22.07.2021
(Bildquelle: 8943135 / Pixabay)
Bluetooth-Audio-Codecs: Was ist aptX, AAC oder LDAC?
Per Bluetooth koppeln wir Kopfhörer und Lautsprecher mit unseren Smartphones, ganz ohne Kabel. Für den guten Klang sorgen neben den verbauten Treibern die sogenannten Bluetooth-Codecs. Diese geben an, wie gut die Komprimierung der Audio-Dateien gelingt, sprich: wie gut die Soundqualität ist, die Sie am Ende im Kopfhörer haben. Aber wie genau wirken sich die Codecs eigentlich auf die Klangqualität aus und welche Geräte harmonieren mit welchen Codecs besonders gut? Wir klären auf und stellen Ihnen vier der bekanntesten Codecs vor.
Bluetooth-Audio-Codecs im Überblick
Was bedeutet eigentlich ...
Bitrate, Samplingtiefe, Latenz: Die Begriffe klingen alle schon ziemlich technisch. Für einen besseren Überblick finden Sie nachstehend eine Liste mit den wichtigsten Begriffen.
Begriff | Bedeutung |
---|---|
Bluetooth-Profile |
|
Bluetooth-Codec |
|
Bitrate / Audio-Bitrate |
|
Samplingtiefe / Bittiefe | Größere Bittiefen ermöglichen:
|
Samplingrate / Abtastrate |
|
Latenz |
|
SBC: Der Codec-Grundstandard
Kopfhörer im günstigeren Preissegment, wie die Live 220BT von JBL, nutzen häufig den lizenzfreien SBC-Codec. (Bildquelle: jbl.com)
Der SBC (Low Complexity Subband Codec) gehört zum Bluetooth-Profil A2DP und ist in jedem Bluetooth-Gerät vorhanden. Für Hersteller liegt sein großer Vorteil darin, dass er keine Lizenz benötigt und kostenfrei nutzbar ist. Kein Wunder also, dass er gerade bei günstigeren Bluetooth-Produkten als Bluetooth-Audio-Codec angeboten wird.
Die Kodierung geschieht verlustbehaftet und mit einer sehr niedrigen Hardware-Anforderung. Ist die Bit-Rate hoch genug, kann sich der übertragene Klang durchaus hören lassen. Probleme gibt es aber bei der Verbindung: Stehen Hindernisse zwischen Sender und Empfänger oder ist der Empfänger zu schwach, treten Qualitätsverluste auf. Der Bluetooth-Codec SBC ist damit wirklich nur für minimale Nutzungen geeignet. Wollen Sie Funktionen wie Multipairing - also das Verbinden mehrere Bluetooth-Geräte miteinander - nutzen, greifen Sie besser auf einen anderen Codec zurück.
Der SBC-Codec auf einen Blick
Bitrate | Samplingtiefe | Samplingrate | Latenz |
---|---|---|---|
bis 345 kBit/s | 16 bit | 48 kHz | 170 - 270 ms |
Günstige Bluetooth-Kopfhörer mit SBC-Codec:
Sehr gut
1,3
Gut
1,7
Gut
2,1
Gut
2,5
OneOdio Fusion A70
Xiaomi Redmi AirDots
JBL LIVE 220BT
Skullcandy Sesh
Ausstattung
Ausstattung
Gewicht
Gewicht
242 g
4,1 g
31 g
59,6 g
Akkulaufzeitinfo
Akkulaufzeitinfo
25 h
4 h
10 h
3 h
Akkulaufzeit (mit Ladecase)
Akkulaufzeit (mit Ladecase)
k.A.
k.A.
k.A.
10 h
Was sind Bluetooth-Profile?
Kurz gesagt: Bluetooth-Profile regeln die Kommunikation zwischen zwei Bluetooth-Geräten. Diese kann sich auf der Übertragungsebene von Audio-Daten bewegen oder aber die Bedienoptionen umfassen. Zu den bekannteren Profilen zählen „A2DP“ und „AVRCP“.
