Freibad Dellwig
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„Hesse“ nennen die Essener das Freibad Dellwig und kaum ein anderes Freibad liegt so idyllisch. Die Badegäste verbringen einen Tag im Freibad Dellwig unter alten schattigen Bäumen, sie können Beachvolleyball und Streetball spielen, ein Picknick machen, grillen, schwimmen gehen und den Ausblick auf den Rhein-Herne-Kanal genießen, der direkt am Freibad vorbeifließt. Das Freibad Dellwig ist eines der ältesten Freibäder in Essen, aber es hat bis heute nichts von seinem einzigartigen Charme verloren.

Die Geschichte des Freibads Dellwig

In den 1920er Jahren lernten die meisten Kinder in Essen in der Ruhr schwimmen. Das war naturgemäß nicht ganz ungefährlich, aber es gab kaum eine Alternative. Der Bereich rund um die Kuhbrücke nutzten die Essener Familien als eine Art Erlebnisbad und als Naherholungsgebiet. Dort verbrachten sie ihre Freizeit und die Kinder lernten schwimmen. Anfang der 1930er Jahre begann die Stadt Essen, über den Bau einer sogenannten Frei-Badeanstalt nachzudenken. Ein Lehrer aus Dellwig hatte dazu den Denkanstoß gegeben, denn dieser Herr Reichenbach war der Ansicht, dass die körperliche Ertüchtigung die Jugend fördert. Der Lehrer fand in den Mitgliedern der RuWa Dellwig schnell Unterstützer und so entstand zwischen 1930 und 1932 ein Freibad in Eigenarbeit. Mitte der 1930er Jahre bekam das Bad einen Sprungturm aus Holz und die Besucher konnten aus der schwindelerregenden Höhe von drei Metern ins kühle Nass springen.

Die Ausstattung des damaligen Freibads Dellwig lässt sich natürlich nicht mit dem heutigen Bad vergleichen. So gab es nur für die Damen eine Umkleidekabine, das Bad hatte eine Toilette, aber keine Duschen. Fünf Pfennige zahlten die Essener Kinder für einen unbeschwerten Tag im Freibad, Besucher aus anderen Stadtteilen mussten 20 Pfennige bezahlen. 1963 kam das Ende der Frei-Badeanstalt, da die hygienischen Vorschriften nicht mehr ausreichten. Das Wasser im Becken kam aus dem Dellwiger Bach und der beförderte nicht nur Schlamm, sondern auch allerlei Getier in die Badeanstalt. Es vergingen zwölf Jahre, bevor die Dellwiger wieder ein Freibad bekamen.

Das neue Freibad

1975 war es endlich so weit, die Dellwiger Bürger bekamen ein neues Freibad. Der Bürgermeister persönlich eröffnete das neue Freibad Dellwig und der Kultusminister betonte in seiner Rede, dass das Land Nordrhein-Westfalen sich mit 315.00 D-Mark an den 1,1 Millionen D-Mark Gesamtkosten beteiligt hat. Es gab weitflächige Liegewiesen, schattige Bäume, 22° Grad Wassertemperatur und viele Spielmöglichkeiten für die kleinen Gäste. Das beeindruckte nicht nur die Dellwiger, sondern auch die Besucher, die aus anderen Essener Stadtteilen anreisten, um im Freibad einen schönen Tag zu verbringen.

Das Bürgerbad

Im Februar 2001 drohte dem Bad am Kanal die Schließung und zum ersten Mal kam es in Essen zu einem Bürgerentscheid. Die Bürger sollten darüber entscheiden, ob das Freibad West nun geschlossen wird oder nicht. Leider reichte die Zahl der abgegebenen Stimmen nicht aus und die Stadt Essen beschloss, das Nöggerathbad zu schließen. Für das Freibad Dellwig und die RuWa Dellwig bedeutete das: Das Freibad am Kanal bekam aus dem Verkaufserlös des Nöggerathbades Geld für die Sanierung und Renovierung.

