Mit dem Olympia Viva ist dieses Jahr gefühlt das hundertste gleichartige Handy mit Minimalausstattung am Markt erschienen. Es verzichtet auf überflüssigen Schnickschnack wie einen MP3-Player oder eine Digitalkamera und konzentriert sich mit gängigen Features wie großen Tasten und einem Display mit ebenso großer Ziffernanzeige auf die ältere Zielgruppe. Darüber hinaus bietet es zwei Direktwahltasten auf der Gerätefront und eine SOS-Taste auf der Rückseite. Auf Knopfdruck wird bei Letzterer eine Verbindung zu einer zuvor eingetragenen Rufnummer hergestellt, wobei praktischerweise auch gleich die Freisprecheinrichtung aktiviert wird. Somit kann der Nutzer auch bei einem Sturz und anschließendem Verlust des Handys noch nach Hilfe rufen.
All das aber ist nichts Neues und so oder so ähnlich bereits in zahlreichen Konkurrenzmodellen umgesetzt worden. Das Viva lockt aber mit einem enorm niedrigen Preis: Lediglich rund 31 Euro (Amazon) fallen für das Mobiltelefon an, was schon für ein normales Handy wenig Geld ist – erst recht aber für ein Seniorentelefon, das ja unverständlicherweise meist nur völlig überteuert angeboten wird. Klingt eigentlich wie ein sicheres Kaufargument? Leider nicht. Denn wie es ein Rezensent auf Amazon provokant ausdrückt: Das Viva bietet anscheinend „alte Technik für alte Menschen“ und fällt damit bei der Bedienung schlichtweg durch.
Denn was nützen die größten Tasten, wenn jede Eingabe mit gefühlten zwei Sekunden Verzögerung im Display erscheint? Dann drückt die 85-jährige Mutter verzweifelt mehrfach auf die Taste, im Irrglauben, das Gerät hätte die Eingabe nicht angenommen. Da aber lediglich der interne Prozessor selbst fußlahm ist, erscheinen anschließend doch noch alle gedrückten Ziffern – ständige Vertipper sind also vorprogrammiert. Hinzu kommt, dass die Menüstrukturen völlig veraltet und unmodern wirken, eine Voreinstellung des Telefons selbst für erfahrene Handy-Nutzer zu einem Hindernisparcour verkommt. Sicherlich, ist alles erst einmal eingestellt und der Nutzer verwendet ausschließlich die beiden Direktwahltasten, dann mag das Olympia Viva das passende Gerät sein.
Allerdings gilt auch die Sprachqualität des Handys als ausgesprochen niedrig – und wer will schon ausgerechnet bei diesem Thema Abstriche machen, wenn das Gerät einzig zu diesem Zweck angeschafft wurde?
20.05.2011