Für wen eignet sich das Produkt?
Controlfreak trifft Jean-Michel Jarre: Das „Wash & Go“-Prinzip hat unseren Zeitgeist geprägt, selbstverständlich fand es auch in der technologischen Welt Resonanz. Seitdem multiple Aufgaben mit einem Rechner erledigt werden können und speziell in der Musikproduktion oft alles “in-the-box“ geschieht, kommt das Retro-Gefühl wieder auf. Haptisches Erlebnis soll das langweilige Mausgeschupse kompensieren. Der Oxygen 88 präsentiert sich als Schmelztiegel aus hochwertigem Spielgefühl eines Klaviers und den multiplen Funktionen eines MIDI-Controllers. Bühnentauglich soll das Gerät auch sein. Bleibt die Frage, in welcher Liga es spielt?
Stärken und SchwächenHersteller M-Audio ist bekannt für ordentliche Einsteigerprodukte, die oft auch mehr können als nur gut auszusehen. Allein aufgrund der Kooperation bzw. Kompatibilität mit Pro Tools darf Einiges erwartet werden. Dem Oxygen 88 geht allerdings im Netz die Luft aus; nur durchschnittliche Bewertungen können erreicht werden. Während die Controller-/ Masterkeyboard-Eigenschaften generell als zufriedenstellend eingestuft werden und an der Kompatibilität mit gängigen Sequenzern nichts zu bemängelt wäre (außer der gelegentlich auftretenden Latenz bei der Bedienung der Fader), scheint es an der musikalischen Seite zu hapern. Wer die Musik als reines Hobby betreibt und die 88 Tasten lediglich zum Einspielen, Triggern von Sounds etc. benutzt und über das Steuern von wenigen Funktionen der DAW-Software glücklich ist, wird nichts bemerken und zufrieden gestellt. Der Musiker mit größeren Ambitionen stolpert an der Bespielbarkeit. Die unnatürliche Ansprache der Tasten schränkt das dynamische Spiel ein, der onboard Klaviersounds wirkt kaum authentisch– besonders in der Abklingphase. Liebhaber der Klassischen Musik werden hier nicht glücklich. Die elektronischen Vertreter hingegen hinterlassen einen besseren Eindruck. Letztlich, wer das Gerät in Plastikverkleidung für den Live-Einsatz auf die Bühne bringen möchte, wird sich ein wenig über das Gewicht wundern.
Preis-Leistungs-VerhältnisM-Audio kann definitiv mehr. Durchschnittliche Werte für das „All-in-one“ Phänomen. Beide Welten, Controller und Stagepiano, wissen nicht richtig zu überzeugen. Masterkeyboard-Funktionen sind eher abgespeckt, aber ok. Der unrealistische Pianosound wird auf der Bühne niemanden vom Hocker reißen, am wenigsten den Musiker selbst. Glücklicherweise kann mit Software gepimpt werden.