2013 gab es eine weitere Verlängerung der Zuschüsse für drei Jahre und 2015 feierten die Dellwiger das 40 Jahre Jubiläum. Ein Jahr später bekam das Freibad eine neue Heizung für die Schwimmbecken sowie eine Solarheizung für das Dach. 2016 war noch einmal Grund zur Freude, denn der finanzielle Zuschuss für die kommenden fünf Jahre war sicher.

Die Ausstattung des Freibads

18,5 mal 25 Meter misst das Schwimmbecken im Freibad Dellwig. Acht Startblöcke befinden sich auf der eine Seite, eine breite Rutschbahn auf der anderen Seite. Der Bereich für die Gäste, die nicht schwimmen können, hat eine Tiefe zwischen zehn Zentimetern und einem Meter, die Wasserfläche beträgt 810 Quadratmeter. Für die Kinder hat das Freibad ein separates Becken mit einer Wasserfläche von 65 Quadratmetern, das 30 Zentimeter tief ist. In der Mitte gibt es einen lustigen Clown, der für Wasserfontänen sorgt und ebenfalls eine Rutschbahn. In beiden Becken hat das Wasser eine Temperatur von angenehmen 23° Grad.

2000 Badegäste haben auf der gepflegten Liegewiese des Dellwiger Freibads Platz. Es gibt eine Boulebahn, ein Feld für die Beachvolleyballer und auch eine Tischtennisplatte. Im Spielbereich neben dem Kinderbecken befindet sich eine Pumpe, ein Spielturm, eine Schaukel, eine Rutsche und für die ganz kleinen Gäste auch ein Sandkasten. Während es in den Anfangsjahren nur eine Umkleidemöglichkeit für Damen gab, ist das Freibad heute mit Einzel- und Sammelumkleiden ausgestattet. Ihre Wertsachen können die Badegäste in Schließfächern verstauen und auch Duschen ist heute im Dellwiger Bad möglich. Für das leibliche Wohl sorgt der Kiosk mit kleinen Snacks und Getränken.

Gut zu wissen

Öffnungszeiten

Bei gutem Wetter: Montags bis Freitags von 6:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Samstags, Sonntags und an Feiertagen von 7:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Bei schlechtem Wetter: Montags bis Freitags von 6:00 Uhr bis 10:00 Uhr und von 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Samstags, Sonntags und an Feiertagen von 7:00 Uhr bis 10:00 Uhr und von 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr

Preise

Frühschwimmer Erwachsene Vollzahler: 3,00 Euro

Frühschwimmer Erwachsene ermäßigt: 2,00 Euro

Vollzahler: 4,00 Euro

Ermäßigter Preis: 2,50 Euro

Familienkarte (zwei Erwachsene und maximal zwei Kinder): 8,50 Euro

Kinder und Jugendliche mit Ferienspatz: 0,50 Euro

Kinder unter sechs Jahren haben freien Eintritt.

Anreise

Mit der Buslinie 186 bis zur Haltestelle Kanalbrücke.

Mit dem Auto bis Mehrzweckhalle, dort und auf dem benachbarten Bolzplatz befinden sich die Parkplätze.

Adresse

Scheppmannskamp 6

45357 Essen

Telefon: 0201 692674

Besucher können im Bad eine Sonnenliege für drei Euro am Tag mieten. Die Gebühr für das Schließfach beträgt ein Euro und wer Aquajogging machen möchte, der kann die Ausrüstung im Band leihen. Die Leihgebühr beträgt 2,50 Euro und die Gäste müssen ein Pfand abgeben.

Fazit

Es muss schon ein ganz besonderes Freibad sein, wenn die Badegäste und Anwohner so für den Erhalt des Bades kämpfen. Der Kampf und die Gründung des Fördervereins haben sich für das Bürgerbad am Kanal ausgezahlt. Gebaut vor 90 Jahren und seit ein paar Jahren ein Bürgerbad, das durch das Engagement von vielen ehrenamtlichen Helfern lebt, ist das Freibad Dellwig eines der bekanntesten Freibäder in Essen. Über mangelndes Interesse kann sich das idyllisch gelegene Freibad nicht beklagen, denn Groß und Klein, Alt und Jung kommen immer wieder gerne in ihr Freibad „Hesse“ direkt am Kanal.

Beitragsbild: @ depositphotos.com / pajche