James Joyce Dubliner 1 Test

Für mich ist diese Dubliner- Präsentation verwirrend. Die nicht nachvollziehbaren Sprecherwechsel machen für mich überhaupt keinen Sinn, oder soll es einfach originell sein? Auf jeden Fall wird diese "Interpretation" meines Erachtens den Erzählungen nicht gerecht. Dann gilt Joyce als "schwieriger" Autor. Die Schwierigkeit bei den Dublinern besteht aber nicht im Verstehen der Geschichten, sondern in den unzähligen Anspielungen auf politische Verhältnisse und Personen, die wahrscheinlich nur ein Insider kennen kann. Ich habe auch die Aufnahme mit Ulrich Matthes, Christian Brückner, Eva Mattes, Gerd Wameling u.a. gehört und gesehen. Da werden auf gegen 300 Seiten ein Essay, Hunderte von Anmerkungen und der auch gedruckte Text mitgeliefert. Diese Edition trifft ins Schwarze

Regisseure wissen es besser, deshalb "bearbeiten" sie Texte. Ist aber wohl im Falle von Joyce Erzählungen nicht nötig. Und wenn schon der Text der Zimmer-Übersetzung tel quel übernommen wird, weshalb dann nicht auch mit den der Erzählungen adequalten Stimmenverteilung? Wie man es beispielhaft machen kann, zeigt die Aufnahme, die der Schweizer Sinus-Verlag auf 7 Cds und mit 2 opulenten Booklets herausgegeben hat. Da lesen Könner wir Ulrich Matthes, Gerd Wameling, Eva Mattes, Christian Brückner u.a faszinierend den Erzähltext, ohne dass dabei ein (vergleichsweises) Manko entstünde.

Für mich trifft diese Hörspielfassung nicht den Nagel auf den Kopf. Die Stimmenvielfalt kommt dem nüchternen, schnörkelosen Stil dieser Erzählungen nicht entgegen. Ich habe mir auch die Fassung auf 7 CDs mit Christian Brückner, Ulrich Matthes und weiteren Sprechern angehört, die mich wirklich überzeugt hat.

Die Dubliner sind primär Erzählungen, darüber kann auch diese Hörspielbearbeitung nicht hinwegtäuschen, zumal das Konzept des Regisseurs nicht frei von Willkürlichkeit scheint. Weit besser sind die Dubliners in der Lesung auf 7 CDs beim Schweizer Label Sinus, wo Christian Brückner, Ulrich Matthes, Eva Mattes, Gerd Wameling, Dagmar Manzel und Stefan Kaminski jeweils in ihrer gewohnt souveränen Art je drei Erzählungen lesen. Zudem wird hier der Hörer bei diesen komplexen Texten nicht im Regen stehen gelassen, weil für den nicht Irlandkundigen vieles unverständlich und an der Oberfläche bleiben muss. Ein fundierter Essay und über 400 Anmerkungen erläutern Joyces frühes Meisterwerk. Eine hervorragende editorische Leistung mit Seltenheitswert.