- A2DP: Steht für "Advance Distribution Profile" und erlaubt die Übertragung von Stereo-Audio-Daten via Bluetooth.
- AVRCP: Steht für "Audio/Video Remote Control Profile" und ermöglicht die Fernsteuerung des Audio-Gerätes via Bluetooth.
AAC: Ein reiner iPhone-Codec?
Oft ist die Klangqualität per AAC-Codec bei Apple-Produkten am besten. (Bildquelle: pixabay/Hussain Badshah)
Der AAC-Codec (Advanced Audio Coding) ist ein verbesserter Nachfolger des MP3-Formats und wurde von der Moving Picture Group (MPEG) entwickelt. Im Gegensatz zum SBC-Codec ist die Einbindung von AAC kosten- und lizenzpflichtig. Im Gegensatz zu Android-Geräten ist der Codec im Apple-Universum stark verbreitet und ein Standard-Codec bei iPhones. Wieso aber finden sich nur wenige Android-Smartphones, die per Bluetooth AAC unterstützen?
Das Hauptproblem liegt wohl in der teureren Einbindung vom AAC-Codec. Hersteller von Android-Smartphones stehen einem großen Markt gegenüber und greifen lieber auf den günstigeren aptX-Codec zurück. Dieses ist in der Klangqualität für das normale Gehör ebenso gut wie AAC, während sich die Latenz bei beiden Codecs kaum unterscheidet. Apple hat hingegen den Vorteil, dass es innerhalb des iOS-Universums keine Konkurrenz gibt. Stattdessen hebt die Investition in den AAC-Codec das Produkt von Android-Smartphones zusätzlich ab.
Der AAC-Codec auf einen Blick
Bitrate | Samplingtiefe | Samplingrate | Latenz |
---|---|---|---|
250 kBit/s | 16 bit | 48 kHz | < 100 ms |
Bluetooth-Kopfhörer mit AAC-Codec im Überblick:
Sehr gut
1,5
Sehr gut
1,5
Gut
1,6
Gut
1,9
Apple AirPods Max
Sennheiser CX 400BT
Sony WH-1000XM4
Teufel Supreme In
Ausstattung
Ausstattung
Gewicht
Gewicht
384,8 g
6 g
254 g
18 g
Akkulaufzeitinfo
Akkulaufzeitinfo
20 h
7 h
30 h
16 h
Akkulaufzeit (mit Ladecase)
Akkulaufzeit (mit Ladecase)
k.A.
20 h
k.A.
k.A.
aptX: Codec für Android-Geräte
Seit 2015 liegen die Lizenzrechte vom Bluetooth-aptX-Codec beim Hersteller Qualcomm. (Bildquelle: wikipedia.org)
Weder Nachfolger eines anderen Codecs noch Implementierung eines Profils: Der aptX-Codec ist das Resultat von Forschungsergebnissen, die in den 80er Jahren an der Queen Universität in Belfast gemacht wurden. 2015 übernahm Qualcomm den Bluetooth-Audio-Codec und lässt sich seine Nutzung seither von den Herstellern per Lizenz bezahlen.
Das Gute: Qualcomm stellt ebenfalls den „Snapdragon“-Prozessor her, der von vielen Android-Smartphones genutzt wird - aptX (Audio Processing Technology) ist damit bei vielen Android-Smartphones bereits integriert. Bei anderen Bluetooth-Geräten wie etwa Bluetooth-Lautsprechern, ist der Codec aber zumeist nur in der gehobenen Preisklasse zu finden.
Ebenso wie SBC oder ACC gehört auch aptX zu den fehlerbehafteten beziehungsweise verlustbehafteten Codecs. Grund dafür liegt in der Datenkomprimierung, durch die die Audio-Dateien weniger Speicherplatz benötigen und schneller Übertragen werden können. Je stärker die Daten komprimiert werden, desto mehr Details gehen verloren - das Lied klingt also weniger umfassend. Seine Vorteile hat der aptX-Codec in der guten Datenkomprimierung (Stichwort: geringe Kompressionsrate), durch die viele Details erhalten bleiben und die sich durch eine verbesserte Soundwiedergabe äußert.
