Die HB50E nimmt das Haar gleich zweifach unter Beschuss, und zwar mit einer, wie der Hersteller BaByliss es nennt, „Ionen-Kanonen“. Hinter der etwas martialisch angehauchten Formulierung verbirgt sich eine simple Technik, die nämlich nichts anderes bewirkt, als während des Bürstens negativ geladene Teilchen abzugeben, die wiederum das Haar glänzender machen und dem Struwwelpeter-Effekt vorbeugen sollen. Die Technik polarisiert allerdings extrem in Befürworter und Gegner, ein reeler Nutzen kann daher kaum vorhergesagt werden.
Ionen-Kanonen – die Vorstellung, dass das Haar während des Bürstens unter Beschuss genommen wird, mag befremdlich klingen, löst aber zumindest Neugier aus: Kann es wirklich sein, dass durch die Abgabe von negativ geladenen Teilchen, also Ionen, der gefürchtete Struwwelpeter-Effekt, hervorgerufen durch die elektrostatische Aufladung beim Haarebürsten, verhindert wird? Das Verfahren klingt plausibel und erinnert in seiner Logik ein bisschen an die freien Radikale, die durch diverse Lebensmittel gebunden und unschädlich gemacht werden: Treffen positive (böse) und negative (gute) Teilchen aufeinander, neutralisieren sie sich. Dieses einfache Phänomen soll auch beim Bürsten eintreten und schöne Ergebnisse zeitigen: Das Haar fliegt nicht mehr in alle Richtungen davon, außerdem wird es weich und glänzend. Mit diesem Versprechen des Herstellers im Hinterkopf haben viele Kund(inn)en sich auf das erfolgversprechende Experiment eingelassen, das Ergebnis fiel, wie nicht anders zu erwarten, zwiespältig aus. Denn während knapp die eine Hälfte tatsächlich die in Aussicht gestellten positiven Effekte an sich festgestellt haben (oder haben wollen), bestreitet die andere teils rabiat die Wirksamkeit der Bürste . Das Haar sei mit oder ohne Beschuss weich und glänzend, was allein der Tatsache geschuldet sein, dass die BaByliss eben eine gute Bürste sei, das heißt: Die Ionen bieten keinerlei Mehrwert. Viele Kund(inn)en wollen sogar einen negativen Effekt festgestellt haben: Das Haar sehe, so berichten sie, nach dem Bürsten „fettig“ aus beziehungsweise fette schneller nach als gewöhnlich.
Die Aufspaltung in Gegner und Befürworter macht es nahezu unmöglich, den tatsächlichen Nutzen der Haarbürste einzuschätzen – zumindest nicht auf breiter Front. De facto funktioniert der Beschuss in einigen Fällen, in anderen wiederum nicht – ein dahinter stehendes Muster, also etwa, welcher Haartyp sich besonders für den Beschuss eignen könnte, ist leider nicht zu erkennen. Diese unbefriedigende Situation zwingt also dazu, die Bürste einfach einmal auszuprobieren – oder gleich die Finger von ihr zu lassen. Angesichts der rund 25 EUR (Amazon), die für die BaByliss fällig werden, sollte man sich die Entscheidung gut überlegen. Andererseits kommt das Modell von BaByLiss nicht so teuer wie die Ionenkanonen von Remington (B8400, 29 EUR, Amazon) beziehungsweise von Braun ( Satin Hair Brush SB1 electro, 35 EUR, Amazon), dass heißt: Wer eine Ionenbürste auf jeden Fall einmal ausprobieren und möglichst wenig dafür investieren möchte, liegt bei der BaByliss richtig.
29.06.2012




















