15.11.2022

49-Euro-Ticket: Wer profitiert wirklich - und wer nicht?

  • Hauptprofiteure sind Fahrgäste in Hamburg, Köln und Bonn
  • In Potsdam, Schwerin und Magdeburg ist das alte Abo günstiger
  • Durchschnittliche Ersparnis bei Abo-Monatskarten von 24 Prozent

Für wen lohnt sich das 49-Euro-Ticket, das im Frühjahr 2023 als “Deutschlandticket” eingeführt werden soll? Und wo profitieren Fahrgäste nicht? Das Verbraucherportal Testberichte.de hat die Preise für Monatskarten im Abo und im Einzelverkauf aller Landeshauptstädte und aller Städte mit über 200.000 Einwohnern mit dem deutschlandweit gültigen Ticket verglichen und auch Preise für Einzelfahrten ins Verhältnis gesetzt. Das Ergebnis: In neun von zehn Städten werden regelmäßige ÖPNV-Nutzer auf jeden Fall von dem neuen Ticket profitieren.





 

Bewohner von Großstädten profitieren fast durchweg

Selbst für Berufspendler, die ihr Stadtgebiet selten verlassen und daher eigentlich keinen Fahrschein über die Stadtgrenzen hinaus benötigen, lohnt sich das 49-Euro-Ticket fast immer. Nur in drei Landeshauptstädten der östlichen Bundesländer, Potsdam (36,17 Euro), Schwerin (43,08 Euro) und Magdeburg (47,99 Euro), fahren Berufspendler mit dem örtlichen Monatsticket in der Abo-Version günstiger. Bereits in Münster ist das bisherige örtliche Abo mit exakt 49 Euro obsolet, denn das Deutschland-Ticket gibt es nicht nur zum selben Preis, sondern es hat neben der deutschlandweiten Nutzbarkeit den zusätzlichen Vorteil, dass es monatlich kündbar ist. Die meisten herkömmlichen Monatsticket-Abos haben eine Mindestlaufzeit von einem Jahr.

Ersparnisse bis zu 45 Euro pro Monat gegenüber altem Monatskarten-Abo

Auch in allen weiteren untersuchten Städten dürften die bisherigen Monatskarten ausgedient haben, denn dort profitieren Inhaber einer Abo-Monatskarte immer auch finanziell. Angefangen bei bescheidenen 25 Cent in München bis zu 44,70 Euro in Hamburg - pro Monat wohlgemerkt. Bemerkenswert ist, dass das Deutschlandticket sogar günstiger ist als die Schüler-Monatskarte für die Stadtgebiete in Lübeck und Bremen. In manchen Verkehrsverbünden geplante Preiserhöhungen für 2023 sind hier noch gar nicht mit eingerechnet, diese lassen die Ersparnis noch größer ausfallen.

Hamburg, Bonn, Köln und Frankfurt: Hier lohnt Deutschland-Ticket am meisten

Die monatliche Kündbarkeit macht das Deutschlandticket fast so flexibel wie Monatskarten im Einzelkauf. Deren Preise sind gegenüber den örtlichen Abos durchgehend teurer, folglich ist der Preisvorteil des 49-Euro-Ticket hier noch größer: Wer beispielsweise Hamburg bisher für ein Monatsticket im Einzelkauf 114,30 Euro berappen musste, spart ab kommendem Jahr satte 57 Prozent (65,30 Euro). Auch in Köln, Bonn und Frankfurt am Main ist das Deutschlandticket mindestens 50 Prozent günstiger als ein Einzel-Monatsticket; im Durchschnitt aller betrachteten Städte sind es gut 35 Prozent (29,02 Euro). Käufer der Abo-Versionen sparen durchschnittlich immerhin noch rund 24 Prozent (16,44 Euro).

Teilweise im Home Office? Auch manche Gelegenheitsfahrer können profitieren

Da die Preise für Einzelfahrscheine teuer bleiben, kann sich das 49-Euro-Ticket zukünftig auch für diejenigen lohnen, die nicht jeden Tag pendeln - in Zeiten von zunehmendem Home-Office ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Hat sich eine Abo-Monatskarte bisher nach durchschnittlich 23 Fahren (also nach 12 Tagen mit Hin- und Rückfahrt) amortisiert, so ist dies ab kommendem Jahr bereits nach durchschnittlich 18 Fahrten der Fall. Kurz: Es lohnt sich im Schnitt bereits nach 9 Arbeitstagen. Das bedeutet:  Selbst für Menschen, die ihre Arbeitszeit zur Hälfte im Home Office verbringen, kann das neue Angebot attraktiv sein.

