Laut Statistiken wird in keinem Land der Erde so viel Saft getrunken wie in Deutschland. Das erstaunt vielleicht, da wir ja auch in Statistiken zum Bier- und Weinkonsum ganz weit vorne liegen. Doch anders als die alkoholischen Getränke gelten Säfte als gesund und natürlich, weshalb solche Schlagzeilen kaum registriert werden. Die Industrie bombardiert uns mit Vitamin-C-Slogans und spricht von „100 Prozent Frucht“ sowie „Direktsaft“, so dass nur wenige auf die Idee kämen, den Nutzen zu hinterfragen.
Zugabe von Zucker nicht erlaubt - Zucker ist trotzdem drin
Das liegt auch daran, das mittlerweile vielen Konsumenten der Unterschied zwischen Fruchtsaft und Nektar bekannt ist: Bei Letzterem darf noch zusätzlich Zucker beigegeben werden, sogar gänzlich andere Dinge wie Aromen. Bei Fruchtsaft ist dies nicht erlaubt, auch die Zugabe von Zucker ist seit 2012 untersagt, nicht einmal zur Kompensation von sehr sauren Produkten. Fruchtsaft gilt also durchweg als gesund. Trotzdem heißt das natürlich nicht, dass in den Säften gar kein Zucker vorhanden wäre. Im Gegenteil.
Je reifer, desto mehr natürlicher Zucker
Denn auf natürlichen Zucker bezieht sich die Lebensmittelverordnung selbstverständlich nicht. Und so sind in einem Glas mit 100 Millilitern frisch gepresstem Orangensaft schnell sechs Stück Würfelzucker enthalten, bei Saft aus lange gereiften und daher Vitamin-C-reichen Früchten tendenziell mehr. Interessant ist, dass in gekauften Säften teils sogar das Äquivalent von bis zu acht Stück Würfelzucker enthalten ist. Selbst gepresste Säfte sind also den gekauften Säften scheinbar überlegen. Dies gilt übrigens auch für Direktsäfte gegenüber einfachen, aus Konzentrat zurückgemischten Produkten. So oder so enthält Saft aber erstaunlich viel reinen Zucker.
Naturtrübe Produkte sind den klaren überlegen
Man sollte zudem zu naturtrüben Säften greifen, denn diese beinhalten auch wertvolle sekundäre Pflanzenbestandteile. Dazu gehören im Fall von Apfelsaft auch Stoffe, welche beispielsweise gegen Darmkrebs eine vorbeugende Wirkung besitzen. Im klaren Saft dagegen finden sich mit knapp 10 Prozent gegenüber einem verzehrten Apfel nur noch Restspuren dieser wertvollen Inhaltsstoffe. Das ist irgendwie auch logisch: Je öfter ein Saft gefiltert und eventuell noch eingedickt und dann wieder verdünnt wurde, umso weniger Inhaltsstoffe können sich darin halten. Insgesamt betrachtet muss aber ganz generell festgehalten werden: Im Saft ist keinesfalls alles aus der Frucht enthalten, nicht einmal im trüben Direktsaft. Es ist stets vorteilhafter, einfach eine Frucht zu verspeisen.