E-Bike selber bauen: Diese Möglichkeiten gibt es

E-Bike-Motoren: Auch als Bausatz zum Nachrüsten von Fahrrädern erhältlich Bild: istock / tigerstrawberry

Anna Atemlos geht beim Fahrradfahren immer schnell die Puste aus. Geld für ein Komplett-E-Bike hat sie nicht, doch dann kommt ihr die zündende Idee: Mit einem Bausatz möchte sie ihr Fahrrad günstig zum E-Bike umrüsten. Der Markt kennt ihr Problem gut. Dank universeller Konzepte lässt sich inzwischen fast jedes Rad frisieren – ganz gleich, ob es mit Naben- oder Kettenschaltung fährt. Grundsätzlich haben Sie die Wahl zwischen drei Patenten: Nabenmotor, Kurbelantrieb und Walzenantrieb. Komplette Umbausätze inklusive Akku gibt es schon für weniger als 500 Euro.

Walzenantriebe simpelste Lösung

Die einfachste Lösung ist eine Antriebswalze, die gegen das Hinterrad gepresst wird – das Prinzip kennen Sie vielleicht vom Riesenrad. Das klappt aber nur bei Reifen mit flachem Profil. Slicks und normale Straßenreifen sind ideal, Mountainbike-Reifen fahren hier ins Aus. In dieser Sparte konkurrieren derzeit zwei Hersteller um die Kundengunst: GP Motion und Revos.

Add-e-Antrieb

„Passt an jedes Fahrrad“, verspricht der Hersteller GP Motion, der Erfinder des „Add-e“-Antriebs (add-e.at). Die Montage der Antriebswalze erfolgt entweder an der Ständeraufnahme hinter dem Tretlager oder am Tretlager selbst, während der Akku an den Flaschenhalter-Ösen Rahmenösen montiert wird. Gibt es keine Aufnahme am Rahmen, kann der Akku auch über die „Anywhere“-Halterung mittels Riemen befestigt werden. Alles in allem wiegt das komplette Set gut zwei Kilo. Zur Wahl stehen zwei Varianten, die „Lite“-Version mit Unterstützung bis 25 km/h sowie die „Sport“-Version mit Unterstützung bis 45 km/h. Günstig sind die Sets nicht, schon die „Lite“-Version liegt bei gesalzenen 1.000 Euro. Beim Akku haben Sie die Wahl zwischen 160 und 200 Wh.

Revos E-Bike-Kit

Die Briten machen’s für die Hälfte. Revos (revolutionworks.com) liefert mit dem „E-Bike-Kit“ ein ähnliches Patent für rund 500 Euro und verspricht, für jedes verkaufte Set 40 Bäume zu pflanzen. Anders als beim „Add-e“-Antrieb wird die Antriebswalze mittels Schraubklemme am Sitzrohr befestigt. Mit üblichen Schutzblechen harmoniert das Konzept nicht, doch hierfür hält der Handel Lösungen bereit. Erfreulich: Das Komplettset ist genauso schlank und leicht wie der „Add-e“-Bausatz. Auch hier haben Sie die Wahl zwischen zwei Akku-Größen, die mit 100 bzw. 200 Wh genauso knapp ausfallen wie beim „Add-e“. Einschränkung: Fixies können mit dem Revos-Bausatz nicht aufgerüstet werden.

Kurbel-/Tretlagerantriebe

Pendix-Antrieb Der Pendix-Antrieb wird links ans Tretlager montiert (Bild: pendix.de)

Kurbel- bzw. Tretlagerantrieben bilden die nächste Etage in der Hierarchie der universellen E-Bike-Bausätze, die derzeit ausschließlich von Pendix (pendix.de) beherrscht wird. Der Motor erinnert an eine Diskusscheibe und wird links am Tretlager montiert – eine Aufgabe, die technisch Unerfahrene auch einer der angeschlossenen Partnerwerkstätten anvertrauen können, denn ggf. muss aber das Tretlagergewinde nachgefräst werden.

