IFA 2023: Unsere Eindrücke von der Messe
Auch dieses Jahr gab es bei der weltweit größten Messe für Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte einiges zu sehen. Unsere Redakteur:innen sind ausgeschwärmt und erzählen nun, wie es um das Thema Nachhaltigkeit auf der IFA steht und von ihren persönlichen Highlights und Lowlights.
Was tut sich beim Thema Nachhaltigkeit in der Produktwelt?
Der allgegenwärtige Trend zu mehr Nachhaltigkeit wurde mehr als in den Vorjahren von den vielen anwesenden Unternehmen betont. Dabei fiel auf, dass der Fokus weniger auf besonders nachhaltigen Produkten im Sinne von Lebensdauer, Reparierbarkeit und Garantie, sondern eher auf umweltschonender Produktion, nachhaltiger Materialienbeschaffung und CO₂-Ausgleichs-Maßnahmen lag.
Auf der einen Seite ein Sportwagen, auf der anderen das Fairphone. Nicht alle Hersteller beschäftigten sich konsequent mit dem Thema Nachhaltigkeit, sodass die Messe ein widersprüchliches Bild abgab.
Viel Deko – wenig dahinter?
Viele Messestände waren in sattem Grün gehalten, Pflanzen waren, ob echt oder unecht war dabei nicht immer ersichtlich, oft das Dekorationselement Nummer 1 und viele Hersteller hatten Schlagwörter wie „Eco“ angeschlagen. Ein ökologisches Gesamtkonzept lässt sich dadurch aber noch nicht festmachen. So entdeckten wir hier und da auch den ein oder anderen Sportwagen, der als Deko-Element Blicke auf bestimmte Stände lenken sollte. Darunter auch der beim diesjährigen 24h-Nürburgring-Rennen eingesetzte Lamborghini Huracan GT3 Evo2 vom deutschen Rennstall Abt Sportsline oder einige Porsche-Modelle – beileibe keine ökologischen Fahrzeuge.
„Sustainability Village“ wirkte verloren
Die Ankündigung des diesjährigen Sustainability Village ließ hoffen, dass Nachhaltigkeit ein ernstgemeintes Fokusthema der IFA sein würde. Das „nachhaltige Dorf“ umfasste unter anderem eine Reparaturwerkstatt und einen Ausstellerbereich mit Technologielösungen für ein energieeffizentes zu Hause.
Abseits dieses Bereichs fiel es unseren Redakteur:innen jedoch schwer, einen Tiefgang oder einen roten (bzw. grünen) Faden, der sich durch den Messebereich zieht, zu erkennen. Immerhin: Die Halterungen für die Ticket-Badges waren aus Pappe statt aus Plastik und Messestände wurden teilweise aus Holz oder anderen nachwachsenden Materialien gefertigt. Das IFA Sustainability Village wirkte jedoch etwas verloren und stiefmütterlich behandelt in einem hinteren Drittel einer Halle etwas abseits, mit ein paar Ständen aus Holz und Baumpflanzaktionen.
Erfahren Sie hier, wie Sie Testberichte.de nutzen können, um nachhaltige Produkte schnell zu erkennen und erfahren Sie auch, welchen Nachhaltigkeitssiegeln wir vertrauen.
Technaxx stellte einen innovativen Tisch auf der IFA vor, der gleichzeitig als Kraftwerk dient.
Was war dein persönliches Highlight?
Sonja, Ressort Home & Life
Mein persönliches Highlight auf der Messe war ganz klar ein sogenanntes Balkonkraftwerk in Tischform, präsentiert von Hersteller Technaxx. Normalerweise hängen solche laienbedienbaren Mini-Photovoltaik-Anlagen an der Balkonbrüstung oder an der Hauswand und benötigen das Okay der Wohnungseigentümergemeinschaft oder des Vermieters.
Das Solar-Tischkraftwerk bietet dagegen die Möglichkeit, ohne rechtlichen Aufwand Solarstrom zu erzeugen und es gleichzeitig als Balkontisch zu nutzen.
Ist die Tafel abgeräumt, wird die Tischplatte, die gleichzeitig ein Solarmodul ist, in einem Winkel von 20, 30 oder 35 Grad schräggestellt, um die beste Sonnenausbeute zu erzielen. Das Modell hört auf den Namen 410W TX-250 und soll rund 700 Euro kosten – inklusive Wechselrichter, der für die Einspeisung ins hauseigene Stromnetz benötigt wird.
Julian, Computer-Ressort
Der Smartphone-Hersteller Fairphone war mit seinem neuen Fairphone 5 auf der IFA. Eindrucksvoll präsentierte man die modulare Reparierbarkeit des Geräts. Sprich: Sie können einzelne Bauteile ganz einfach ausbauen und bei einem Defekt oder Upgrade auswechseln.
