Geheimfavorit
Wer mächtige Textverarbeitungsfunktionen für lange Texte (inkl. Leckerbissen wie Querverweise, lebende Kolumnentitel, automatische (auch hierarchische) Numerierungsfunktionen, automatische Erstellung von Literaturverzeichnissen etc.) benötigt und dabei die Möglichkeiten einer fast grenzenlos freien Gestaltung des Layouts (z.B. beliebige Plazierung von Textrahmen und/oder Bildern auf Stammseiten, beliebig viele Stammseiten pro Dokument) nicht missen möchte, findet auf dem Macintosh zu Papyrus kaum eine Alternative; unter Windows allenfalls FrameMaker – aber das kostet ein Vielfaches und bietet zwar in mancher Hinsicht noch mehr, in vielen anderen Punkten – vor allem der nahtlosen Integration von Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbank – aber auch deutlich weniger.
Das gilt erst recht für die übrigen Mitbewerber unter Mac OS X – Mellel, Nisus, Mariner Write, Pages etc. –, denen ebenfalls die Office-Funktionalität fehlt, und die schon im Bereich der Textverarbeitung nicht an die Vielseitigkeit von Papyrus heranreichen. Als ernsthafte Alternative bleibt einzig Ragtime mit teilweise noch mächtigeren Funktionen und einem im Prinzip bestechenden Konzept. Nur schade, daß sich die Ragtime-Entwickler so dogmatisch auf bestimmte architektonische Merkwürdigkeiten kapriziert haben, daß von der theoretischen Überlegenheit in der Praxis nichts mehr übrig bleibt.
Möglich, daß Pages als Teil von Apples iWorks irgendwann einmal mit Papyrus wird mithalten können. Dazu müßten die Leute in Cupertino allerdings erst noch die vielen Jahre aufholen, die Papyrus ihnen voraus hat. Und wer in dieser Hinsicht schon mal mit MacWrite und MacWrite Pro schlechte Erfahrungen gemacht hat, wird darauf nicht unbedingt setzen wollen.
Das bedeutet nicht, daß Papyrus keine Wünsche offen ließe. Gegen eine Unterstützung von XML wäre ebenso wenig einzuwenden wie gegen einen Seitenumbruch innerhalb von Tabellen oder Fußnoten, und eine Einbindung von Applescript würde die Möglichkeiten eines ohnehin schon überdurchschnittlich mächtigen Programms noch einmal vervielfachen. Aber das sind eigentlich keine Mängel – eher Hinweise darauf, wo bei Papyrus noch Luft für künftige Versionen drin ist.
Und wer bei den vorstehenden Ausführungen meint, einen Namen vermißt zu haben, der hat wahrscheinlich noch nie versucht, in Microsoft Word lange, komplexe Dokument zu erstellen. Respektive sich zerschießen zu lassen...
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