Zur Wahl stehen drei Akku-Größen: 150, 300 und 500 Wh. Auch bei Pendix müssen Sie tief in die Tasche greifen: Das Basispaket gibt es für 1.000 Euro, für das Bundle mit 500 Wh großem Akku sind fast 1.700 Euro fällig.

Nabenmotoren

Nabenantriebe sind die gängigste Art, das Rad in ein E-Bike zu verwandeln. Das Marktangebot ist inzwischen üppig und viele Händler bieten bereits einge­speichte Komplettsets an. Nabenmotoren haben einen entscheidenden Nachteil: Das zusätzliche Gewicht am Laufrad bedeutet für Speichen und Felge Mehrarbeit. Wilde Wurzelparcours und Gravity-Einlagen sind daher nicht drin. Wollen Sie aber nur ein Bummelrad aufmotzen, kann Ihnen dieser Punkt herzlich egal sein. Am einfachsten geht’s mit dem Frontnabenmotor. Wir empfehlen Ihnen jedoch den Heckantrieb, der direkter und effizienter schiebt – vor allem am Berg. Heckmotoren fallen bei Rädern mit Nabenschaltung allerdings aus dem Rennen. In diesem Fall bleibt Ihnen nur der Griff zum Frontmotor.

Marktübersicht: Universelle Bausätze für Front und Heck

Los geht's am Markt der Nabenmotoren schon bei 250 Euro für das eingespeichte Set. Alle gelisteten Hersteller führen sowohl Hecknaben- als auch Frontnabenantriebe im Sortiment.

AnbieterKosten­punktProfil

EBS

(ebike-solutions.com)

400-2.200 €Heidelberger Unternehmen („Electric Bike Solutions“) mit Komplettsets fürs Virder- und Hinterrad. Bausätze für Brompton- und Birdy-Falträder im Angebot. Mit Einpeichservice und passenden Akkus.
GermanXia (germanxia.de)ab 300 €Preiswerter Anbieter von Bausätzen für viele gängige Laufradgrößen und Einbaubreiten. Auch für S-Pedelecs.
Bafang (bafang.com)rund 300 € für eingespeichte Motoren, ohne Einspeichen: ca. 50 € günstiger (zzgl. Akku)Auch günstig und inzwischen bei Baumarkt- und Discounter-Pedelecs etabliert (z. B. Prophete). Alle üblichen Laufradgrößen und auch mit Aufnahme für Bremsscheiben erhältlich. Auswahl an Aggregaten am Consumer-Markt dünn. Aktuell auf der Herstellerseite gelistete Motoren im freien Handel nicht verfügbar. Für 6/7-fach- sowie 8/9/10-fach-Kassetten geeignet. Akku muss separat geordert werden. Online-Anbieter: z. B. atmparts.eu.
NCB (atmparts.eu)250-300 € (zzgl. Akku)Noch günstiger als Bafang und ebenfalls über atmparts.eu vertrieben. IP65-Schutzklasse (staubdicht, Schutz gegen Strahlwasser). Für 6/7- und 8/9/10-fach-Kassetten.

Für Fixies: Superpedestrian – Copenhagen Wheel

Copenhagen Wheel Im bulligen „Copenhagen Wheel“ steckt auch der Akku. (Bild: superpedestrian.com)

Das „Copenhagen Wheel“ von Superpedestrian (superpedestrian.com) ist ein wuchtiger Hecknabenmotor, in dem sich auch noch der Akku und alle weiteren Bauteile befinden. Wer hier zugreift, muss nicht nur die Optik mögen, sondern auch noch ein gut gefülltes Konto besitzen – Kosten: knapp 2000 Euro. Für das Geld erhalten Sie auch ein gut ausgestattetes Komplett-E-Bike.

von Daniel Simic

Fachredakteur im Ressort Home & Life - bei Testberichte.de seit 2014.

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