Übrigens: Während iPhones den AAC-Codec standardmäßig unterstützen, wird der aptX-Codec nicht unterstützt. Ein Auge auf diesen Bluetooth-Codec sollten daher vor allem Android-Nutzer haben.
Der aptX-Codec auf einen Blick
Bitrate | Samplingtiefe | Samplingrate | Latenz |
---|---|---|---|
ca. 352 kBit/s | 16 bit | 48 kHz | ca. 120 ms |
Einer ist gut, fünf sind noch besser: aptX-Codecs im Überblick
Besser geht immer, auch beim aptX-Codec. Mit den Weiterentwicklungen verbessert Qualcomm den Codec nicht nur, sondern spezialisiert ihn zusätzlich auf bestimmte Bereiche.
- aptX HD: Weniger Abbrüche bei der Übertragung und eine noch bessere Klangqualität. aptX HD setzt auf eine 48-kHz-Abtastrate und auf eine 24-Bit-Auflösung.
- aptX Low Latency: Die Latenz soll geringer sein, die Synchronität zwischen Bild und Ton dadurch besser. Vorteilhaft für Gaming- und Film-Fans.
- aptX Live: Für Bühnen-Auftritte bei denen die Latenzzeit zwischen Mikrofon und Kopfhörern besonders niedrig sein muss.
- aptX Adaptive: Die Kompressionsrate wird je nach Anwendung automatisch angepasst.
Die besten Bluetooth-Lautsprecher mit aptX-Codec:
Sehr gut
1,5
Gut
2,1
Sehr gut
1,4
Gut
1,7
Teufel Motiv GO
Bang & Olufsen BeoSound A1 2nd Gen
Marshall Kilburn II
Anker Soundcore Motion+
Akkueigenschaften
Laufzeit
Laufzeit
16 h
18 h
20 h
12 h
Extras
aptXinfo
aptXinfo
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
Audioeingang (AUX)
Audioeingang (AUX)
vorhanden
k.A.
vorhanden
vorhanden
Powerbankinfo
Powerbankinfo
fehlt
fehlt
fehlt
k.A.
USB-Stromversorgung
USB-Stromversorgung
fehlt
vorhanden
fehlt
vorhanden
Fernsteuerung der Quelleinfo
Fernsteuerung der Quelleinfo
vorhanden
k.A.
fehlt
vorhanden
Stereopairing
Stereopairing
fehlt
k.A.
fehlt
vorhanden
Spritzwasserschutz
Spritzwasserschutz
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
Maße & Gewicht
Gewicht
Gewicht
0,9 kg
0,558 kg
2,5 kg
1,05 kg
LDAC: Der Bluetooth-Codec von Sony
Mit Sonys LDAC-Codec lassen sich Audiodateien in Hi-Res wiedergeben. (Bildquelle: wikipedia.org)
Abseits der großen Player werkeln einzelne Hersteller an eigenen Bluetooth-Codecs. Einer davon ist Sony, der mit seinem LDAC-Bluetooth-Codec (Datenübertragungsrate von 990 kBit maximal) die Möglichkeit bietet, Audiodateien in Hi-Res-Auflösung anzuhören. Das bringt natürlich den Vorteil für Sony, dass der Hersteller auf die lizenzierten Codecs wie aptX (HD) in einigen Geräten verzichten kann - ein Beispiel bietet der Over-Ear WH-1000XM4.
Interessant: Seit Android 8.0 gehört der LDAC-Codec zum Android Open Source Projekt und ist auch für andere Hersteller kostenfrei nutzbar. Weit verbreitet ist LDAC für Bluetooth abseits des Sony-Universums dennoch nicht, denn die Nutzung der Decoder-Library lässt sich Sony bezahlen, zudem ist sie an den Hersteller gebunden. Fazit: Wer Musik in besonders hoher Klangqualität über LDAC-Codec genießen will, kommt um Sony-Produkte schlecht herum.
