Lange Zeit galt Roséwein als Abfallprodukt bei der Rotweinherstellung, als „halber, leichter Wein“ oder sogar als billiger Verschnitt aus Rot- und Weißwein. Doch viele dieser Vorurteile sind nicht nur billiger Standesdünkel, sondern schlicht falsch. Diese Erkenntnis hat sich bei Weinfreunden in den vergangenen Jahren zunehmend durchgesetzt, sodass Roséwein mittlerweile wieder als angesagt gilt. Gerade zu vielen Sommergerichten harmoniert er gut. Dennoch gibt es je nach Herstellungsart qualitative Unterschiede, die vor allem die farbliche Ausprägung betreffen.
Weißherbst besonders hochwertig
Als sehr hochwertig gelten hierzulande die Weißherbste und sehr hellten Rosés, bei denen die blauen Trauben unzerkleinert gekeltert, abgepresst und dann wie bei der Weißweinherstellung ohne Schalen vergoren werden. Die höchsten Standards erfüllen hierbei besagte Weißherbste, da sie aus einer einzigen Rebsorte gekeltert werden müssen, die zudem nur aus einer einzigen Lage stammen dürfen. Häufig stammen die Weine aus der Rebsorte Spätburgunder, es gibt aber auch Weine auf Basis von Blauem Portugieser und Schwarzriesling.Längere Lagerung auf der Maische ergibt intensivere Farbe
Eine stärkere rote Färbung ergibt sich immer dann, wenn die blauen Trauben erst nach einigen Tagen auf Maische abgepresst werden. Solche Roséweine werden häufig als Cuvée gekeltert, also aus mehreren Rebsorten erzeugt. In diesem Fall findet sich auf dem Etikett nicht zwangsläufig eine Angabe zu den Rebsorten, wie es bei Weißherbsten Pflicht ist. Geschmacklich sind diese Weine aber deshalb nicht minderwertiger, viele Konsumenten bevorzugen gar die stärkere Färbung, da ein kräftiges Rosa auch die romantische Stimmung eines Sommer-Dinners verstärkt.Saignée-Methode dagegen eher umstritten
Als weniger hochwertig gelten dagegen Rosés, die mit der Saignée-Methode erzeugt werden. Dabei wird aus dem Gärbehälter für Rotwein nach 12 bis 48 Stunden rund ein Zehntel des Mostes (manchmal auch etwas mehr) ohne Pressung abgezogen, es handelt sich also tatsächlich um ein Nebenprodukt der Rotweinherstellung. Das Problem hierbei ist, dass diese Abziehen zu einer höheren Konzentration von Zucker und damit Ausbildung von Alkohol führt. Solche Rosés sind also alles andere als „leichte Sommerweine“. Umgekehrt mangelt es an Tanninen und damit Geschmacksfaktoren.Problematisch ist ferner, dass bei dieser Methode die gleichen Reben für Rot- und Roséwein herhalten müssen, obwohl beide Weine durchaus verschiedene Ansprüche an die Böden und Zucht haben. Schließlich sollen Rotweine eher körperreich ausfallen, während bei Rosés eher eine ausgeprägte Frucht erwartet wird. Doch selbst bei solchen einfach erzeugten Rosés gilt in Europa eine klare Regel: Eine Vermischung von roten und weißen Beeren ist nicht erlaubt. Entsprechende Vorurteile treffen allerhöchstens für Weine aus Übersee zu.