Es ist zwar richtig, dass man bei einem Harnwegsinfekt häufiger zur Toilette muss, jedoch hat das nichts mit einer Reizblase zu tun. Unter einer hyperaktiven Blase (frühere Bezeichnung: Reizblase) versteht man eine Blasenfunktionsstörung ohne pathologischen Befund. Beim Harnwegsinfekt hingegen ist dieser Befund durch die Krankheitserreger in den ableitenden Harnwegen gegeben. Und die Behandlung ist bei beiden Befunden grundsätzlich verschieden.
Reizblase: Ursache und Behandlung
Als Ursache für eine Reizblase konnten neben dem Östrogenmangel auch psychosomatische Ursachen festgemacht werden. Gleichermaßen wird eine Fehlsteuerung des Blasenmuskels diskutiert, bei der die Entspannungsphase während der Füllung nicht mehr gegeben ist und bereits nach einer geringen Füllmenge der Harndrang durch die Kontraktion des Blasenmuskels ausgelöst wird. Eine eingehende urologische und gynäkologische Diagnostik kann die Ursache der Reizblase ermitteln. Die Behandlung erfolgt in erster Linie symptomatisch und kann aus Spasmolytika wie auch aus Antidepressiva oder Östrogengaben bestehen.
Harnwegsinfekt: Ursache und Behandlung
In nahezu allen Fällen handelt es sich um Infektion mit körpereigenen Bakterien aus der Darmflora, die sich aufsteigend ausbreiten und zuerst in der Harnblase einnisten. Dabei kommt es zur Blasenentzündung (Zystitis), die wie bereits erwähnt auch zu vermehrtem Harndrang führen kann, aber nicht muss. Bis hier hin ist die Behandlung meist sehr einfach und erfolgt mit entsprechenden Antibiotika, die bis in die Harnwege vordringen können. Gefährlich wird es, sobald die Erreger über die Harnleiter in die Nieren vordringen und diese infizieren. Neben der sehr schmerzhaften Nierenbeckenentzündung kann auch das Nierengewebe in Mitleidenschaft (Pyelonephritis) gezogen werden und in eine Urosepsis (Blutvergiftung) übergehen. Die Diagnostik ist neben den subjektiv geäußerten Symptomen relativ einfach zu stellen, da als Abwehrreaktion des Immunsystems weiße Blutkörperchen im Urin nachgewiesen werden können. Bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt kann sich der behandelnde Urologe oder Hausarzt auch für eine nichtantibiotische Behandlung entscheiden. Generell gilt dabei die Regel, viel zu trinken. Je nach Erreger werden bei der Antibiotikabehandlung bestimmte Mono- oder Kombipräparate eingesetzt, die schnell zu einer Heilung führen können. Bei rechtzeitiger Diagnose sollte es nicht zu einer Beteiligung der Nieren kommen.