Wer gehört zur Kompaktklasse? Die Antwort fiel anfangs nicht schwer, denn das Bild von Kompaktklasse-Autos war einigermaßen scharf umrissen. VW Golf und Opel Kadett/Astra waren und sind klassische Vertreter des Fahrzeugtyps, der zwischen Kleinwagen und Mittelklasse angesiedelt ist. Deshalb ist manchmal auch von der unteren Mittelklasse die Rede. In den letzten Jahren haben sich die Grenzen aber verschoben.
Kompakt-Vans, Kompakt-SUVs und Hochdachkombis können nun auch zu dieser Klasse gezählt werden. Und PS-starke Fahrmaschinen wie der Klassiker Golf GTI oder der Ford Focus RS kommen ebenfalls im kompakten Gewand daher. Ihrem Charakter nach sind es aber Sportwagen. Eine große Heckklappe ist zwar weit verbreitet, aber es gibt den Opel Astra und einige Konkurrenten auch mit Stufenheck. Die Merkmale sind also schwammig, und die Klientel entsprechend vielfältig. Daher lässt sich die Kompaktklasse noch am einfachsten über die Abmessungen definieren.
Der VW Golf ist in der sechsten Generation 4,20 Meter lang; damit sind gegenüber dem Golf I von 1974 rund 50 Zentimeter hinzugekommen. Das Volkswagen-Erfolgsmodell steht derart beispielhaft für die Kompaktklasse, dass in Deutschland oft von der Golf-Klasse die Rede ist. Der Begriff hat sich global nicht durchsetzen können, auch weil der Toyota Corolla als meistverkauftes Auto der Welt dem Mitbewerber aus Wolfsburg in die Parade fuhr. Die Kompakten sind deswegen beliebt, weil sie einen alltagstauglichen Kompromiss darstellen. Sie sind einerseits groß genug, um den Wochenendeinkauf zu erledigen. Bei Steilheck und umgeklappten Rücksitzen passen auch sperrige Gegenstände wie eine Waschmaschine hinein, und das Platzangebot reicht für den Familienurlaub mit kleinem Gepäck. Eine mittlere Motorisierung genügt, um auf der Autobahn einigermaßen flott mitzuschwimmen. Und wer will, kann bei GTI und Co. mit mehr als 200 PS unterwegs sein. Andererseits sind die Brot-und-Butter-Kompaktwagen erschwinglich, der Einstieg beginnt um die 10.000 EUR. Bei der Parkplatzsuche genügen auch kleinere Parklücken. Und für Berufspendler oder Gewerbetreibende sind sparsame Dieselaggregate als Teil der angebotenen Motorenpalette verfügbar.
Der Kauf eines solchen Autos ist also eine eher rationale Entscheidung. Mehr als die Hälfte aller Golf-Besitzer sind gewerbliche Halter, beim Ford Focus liegt der Anteil sogar über 80 Prozent. Die meisten Hersteller bieten ihre Modelle auch als Kombi-Ausführung an. Hochdach-Kombis wie Renault Kangoo oder VW Caddy III stellen die Ladefähigkeit bei knappen Abmessungen noch weiter in den Vordergrund. Diese Zweckorientierung wird auch an Merkmalen wie den Kangoo-Schiebetüren sichtbar. Auf der anderen Seite bedienen inzwischen auch Hersteller das heiß umkämpfte Marktsegment, die ursprünglich dort nicht zu finden waren. Allen voran Mercedes mit der A-Klasse, aber auch BMW mit der 1er-Serie.
Die vielseitige und vielgestaltige Kompaktklasse erfreut sich in Deutschland mit rund 27 Prozent des höchsten Marktanteils, gefolgt von den Kleinwagen mit 20 Prozent. Dabei haben sich die Abmessungen in beiden Fällen stetig nach oben bewegt. Nicht nur der Golf ist von Generation zu Generation üppiger geworden, ein aktueller Polo ist auch größer als der Golf I.