Der Namenszusatz „Ecoboost“ will nicht recht passen, wenn Ford seinen neuen Kompaktklasse-Boliden mit 250 PS, 250 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit und Spoilern ausstattet. Der Focus ST spricht mit diesen Merkmalen kaum die ökologisch angehauchte Kundschaft an. Vielmehr dürfte man eher die Käufer im Visier haben, die auf Motorleistung und Sportfahrwerk gesteigerten Wert legen und den Kohlendioxid-Ausstoß von 169 Gramm pro Kilometer nur am Rande registrieren.
Ein Zylinder ist bei dem Neuling auf der Strecke geblieben: Wurde der alte Ford Focus ST noch mit 5 Zylindern im Jahre 2010 in den Ruhestand verabschiedet, so schöpft der Nachfolger seine Kraft nur aus einem 4-Zylinder-Turbo. Trotzdem kann der Ecoboost-ST auf 25 Pferdestärken mehr zurückgreifen. Damit folgt Ford dem allgemeinen Trend, der sich „Downsizing“ nennt. Der Hubraum sank von 2,5 auf 2 Liter. Äußerlich setzt man dagegen weiter auf die Insignien eines heißgemachten Serienmodells: Sportsitze, Sportlenkrad, Sportpedale, Sportfahrwerk, Spoiler, Tieferlegung sowie ein zentral montiertes Doppelendrohr. Und wer die sechs Gänge schnell genug durchschaltet, kann den Wagen binnen 6,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Höheres Tempo in Kurven wird mit Hilfe einer Technik möglich, die Ford als „Torque Vectoring Control“ bezeichnet. Dabei wird mehr Motorkraft auf das äußere Rad geschickt, während das kurveninnere Rad weniger Leistung empfängt. Auf diese Art soll der Fronttriebler, der bauartbedingt zum Untersteuern neigt, besser einlenken. Zur Entlastung des Fahrers sind allerlei Assistenten an Bord, die sich um Tote Winkel, eingehaltene Fahrspuren, Scheinwerfer und Verkehrsschilder-Erkennung kümmern. Auch das Bremsen wird gegen Aufpreis bis Tempo 30 automatisch ausgelöst, wenn der Abstand zum Vorausfahrenden zu gering wird. Als Karosserievariante ist auch wieder ein Turnier im Programm – auf den Kombi musste man beim Vorgängermodell verzichten. Fünf Lackierungen stehen zur Auswahl, die auffälligste ist Sunset-Gelb Metallic.
Der wieder aufgelegte Focus ST mit Ecoboost-Zweiliter ist ein Renner, dem man seine Qualitäten ansieht. Die Fahrleistungen sind beeindruckend, und Ford hat bei moderner Assistenztechnik nicht geknausert. Fraglich bleibt allerdings, ob typische ST-Piloten, die wohl eher auf pures Fahrvergnügen setzen, derartige Helferlein überhaupt nutzen wollen.
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- Erschienen: 17.10.2013 | Ausgabe: 22/2013
- Details zum Test
462 von 650 Punkten
Preis/Leistung: 85 von 100 Punkten
„Mit seiner radikalen Auslegung fährt sich der Focus ST in die Herzen, aber nicht auf die vorderen Plätze.“