Bewohner aus dem Umland von Großstädten profitieren noch viel mehr

Pendler, die regelmäßig aus Vororten in Großstädte fahren, profitieren sogar noch mehr. Denn je länger ihr täglicher Weg in die Stadt ist, desto teurer war bisher ihr Monatsticket. Hier können dank Deutschlandticket schnell über 50 Euro gespart werden (vgl. z.B. “1000Ticket-Abo” im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, das ab Preisstufe B bereits 101,99 Euro kostet, in der höchsten Preisstufe D sogar 170,93 Euro). Für Bewohner ländlicher Gebiete, die regelmäßig längere Strecken mit dem ÖPNV zurücklegen, sieht es ebenfalls gut aus: Je mehr Waben, Tarifzonen oder gar Verkehrsverbünde Fahrgäste regelmäßig durchqueren, desto mehr werden auch sie vom Deutschlandticket profitieren (vgl. z.B. das “Saarland-Abo” für 99 Euro, das erst vor gut einem Jahr mit dem Hinweis eingeführt wurde, dass damit alles “günstiger und einfacher” werde).

Sonderfall Berlin

Einen Sonderfall stellt Berlin dar. Hier wird zwar noch die alte Monatskarte im Einzelkauf zum Preis von 84 Euro angeboten, der offizielle Abopreis von 63,42 Euro monatlich wurde jedoch nach dem 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer vorübergehend durch ein 29-Euro-Ticket ersetzt, das bis zur Einführung des Deutschlandtickets angeboten werden soll. Legt man nur das letzte halbe Jahr zugrunde, kann das Deutschlandticket bei Pendlern innerhalb Berlins zu dem subjektiven Eindruck einer erheblichen Preissteigerung führen.

Hat das Deutschlandticket weitere Preissenkungen zur Folge?

Daher wird in Berlin und auch anderswo bereits darüber nachgedacht, zukünftig Abo-Monatskarten für weniger als 49 Euro anzubieten, die dann nur vor Ort Gültigkeit hätten; spruchreif ist hier indes noch nichts. Fest steht jedoch bereits jetzt: Das Deutschlandticket trägt zur erheblichen Vereinfachung im Tarifdschungel des ÖPNV in Deutschland bei, zu mehr Transparenz bei der Preisgestaltung und zu einer Preissenkung für die allermeisten regelmäßigen Nutzer.

Informationen zur Auswertung von Testberichte.de

Ausgewertet wurden die Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) von 43 Städten (alle Städte über 200.000 Einwohner inklusive aller Landeshauptstädte, also auch Saarbrücken, Potsdam und Schwerin mit je unter 200.000 Einwohnern). Dabei wurden die Tarife für das jeweilige gesamte Stadtgebiet verglichen (z.B. 5000 in Frankfurt, AB in Hamburg, Preisstufe 3 in Lübeck). Betrachtet wurden die Erwachsenen-Preise für Einzelfahrscheine, die werktags um 8 Uhr gelten, sowie für Monatskarten im Einzelverkauf und in der jeweils günstigsten allgemein erhältlichen Abo-Version mit monatlicher Zahlweise (bei einer Laufzeit von höchstens 12 Monaten). Sofern der Abo-Rabatt durch Freimonate gewährt wird oder anderweitig gestaffelt ist, wurde der Vergleichbarkeit halber als monatlicher Preis ein Zwölftel der Gesamtkosten für das erste Vertragsjahr angenommen.

Für Berlin wurde der reguläre Abo-Preis i.H.v. 63,42 Euro als Vergleichsgrundlage genommen, da es sich bei dem derzeit angebotenen 29-Euro-Ticket in Berlin um ein befristetes Angebot handelt.

Die Ranking-Sortierung erfolgte nach dem Preisunterschied der bisherigen Abo-Monatskarte zum Deutschlandticket; je größer die Ersparnis, desto besser die Platzierung.

Quellen: Internetseiten der jeweiligen Verkehrsbetriebe (Verlinkungen: siehe Tabelle, erste Spalte “Stadt”), Erhebungszeitraum: 18.10. bis 07.11.2022.

Wenn wir trotz unserer gründlichen Recherche einen Fehler gemacht haben, bitten wir um einen Hinweis an presse@testberichte.de. Wir werden die Tabelle dann umgehend anpassen.

 

[UPDATE 17.11.2022:] Die Preise für Monatskarten in Magdeburg (Abo und Einzelkauf) und Nürnberg (Einzelkauf) waren in der am 15.11. veröffentlichten Version falsch angegeben. Wir haben sie durch die korrekten Preise ersetzt und die betroffenen Textstellen angepasst. Magdeburg gehört weiterhin zu den drei Städten, deren Abo-Monatskarte günstiger ist als das Deutschland-Ticket, wenn auch nur noch geringfügige 1,01 Euro pro Monat. Magdeburg hat im Ranking die Plätze mit Schwerin (jetzt Platz 42) getauscht und liegt jetzt auf Platz 41.

 

Das Deutschland-Ticket im Vergleich:

Wie stark profitiert meine Stadt? Hier geht es zur Übersicht: www.testberichte.de/link/deutschlandticket

 

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