Man setzt hier auf extreme Langlebigkeit und fördert damit effektiv Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein. Stark: Fairphone bietet Software-Updates bis 2031 und liefert 5 Jahre Herstellergarantie – das gibt es sonst nirgendwo anders.

Gut
2,2
Fairphone 5
Zum Produkt
Kai, Audio-Video-Hifi-Ressort
Mein Highlight der IFA 2023 war das neue TV-Flaggschiff von Samsung. Der Samsung GQ85QN900C aus der Neo QLED 8K-Reihe mit einer Bildschirmdiagonale von 85 Zoll hat mich vor allem durch das neue AI-Upscaling überzeugt.
Die Technologie erkennt dank künstlicher Intelligenz, was gerade dargestellt wird und verbessert das sowieso schon unglaublich detaillierte 8K-Bild nochmal deutlich spürbar.
Der Samsung GQ85QN900C aus der Neo QLED 8K-Reihe überzeugte mit AI-Upscaling.

ohne Endnote
Samsung GQ85QN900C
Zum Produkt
Judith, Ressort Home & Life
A+++ bei großen Haushaltsgeräten wie Waschmaschinen, Geschirrspülern und Kühlschränken hat seit 2021 ausgedient. Die aktuell beste Klasse auf dem EU-Energielabel ist A, die schwächste G. Die zugrunde liegenden Messkriterien wurden verschärft. Erklärtes Ziel: Hersteller sollten angespornt werden, immer effizienter zu werden.
2022 war die Anzahl der sehr effizienten Geräte der besten Energieklassen A und B noch überschaubar. Auf der diesjährigen IFA werden dagegen zahlreiche Modelle der besten Klasse vorgestellt, die entweder schon auf dem Markt sind oder für 2024 angekündigt wurden.
Der Clou: Die jeweiligen Grenzwerte für A werden bereits jetzt teils deutlich unterschritten. Zu erkennen ist das an der Kennzeichnung A -x%. Wermutstropfen: Diese Spitzenwerte lassen sich am einfachsten mit großen Geräten erreichen, so dass vor allem Familien profitieren, während Single-Haushalte oft eher auf die Energieklassen C und D ausweichen müssen, die aber ebenfalls effizient arbeiten.
Die effizientesten Waschmaschinen
Viel Deko, wenig dahinter? Unsere Redakteur:innen blieben beim Messebesuch skeptisch.
Was war dein persönliches Lowlight?
Kai, Audio-Video-Hifi-Ressort
Das Thema der IFA 2023 ist Nachhaltigkeit. Doch davon spürt man eigentlich wenig. Ja, die großen Hersteller hatten natürlich alle einen Nachhaltigkeitsbereich, aber außer ein paar Pflanzen und dem Versprechen zukünftig noch mehr recyceltes Plastik in ihren Produkten zu verwenden (aktuell sind es beim Samsung GQ75QN95C beispielsweise nur 4% weniger Plastikverbrauch) kam es mir sehr oberflächlich rüber und wirkte eher wie Greenwashing.
Sonja, Ressort Home & Life
Bei aller Euphorie über grüne Innovationen und neue Nachhaltigkeitslösungen auf der Messe – ich habe an manchen Ständen nicht wirklich Nützliches für Klima und Umwelt entdecken können.
Die Themen immer höhere Energieeffizienzklassen, Vermeidung von Verpackungsmüll, Upcycling und immer weiter fortschreitende Vernetzung waren zwar präsent.
Doch von großen Herstellern wie Philips oder Braun war auch dieses Jahr nichts oder kaum etwas zu sehen. Von solchen Giganten erwarte ich aber schon, dass sie eine Rolle als nachhaltige Wachstums- und Innovationstreiber einnehmen. Dass sie ganz vorn mit umweltfreundlichen Lösungen und Geräten dabei sind, die besonders langlebig oder leicht reparierbar sind.
Das setzt beispielsweise ein modulares Design der Technik voraus, bei dem Einzelteile leicht ausgetauscht werden können. Warum fällt es den Herstellern von E-Zahnbürsten beispielsweise so schwer, endlich austauschbare Akkus zu verbauen?
Insgesamt wird mir noch zu viel Greenwashing betrieben. Viele Hersteller geben sich grün, aber langsam wird es ein bisschen unübersichtlich, wer wirklich etwas für Klima und Umwelt tut und wer nur ein weiteres, eben grünes Verkaufsargument sucht.
Sie möchten wissen, wie wir die IFA im vergangenen Jahr erlebt haben? Dann werfen Sie gerne einen Blick in unseren Magazinartikel.