BÜCHER prüft Hör­bü­cher (1/2015): „Erzäh­lun­gen & Romane“

„... Eva Mattes agiert in ihrem Vortrag selbst als Familienrichterin, die zwischen den Parteien vermittelt, unaufdringlich, behutsam, die aber immer offen für Zwischentöne und Zweifel ist. Ihre Stimme bewahrt auch in der Krise eine ruhestiftende Sanftheit – auch wenn etwas mehr Varianz mitunter nicht geschadet hätte.“

„Wie eine Gravur in Stein. So fest, markant und unerschütterlich verzahnt sich die Stimme von Burghart Klaußner mit diesem Roman aus dem Jahr 1965. ... Klaußners dunkel getönte Interpretation veredelt dieses erzählerisch packende Werk. Allein die dialogischen Auseinandersetzungen Stoners mit dem von einem intriganten Geist getriebenen Lomax lassen das Blut gefrieren.“

„Eine Autorin mit ausgeprägtem Beobachtungsinn trifft auf eine Sprecherin, die für den Hörer die Fäden in der Hand hält.“

„Markus Hoffmann hat eine Stimme, der man vertraut. Behutsam-sanft wickelt sie den Hörer ein. Und doch merkt man, dass dahinter ein jäher Abgrund lauert. Dieser Abgrund ist im Text der menschlich verheerende Zustand der französischen Gesellschaft in der unmittelbaren Nachzeit des Ersten Weltkriegs. ... Monumentaler Roman mit Längen, dem Markus Hoffmann mit seiner Lesung zum eigentlichen Anliegen verhilft.“

„... steckt voller sonderbarer Charaktere, die Kaminski mit gewohnter Stimmenvielfalt aufnimmt, ohne dabei den Bogen zu überspannen. Vielmehr passen seine gekonnten Interpretationen ... in den poetischen Kontext, zumal er den Erzähler ruhig und den kleinen Prinzen wunderbar kindlich-naiv spricht. Netter Bonus: ein Interview mit Stefan Kaminski.“

„... Tobias Meister widersteht glücklicherweise der Versuchung, der deutschen Fassung mit kräftiger Modulation seinen Stempel aufzudrücken. Stattdessen lässt ‚Brad Pitt‘ mit seiner zurückhaltenden Lesung dem Text passend den Vortritt.“

„... Sappna ist eine Goldmarie, Acharya eine gute Fee, alle anderen sind Statisten. Dementsprechend flach sind die Charaktere. Nicole Engeln trägt dieser Tatsache Rechnung, indem sie den meisten von ihnen übertriebene, zeichentrickfilmhafte Stimmen verleiht. Swarups Sprache ist auf keine Weise besonders, viel wird behauptet, wenig gezeigt. ... “

„... Bernd Hölscher, der schon fantastische Lesungen für Radioropa abgeliefert hat, wirkt, als würde er mit dem Text nicht richtig ‚warm‘ werden – von der extremen Steigerung der Schwermütigkeit des Romans gar nicht zu reden. Er ‚switcht‘ zwischen den Zeiten, ohne dass der Hörer es merkt. Ein zweiter Sprecher, am besten eine Sprecherin, hätte für Abwechslung und Orientierung gesorgt.“