Viel NAS und Apps für wenig Geld!
Synology DS124 im Test
Man hat mich im Bekanntenkreis gefragt, ob ich auch mal eine der kleinen Synology Diskstations testen kann, daher hab ich mir mal das kleinste Modell schicken lassen. Für erstaunlich günstige 149,90 Euro eingekauft, erreicht mich eine 1-Bay NAS mit der Bezeichnung DS124 im entsprechend kleinen Karton. Wieso 1-Bay? Meine letzte defekte Festplatte ist über 20 Jahre her und momentan rödeln in meinen Servern und externen USB-Gehäusen insgesamt 61 Festplatten und SSDs. Man kann hier von einer gewissen Zuverlässigkeit sprechen, auch wenn regelmäßige Backups auf externe Medien und/oder in eine Cloud unverzichtbar sind. Besonders die extrem hohen Strompreise in Deutschland machen eine 1-Bay NAS richtig interessant. Und die DS124 entpuppt sich als echter Stromsparer, denn mit meiner verbauten 4 TB großen Samsung SSD zieht sie gerade mal 3,5 Watt. Die einzige NAS, die das in meinen Tests noch unterbieten kann, ist die aktuelle 1-Bay TS-133 von Qnap mit 2,8 Watt.
Die Hardwareinstallation der DS124 gestaltet sich ohne Werkzeug ganz einfach, mit einem kleinen Ruck ist das Gehäuse offen, mit einem Handgriff ist die SSD angesteckt und ein paar Sekunden später ist das Gehäuse auch wieder verschlossen, d. h. nach weniger als einer Minute ist die NAS hardwaretechnisch einsatzbereit. 3,5“ Festplatten können verschraubt werden, für 2,5“ Laufwerke müsste man einen optionalen Laufwerkshalter erwerben, um sie verschrauben zu können, geht aber auch ohne, denn die SSD, die ja fast nichts wiegt, sitzt bombenfest auf dem Stecker. Der Konkurrent Qnap ermöglicht bei seiner 1-Bay, 2,5“-Laufwerke auch ohne zusätzliche Hardware zu verschrauben, indem man in eines der beiden Befestigungsbleche für 3,5″-Festplatten einfach noch zwei zusätzliche Bohrungen angebracht hat, im Hause Synology hat man bei der Konstruktion an dieser Stelle geschlafen.
Die Installation des DSMs (DiskStation Managers) verläuft wie gewohnt, das Anlegen eines Speicherpools plus Btrfs-Volume ist nach einer Minute erledigt, da eine Raid-Synchronisation entfällt. Eine Volume-Verschlüsselung gibt es für die DS124 nicht, dafür lässt sich aber wie gewohnt die Freigabe verschlüsseln.
Ein Blick ins Paketzentrum zeigt fast das gewohnte Softwareangebot – und das bei einer NAS für 150 Euro. Auf den ersten Blick vermisse ich nur den „Virtual Machine Manager“, für den die NAS eindeutig zu unterdimensioniert ist, denn mit ihren fest verbauten 1 GB Arbeitsspeicher, der nicht erweiterbar ist, muss man haushalten. Und die Realtek RTD1619B CPU, hinter der sich ein ARM Cortex-A55 Prozessor aus dem Jahr 2017 verbirgt, macht es nicht besser. Trotzdem bekommt man damit Docker zum Laufen, zu finden unter „Container Manager“, mit dem sich so kleine Sachen wie beispielsweise Pi-Hole realisieren lassen. Ansonsten reicht die Hardware locker für ein privates Datengrab und einen Medienserver zum Streamen, was ich testweise eingerichtet habe und feststellen musste, dass mein fünf Jahre alter Samsung Smart TV den Server sofort erkannt hat, mein neuer OLED Samsung aber nicht. Für den Medienserver von Synology ist es offensichtlich ein Problem, wenn sich ein TV mit Sonder- und Leerzeichen im Namen anmeldet, heißt man muss in den Settings des Samsung-TVs aus dem Namen ´55“ OLED´ das Leerzeichen und die Gänsefüßchen entfernen (55OLED) oder gleich komplett einen sinnvolleren Namen geben. Anschließend wurde auch der Synology Medienserver unter den gefundenen Geräten aufgelistet.
Wer seine Daten über USB einspielen möchte, wird einen entsprechenden Port auf der Vorderseite vermissen, man muss also einen der beiden USB-A Anschlüsse auf der Rückseite verwenden. Gerade im USB-Bereich sind wir von Synology keine Höchstleistungen gewohnt, aber mit 60 MB/s beim Datentransfer von externer SSD auf die NAS-SSD ist ein neuer Tiefpunkt erreicht. Auch die 113 MB/s von der NAS auf die externe SSD sind jetzt nicht unbedingt Highspeed. Bei der sechs Jahre älteren DS718+ waren es wenigstens noch 290 MB/s write und 240 MB/s read. Die Hardware ist eben auf Stromsparen getrimmt und nicht auf Performance.
Auch der 1-GBit Ethernetport schöpft seine Möglichkeiten nicht voll aus, die Übertragungsrate beträgt hier durchschnittlich zirka 100 MB/s von möglichen ca. 115 MB/s bei 35% CPU-Last und 29% RAM-Auslastung beim Schreiben auf verschlüsselte Freigabe, getestet mit einer 70 GByte großen Datei. Aber als privates Datengrab und/oder Medienserver reicht es dick.
Positiv hervorzuheben ist, dass man in die DS124 so ziemlich alle Festplatten eigener Wahl einbauen kann, was bei den neueren Plus-Modellen des Herstellers leider nicht mehr möglich ist. Auch mit ihrem geringen Stromverbrauch liegt die NAS voll im Trend und fällt auf der Stromrechnung kaum auf. Der eingebaute 60mm Systemlüfter hat sich zu keinem Zeitpunkt bemerkbar gemacht, heißt man kann diese NAS auch in der Computerecke unterbringen und muss sie nicht in einem wenig benutzten Raum oder in der Abstellkammer verstecken. Das Angebot der Apps im Paketmanager ist bei Synology einfach unschlagbar, hier findet man wirklich alles, was das Herz begehrt und wer möchte, kann weitere Paketquellen einbinden. Die Oberfläche des DSM ist übersichtlich aufgebaut. Auch Anfänger kommen hier sehr schnell klar. Bei einem Onlineshop würde ich an dieser Stelle fünf ehrliche Sterne und eine ganz klare Kaufempfehlung aussprechen. Insofern ist die DS124 für alle, die sich eine (neue) stromsparende NAS kaufen wollen, durchaus eine Überlegung wert.
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