Stärken
Schwächen
Was verraten Tests über Windows-Smartphones?
Windows Phone ist tot. So hart muss man es leider formulieren. Die letzten Zuckungen durchlebte das Betriebssystem Mitte 2017, als sogar Microsoft höchstselbst ankündigte, keine neuen Geräte mehr auf den Markt zu bringen. Anschließend war deutlich zu spüren, dass auch die App-Entwickler sich zurückzogen: Neue Apps kamen kaum noch an den Markt, große Anbieter wie Amazon zogen sich sogar komplett zurück. Dabei muss man Microsoft lassen: Der Support ist vorbildlich. Denn Apps für das veraltete Windows Phone 8 werden noch bis 1. Juli 2019 Updates erhalten, für die aktuelle Version Windows Mobile 10 wird der Upgrade-Support sogar bis 1. Juli 2023 erfolgen. Damit ist zumindest sichergestellt, dass Sie selbst ein jetzt noch gekauftes Gerät bis zu seinem typischen Lebensende normal nutzen können.
Doch ein Betriebssystem lebt nun einmal von neuen Geräten und neuen Apps – und beides ist kaum noch zu erwarten. Entsprechend ist die Testlandschaft in Bezug auf Windows-Handys mittlerweile ebenso tot. Neue Tests erscheinen kaum noch und beziehen sich in der Regel eher auf den Vergleich eines alten Gerätes mit aktuellen Android-Handys. Gerade solche Vergleichstests können einem aber doch noch manchmal eine Träne des Wehmuts abringen: Zeigen sie doch, dass die Hardware von Windows-Geräten selbst jetzt noch mit der Android-Welt mithalten kann. Die enge Verzahnung von Betriebssystem und Hardware macht sich hier ähnlich wie bei den iPhones bezahlt. Der Zahn der Zeit nagt aber an der Optik der Apps. Die sind zwar funktional, mangels Interesse an einer Weiterentwicklung sehen sie aber oft lieblos und geradezu rudimentär aus.
Was spricht denn noch für den Griff zu einem Windows-Gerät?
Die neueste Version 10 des Betriebssystems zeichnet sich dabei durch einen interessanten Mittelweg zwischen dem völlig freien, teils chaotisch wirkenden Android und dem stark restriktiven iOS aus. Apps sind also sorgfältig kuratiert, Microsoft siebt aber weniger strikt firmentaktisch als Apple. Sicherheit und trotzdem große Freiheiten, aber kein Spam – eigentlich ein Erfolgsrezept. Leider gibt es aufgrund der mangelnden Unterstützung durch Microsoft kaum noch App-Entwickler, die das Wagnis eingehen, für Windows etwas zu publizieren.
Bleibt die revolutionäre Kacheloptik von Windows. Und die hat es wirklich in sich: Die großen Schaltflächen lassen sich mühelos mit dem Finger treffen und können je nach Wunsch in ihrer Größe modifiziert werden. Der Startbildschirm ist auf diese Weise frei veränderbar und kann ganz an Ihre persönlichen Vorlieben angepasst werden. Je nach App-Entwickler kann eine Kachel vollfarbig oder durchscheinend sein, wodurch ein hinterlegtes Hintergrundbild durch den gesamten Desktop schimmert. Es gibt kaum eine flexiblere Oberfläche als Windows, von wenigen nachinstallierbaren Android-Launchern einmal abgesehen. Aber selbst dann können Sie in Windows für jede App einzelne Regeln definieren, also die Größe, Transparenz etc. je nach App unterschiedlich festlegen. Bei Android gibt es zwar sehr stark unterschiedlich aussehende Oberflächen, innerhalb dieser werden Apps aber fast immer identisch behandelt – die Veränderungen sind also global.
Weiterer Pluspunkt von Windows ist die vorbildliche Business-Unterstützung. Die reicht bis hin zu speziellen Smartphone-Docks, an die externe Displays und Tastaturen angeschlossen werden können. Das Handy wird so zum Notebook-Prozessor.
Das Risiko lauert woanders: Die Akkus altern mittlerweile
Trotzdem: Selbst wenn Ihnen Apps eigentlich egal sind, Sie die innovative Oberfläche liebgewonnen haben und ein Fan der Business-Merkmale von Windows sind, könnte ein Griff zu einem Windows-Handy riskant werden. Und zwar aus einem ganz anderen Grund, unabhängig vom System. Da keine neuen Geräte mehr an den Markt kommen, werden einfach Restbestände abverkauft. Und deren Akkus sind nun seit der Produktion auch nicht gerade frischer geworden. Anders als bei den meisten Android-Modellen können sie zwar ausgetauscht werden, doch auch die Ersatzakkus wurden ja schon vor Jahren produziert, sind also auch nicht mehr taufrisch. Es besteht daher die konkrete Gefahr, dass Sie ein kurzatmiges Handy erwerben.Wer stellt noch Windows Phones her?
Obwohl Windows prinzipiell sehr attraktiv aufgestellt ist, hielt sich der Zuspruch seitens der Kunden in engen Grenzen. Das System wuchs stetig, aber weitaus langsamer als erhofft. Das lag aber auch primär daran, dass Microsoft aus unerfindlichen Gründen keine aggressive Marketing-Kampagne fuhr.
Daher haben nur Microsoft selbst (früher Nokia) und HTC nennenswerte Modelle auf den Markt gebracht, Samsung war nur gelegentlich dabei. HP hat als Nachzügler noch einmal ein starkes Modell nachgelegt, doch seit 2016 ist der Markt für Neugeräte tot. Es gibt Gerüchte, dass Microsoft und HP für Business-Kunden doch noch einmal einsteigen wollen, aber das ist vielleicht auch nur Wunschdenken...