Der LDAC-Codec auf einen Blick
Bitrate | Samplingtiefe | Samplingrate | Latenz |
---|---|---|---|
990 kBit/s | 24 bit | 96 kHz | < 150 ms |
Die besten Sony-Lautsprecher mit LDAC-Codec:
Sehr gut
1,0
Gut
1,8
Gut
1,9
Gut
2,4
Sony SRS-XB43
Sony SRS-XB40
Sony SRS-XB22
Sony SRS-XB32
Akkueigenschaften
Laufzeit
Laufzeit
24 h
24 h
12 h
24 h
Extras
aptXinfo
aptXinfo
fehlt
fehlt
fehlt
fehlt
Audioeingang (AUX)
Audioeingang (AUX)
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
Powerbankinfo
Powerbankinfo
vorhanden
vorhanden
fehlt
vorhanden
USB-Stromversorgung
USB-Stromversorgung
vorhanden
fehlt
vorhanden
vorhanden
Fernsteuerung der Quelleinfo
Fernsteuerung der Quelleinfo
vorhanden
vorhanden
k.A.
k.A.
Stereopairing
Stereopairing
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
Spritzwasserschutz
Spritzwasserschutz
vorhanden
vorhanden
vorhanden
vorhanden
Maße & Gewicht
Gewicht
Gewicht
2,95 kg
1,5 kg
0,54 kg
0,9 kg
Zusammengefasst: Worauf bei Bluetooth-Codecs zu achten ist
Bluetooth-Boxen und -Kopfhörer unterstützen oft mehrere Codecs, um an mehreren Audiogeräten einen guten Klang zu liefern. (Bildquelle: ben don / Pixabay)
Kurz und knapp: Je mehr Sie in ein Bluetooth-Gerät investieren, desto besser wird der Codec sein. Bei „günstigeren“ Codecs wie SBC müssen Sie sich auf eine wenig detallierte Klangqualität einstellen. Zudem sollten Sie beachten, dass es wegen der höheren Latenz zu deutlichen Verschiebungen zwischen Bild und Ton bei der Videowiedergabe kommt. Wer seinen Kopfhörer fürs Fernsehen oder Computerspielen nutzen will, sollte lieber ein paar Euro mehr in die Hand nehmen.
Eine gute Klangqualität und eine ordentliche Latenz bekommen Sie bei Bluetooth-Codecs wie AAC und aptX - welchen Codec Ihr Bluetooth-Gerät unterstützen sollte, liegt auch daran, ob Sie sich im Android- oder iOS-Ökosystem bewegen. AAC wird hauptsächlich von iPhones unterstützt, aptX hingegen gar nicht. Andersherum werden Sie bei Android-Smartphones kaum auf den AAC-Codec treffen. Geeignet sind die Codecs für Gelegenheitshörer, die einen guten Klang fordern.
Audiophile können in Codecs investieren, die eine Soundqualität in Hi-Res. und eine gute Latenz unterstützen - so etwa wie Sonys LDAC oder aptx HD. Wichtig bei der Anschaffung ist, dass Sie auch einen geeigneten Zuspieler haben. Werden die Audio-Dateien nicht in gehobener Klangqualität angeboten, kann auch der beste Codec nichts daran ändern.
Achten Sie bei der Codec-Wahl immer darauf, welche Codecs Ihr Zuspieler nutzt. Nur wenn beide Geräte den gleichen Codec unterstützen, kann dieser auch umgesetzt werden.
Unser Lesetipp: Dem Original so nah
AAC-Unterstützung und ein gutes Design zeichnen Apples AirPods aus. Wer das iOS-Ökosystem nicht betreten will, aber das Design mag, findet in unserem Artikel zu Apple-AirPods-Alternativen ein gutes Pendant zum Original.