Die japanische Faszination für Elektronik-Spielereien ist ebenso legendär wie der Ruf, das kleine oder auch größere Geschäft auf der Toilette als unangenehm zu empfinden. Doch Japan wäre nicht Japan, hätten nicht beide Aspekte ihren Weg zueinander gefunden und damit eine neue Industrie begründet: Washlets, kleine Hightech-WCs, die einen das Geschäft so reinlich und diskret wie möglich erledigen lassen. So können einem in Japan durchaus Klos begegnen, welche die teils unvermeidlichen Darmgeräusche mit beruhigender Musik und dem simulierten Rauschen einer Spülung übertönen, andere wiederum leuchten im Dunklen oder nehmen eine Urinprobe und schlagen bei Problemen direkt beim Hausarzt Alarm.
Das Unternehmen Toto hat es geschafft, nach zehn Jahren konsequenter Vermarktung langsam aber sicher einen Markt für die Luxus-Washlets zu schaffen und die traditionellen Hockklos nach und nach zurückzudrängen. Besonders beliebt ist dabei seit seiner Einführung 2009 das Modell Neorest SD: Dieses registriert den Nutzer, wenn er sich dem Hochleistungsklo nähert und öffnet automatisch einladend den Deckel. Während der Sitzung sorgt eine Deodüse für das Übertünchen ebentueller Geruchsentwicklungen, während auf Knopfdruck eine Düse Wasser auf den Hintern spritzt – denn in Japan wird auf diese Weise jede Menge Toilettenpapier gespart. Damit man nicht triefend das Klo verlässt, gibt es selbstverständlich auch noch eine Fönfunktion, um den Hintern anschließend wieder zu trocknen.
Damit aber nicht genug: Die Toto Neorest SD besitzt eine Spülfunktion namens „Tornado-Flush“. Sie spült kraftvoll linksdrehend in einer Art kleinem Malstrom, nicht einfach nur wie ein kleiner Wasserfall wie hiesige Toiletten. Dadurch soll die Klobürste überflüssig werden – oder zumindest deutlich seltener benötigt werden. In einer Kultur, in der viele Wörter gleichermaßen „schön“ wie „rein“ bedeuten, kommt das natürlich besonders gut an. Seit einiger Zeit bemüht sich Toto nun, diese Badezimmerkultur auch nach Europa zu bringen und vermarktet dabei das Neorest SD sowie zahlreiche weitere Produkte der Baureihe auch hierzulande. Viel Erfolg war bislang allerdings noch nicht beschieden, was auch am Preis liegen könnte: 8.000 Euro für das Neorest SD sind vielen bei aller Reinlichkeit vermutlich einfach zu viel.
18.08.2011