamahas TT-S303 behaupten, der ebenfalls gut klingt und obendrein eine Phonostufe mitbringt, was einen Verstärker mit Phono-Eingang bzw. einen separaten Phono-Vorverstärker überflüssig macht.
Nachteil: Weil Antriebsriemen verschleißen, müssen Sie irgendwann ersetzt werden. Ein Problem, das direktgetriebene Plattenspieler nicht haben. Eingesetzt werden sie vor allem auf DJ-Pulten, für den Musikgenuss daheim schließt sie das aber keineswegs aus. Der legendäre Technics 1200 etwa, inzwischen als Neuauflage unter dem Namen SL-1200MK7 erhältlich, wird von DJs und HiFi-Enthusiasten gleichermaßen verehrt. Viele moderne Plattenspieler mit Direktantrieb werden ohnehin fürs Wohnzimmer produziert, etwa der Thorens TD 402 DD oder Magnats MTT 990 50th Anniversary, beide mit starken Klangeigenschaften, astreiner Fertigungsqualität und leise rotierenden Drehtellern. Gleichwohl sind es ausschließlich direktgetriebene Laufwerke, die dank ihrer Kraft und Beschleunigung fürs Pitchen, Scratchen und Abstoppen infrage kommen. Darunter der Audio-Technica AT-LP140XP, der in kurzer Zeit seine Drehgeschwindigkeit erreicht und alle typischen DJ-Disziplinen mit Bravour meistert.
Klingt sauber, ist umfangreich ausgestattet und hochwertig verarbeitet: Dual liefert mit dem CS 518 alles, was man braucht zum guten Preis. (Bildquelle: amazon.de)
Klangentscheidend: Tonabnehmer, Tonarme und Phono-Vorverstärker
Ein Laufwerk allein macht noch keinen guten Ton. Entscheidend sind der Tonarm und der daran angebrachte Tonabnehmer, der die Rille auf der Langspielplatte abtastet und in Audiosignale übersetzt. Bei den meisten Plattenspielern können Sie Tonarm und Tonabnehmer tauschen, um den Klang zu optimieren. Wichtig zu wissen: Tonabnehmer teilt man in die Gruppen Moving Coil und Moving Magnet ein. Die sehr weit verbreiteten Moving-Magnet-Systeme (MM), etwa der allseits beliebte Ortofon 2M Red, bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis und harmonieren mit den meisten Tonarmen. Moving-Coil-Abnehmer (MC) wie der Denon DL-103R sind deutlich teurer und benötigen Tonarme mit bestimmten Voraussetzungen, entlohnen dafür aber mit meisterhafter Präzision und Spitzensound.
Damit das Signal mit der richtigen Stärke zur HiFi-Anlage gelangt, wird dem Plattenspieler ein Phono-Vorverstärker zur Seite gestellt. Auch hier sollten Sie die Unterscheidung Moving Magnet bzw. Moving Coil im Blick haben, wobei die meisten Phono-Vorverstärker beides beherrschen. Sitzt der Vorverstärker direkt in der HiFi-Anlage, erkennbar am dafür ausgewiesenen „Phono-Eingang“, brauchen Sie nicht zwingend einen Phono-Vorstärker. Ist ein Entzerrvorverstärker in den Plattenspieler eingebaut, gilt das Gleiche – der Plattenspieler kann nun an einem normalen Aux-Eingang angeschlossen werden. Liefern die integrierten Phono-Stufen keine guten Ergebnisse, lässt sich mit externen Vorverstärkern meist mehr herausholen.
Die besten Phono-Vorverstärker
Bluetooth: Vinyl geht auch drahtlos
Bluetooth setzt sich auch bei Plattenspielern immer häufiger durch und beweist, dass die Dreher im Hier und Jetzt angekommen sind. Ist Bluetooth an Bord, schickt der Spieler die Musik drahtlos zum Kopfhörer, HiFi-Verstärker oder Aktivlautsprecher – teilweise mit aptX HD, also in gehobener Audioqualität. Etwa beim JBL Spinner BT, der darüber hinaus mit abschaltbarer Phonovorstufe und automatischem Stopp glänzt. Etwas teurer, dafür optisch nochmal schicker und mit USB-Digitalisierungsfunktion, präsentiert sich Lencos LBT-345WA. Wird Bluetooth nicht unterstützt, können Sie es über einen passenden Phono-Vorverstärker nachrüsten. Der Phono Box E BT von Pro-Ject etwa hinterlässt im Test einen klasse Eindruck.
Aufstellung und Ausrichtung: Grundlage einer ungestörten Wiedergabe
In der untersten Preiskategorie kann Taec mit dem TN-3B-SE punkten. Tonarm und Design überzeugen vollends, nur auf leichte Motorengeräusche muss man sich in diesem Segment einstellen. (Bildquelle: amazon.de)
Ein Plattenteller soll ungestört rotieren, darf nicht eiern und muss vor Erschütterungen geschützt sein. Daher sollten Sie bei der Aufstellung genügend Platz zwischen Lautsprechern und Plattenspieler einplanen. Im ungünstigsten Falle übertragen sich Vibrationen auf die Nadel, was den Klang verzerrt. Es kann sogar zu Rückkopplungen kommen, wenn der Tonabnehmer den Klang der Boxen mit abnimmt. Besonders nachgiebige Wohnzimmerböden erhöhen das Risiko, dass sich Bodenbewegungen bis zum Plattenspieler vorarbeiten. Schwere Schränke, HiFi-Racks oder sogar Steinplatten als Standfläche reduzieren die Übertragung von Stößen oder Tritten. Tipp: Auch Wandregale entkoppeln hervorragend von Erschütterungen. Um Gleichlaufschwankungen zu verhindern, muss der Plattenspieler präzise ausgerichtet sein, deshalb empfehlen wir eine Wasserwaage als Hilfsmittel. Sie unterstützt dabei, die Füße des Spielers so einzustellen, dass er vorn, hinten, rechts und links exakt im Lot ist.
Nach dem Prinzip „Aufstellen und Genießen“ funktionieren die meisten Plattenspieler nicht. Tonarm, Tonabnehmer und Nadel müssen erst eingestellt werden, damit es gut klingt. In unserem Sechs-Punkte-Guide erklären wir, worauf Sie dabei achten müssen.