Pseudo-Reboarder mit Scheinvorteilen im Schutzniveau
Das Unternehmen Qeridoo führt mit dem CradleMe einen Kombi-Kindersitz im Programm, der das untere Preissegment bedienen soll. Entsprechend preisgünstig geht der ECE-Gruppe 0+/I-Kindersitz für Kinder bis 18 Kilogramm Körpergewicht (etwa vier Jahre) an den Kunden, und mit Blitzangeboten von 120 Euro vielleicht sogar etwas zu preisgünstig. Wer ein Freund von mitwachsenden Schutzkonzepten zur erweiterten Rückwärtsbefestigung für ältere Kinder ist, sollte erst recht etwas genauer hinschauen.
Rückwärts reisen nur so lange wie in einer Babyschale
Der Kindersitz wirkt auf den ersten Blick wie eines der skandinavischen Reboardsysteme, die viel länger als die hierzulande üblichen Babyschalen rückwärts im Auto befestigt werden können und sich im Magazinchecks mit einem geringen Verletzungsrisiko im Froncrash hervortun. Tatsächlich ist er aber ein Pseudo-Reboarder, dessen Hauptvorzug nicht in einer verlängerten Rückwärtsgerichtetheit liegt, sondern in einer Gewichtsklassenkombination – und Queridoo macht auch gar keinen Hehl daraus: Rückwärts reisen geht hier nur bis 13 Kilogramm, spätestens dann muss die Sitzschale in Fahrtrichtung gedreht werden. Allerdings haben Sie die Wahl, ihr Kind schon mit 9 Kilogramm in Fahrtrichtung zu setzen.
Passendes Isofix-Grundgestell soll separat erworben werden können
Damit handelt man sich also die Nachteile eines Reboard-Sitzes dieser Normgruppen ein, ohne in den Genuss ihrer Vorzüge zu gelangen – dem nachgewiesenermaßen hohen Schutzniveau im Frontcrash. Solche Sitze sind vergleichsweise schwer (hier 11 Kilogramm), beanspruchen viel Platz im Auto und behindern sehr häufig die Sicht des Kindes nach draußen. Sie können Ihr Baby nicht wie in einer klassischen Babyschale außerhalb des Fahrzeugs umhertragen und noch nicht einmal auf Isofix zurückgreifen, da der CradleMe mit konventioneller Gurtbefestigung installiert wird. Was ihn insoweit aber rettet: Nach Angaben des Herstellers können Sie ein passendes Isofix-Grundgestell separat erwerben.
Wenig Sympathien für die Verarbeitung
Zumindest dann würde er einen ADAC-Dummytest vermutlich mit einem passablen Qualitätsurteil absolvieren, denn in ihrer Isofix-Ausgabe erhalten Kindersitze noch immer die besseren Sicherheits- und Bedienungsnoten. Ob der CradleMe auch nur mit Dreipunktgurt-Montage gute Ergebnisse liefert, müssten Magazinchecks zeigen. Allein sein Auftritt als (Pseudo-)Reboarder garantiert kein besseres Schutzniveau als ein gewichtsspezifischer Sitz für die Normgruppen 0+ und I, die er schlicht zusammenfasst. Doch gemäß Userfeedback ist es letztendlich der Gesamteindruck, der hier abschreckt. So lässt die Verarbeitung vermuten, er sei aus Recyclingmaterialien in einer chinesischen Hinterhoffabrik zusammengeklopft.
von Sonja
Passende Bestenlisten: Kindersitze
Kindersitze
Preisspanne:
20 € bis 540 €
Zwei Normen: nach Körpergewicht (ECE R44) oder Körpergröße (ECE R129 oder „i-Size“)
Preis-Leistungs-Vergleich: Auch sehr günstige Sitze können gut sein
Sehr gute Babyschalen ermöglichen Rückwärtstransport bis 15 Monate
Auch Kindersitze mit dem Testurteil „mangelhaft“ dürfen verkauft werden
Stiftung Warentest: Bei Isofix-Sitzen sind Bedienfehler deutlich seltener
Manche Sitze sparen sich die Rückenlehne – versagen aber regelmäßig in Tests
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