Die Luft wird dünn für kostenlose Navigationsdienste: Mit Nav4all ist erst vor Kurzem einer der letzten und zugleich beliebtesten dieser Services eingestellt worden. Da sind neue Startups natürlich sehr willkommen. waze ist ein solches und baut wie die meisten kostenfreien Dienste auf dem Community-Gedanken auf. Doch bei waze hilft die Community nicht nur beim Melden von Staus, sie ist auch direkt für den Aufbau des Kartenmaterials zuständig. Denn waze hat keinen Lizenzvertrag mit einem der großen Kartenlieferanten wie TeleAtlas abgeschlossen. Stattdessen wird das Kartenmaterial komplett auf eigene Faust gezeichnet – durch das Tracking der Nutzer, welche diese Strecken abfahren und dann manuell benennen können.
Da sich die Community in Deutschland noch im Aufbau befindet, hat waze daher etwas von Pionierarbeit: Über weite Strecken herrscht auf den Karten noch nebulöses Weiß vor, Straßen sind nur da eingezeichnet, wo andere Nutzer bereits entlanggefahren sind. Lediglich die Autobahnen sind bereits flächendeckend hinterlegt. Der Rest ist Aufgabe der Community. Und wer gerne an einem solchen Projekt mitarbeitet, dürfte seine helle Freude haben. Er kann jede Fahrt aufzeichnen lassen, die befahrenen Straßen benennen und das bisherige Material beliebig ändern. Auf diese Weise wird waze stets aktuell gehalten: Wenn eine Straße verlängert wurde, ein Kreisverkehr eine Kreuzung ersetzt oder komplette Neubaugebiete auftauchen – die Community trackt die Veränderungen.
Das hat natürlich zwei Nachteile: Erstens eignet sich waze daher vorerst nur als Spielerei und nicht als ernsthafter Navigationsservice. Zweitens stehen Manipulationen durch Scherzbolde und missgünstige Zeitgenossen damit Tür und Tor offen. waze hofft an dieser Stelle jedoch auf die Selbstkorrekturfähigkeit der Community. Gerade deshalb könnte waze durchaus interessant sein – zunächst, um beim Aufbau eines solch kostenlosen Dienstes mitzuhelfen. Später, um dann die Früchte der Arbeit zu genießen. Bis dahin ist es aber noch ein sehr langer Weg. Denn bis irgendwer aus der Community auch den letzten Forstweg Deutschlands befahren hat, dürfte es dauern...
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- Erschienen: 28.11.2012 | Ausgabe: 12/2012
- Details zum Test
„sehr gut“ (1,3)
„Plus: Vollwertige kostenlose Navi-Lösung; Echtzeit-Infos wie Stau oder Radarkontrolle; Community-Features; Belohnungssystem.
Minus: Kein Offline-Modus.“