Das Wichtigste auf einen Blick:
- Teuer nicht immer sicherer: Auch günstige Fahrradhelme unter den Besten.
- Stiftung Warentest: Nur jeder zweite getestete Fahrradhelm mit guter Beurteilung.
- Auf ausreichenden Schutz an Nacken und Schläfen achten.
- Fahrradhelme mit einstellbarem Kopfring erlauben präzisere Einstellung des Sitzes.
Helme mit heruntergezogenen Nacken- und Schläfenpartien erhöhen die Sicherheit (Bildquelle: Casco)
Fahrradhelme unter dem Prüfhammer: Was machen die Testsieger besser?
Alle in der EU vertriebenen Helme müssen eine Normprüfung („EN 1078“) durch ein zertifiziertes Prüfinstitut bestehen. In der Bundesrepublik erledigt das der TÜV; am Ende heißt es dann nur bestanden oder nicht. Ein erteiltes Prüfsiegel verrät also nicht, wie gut ein Helm schützt. Die Stiftung Warentest ergänzt die grobkörnige TÜV-Prüfung daher durch eine Reihe weiterer Tests. Dabei kommen die Testhelme mit sehr unterschiedlichen Noten vom Prüfstand. Schlusslichter fallen häufig durch eine unzureichende Schutzwirkung an Schläfen, Stirn und Nacken auf. Fazit: Je größer der abgedeckte Kopfbereich, umso wirkungsvoller der Schutz. Das geht heute auch ohne den klobigen Topfhelm. Reflektoren und integrierte Beleuchtungssysteme verbessern die Notenbilanz, Schadstoffe kosten wiederum reichlich Körner. Daneben setzen die Testmagazine einen deutlichen Schwerpunkt auf die optimale Passform: Viele aktuelle Helme besitzen einen innenliegenden Kopfring, dessen Weite sich über ein Nackenrädchen einstellen lässt. Gut ist das Patent aber nur, wenn dieser Ring auch in der Höhe verstellt werden kann, denkt die Redaktion des Magazins
MountainBIKE, die sich auch beim Sicherheitstest näher an den Bedürfnissen der Nutzer wähnt. So sitzt der Riemen beim Abstreiftest („Roll-off“-Test) etwas lockerer, als es beim Normtest des TÜV der Fall ist. Großzügige Belüftungsöffnungen müssen die Statik eines Helms übrigens nicht zwingend verschlechtern.
Bei MIPS soll eine innenliegende Kunststoffschicht vor Drehkräften beim Sturz schützen – der Effekt wird kontrovers diskutiert. (Bildquelle: Bell)
Mehr Sicherheit oder nur Marketing-Chichi: Welchen Effekt hat „MIPS“ beim Fahrradhelm?
Eine der meistbeworbenen Sicherheitsinnovationen neuerer Fahrradhelme ist
MIPS, ein Patent, das Radfahrer im Sturzfall vor allem vor sogenannten Rotationskräften schützen soll. Eine anschauliche Erklärung dafür liefert das Ballspiel: Trifft der Fuß seitlich auf einen Fußball, dreht er sich im Flug um die eigene Achse. Beim Sturz vom Rad heißt das: Prallt der Helm seitlich auf eine Bordsteinkante oder schräg gegen eine Mauer, erhält er einen Drall und reißt den Kopf für den Bruchteil eines Augenblicks mit – unter Umständen mit ernsten Folgen für das sensible Gehirn. Die Lösung klingt zunächst plausibel wie pfiffig: Durch eine reibungsarme Kunststofflage an der Innenseite des Helms soll sich die Außenschale unabhängig vom Kopf drehen und so diesen Drall verringern können. Illustrieren lässt sich das anhand eines Tischtennisballs im Wasserglas: Wird das Glas gedreht, dreht sich der auf dem Wasser schwimmende Ball nicht mit. Seriöse wissenschaftliche Belege für einen verbesserten Unfallschutz durch
MIPS bleiben noch aus. Die
Stiftung Warentest spricht gar von einem minimalen Effekt, mitunter streichen auch Helme ohne
MIPS bei den Warentestern im Prüfpunkt Sicherheit gute Noten ein.
Topf sucht Deckel: Wie ermittle ich die richtige Fahrradhelm-Größe?
Man muss nicht lange durch die Netzbewertungen scrollen, um eine knifflige Herausforderung bei der Helmwahl aufzuspüren: die richtige Größe. Der erste Schritt, sie zu ermitteln, ist das korrekte Ausmessen des Kopfumfangs: Maßband knapp über den Augenbrauen ansetzen und oberhalb der Ohren um den Kopf legen. Das anschließende Abgleichen mit den Größenangaben der Hersteller führt jedoch nicht immer zum Ziel, denn nicht alle Anbieter nehmen es mit den Maßen genau. Gelegentlich überschneiden sich die Größenspannen auch. Hier kann es nur einen Rat geben: Anprobieren und gegebenenfalls zurücksenden. Richtig sitzt ein Helm, wenn er straff aufliegt, ohne unangenehm zu drücken. Wer auch in den Wintermonaten radelt, sollte auch noch etwas Luft für eine schlanke Mütze einkalkulieren.
Auch verstellbare Gurtdreiecke sorgen beim Fahrradhelm für den optimalen Sitz (Bildquelle: Uvex)
Fahrradhelme und Komfort: Sicherheit ist nicht alles – auch auf eine gute Belüftung kommt es an
Gute Schutzeigenschaften allein reichen bei einem Fahrradhelm nicht aus, um in den Tests und damit auch in unserer Bestenliste einen guten Rang zu erzielen. Auch der Tragekomfort bedingt die Notenwertung maßgeblich. Von zentraler Bedeutung ist hierbei die
Belüftung. Hier zeigen viele Modelle Schwächen. Suchen Sie einen Fahrradhelm mit guter Belüftung, haben Sie vor allem bei den angesagten
Skaterhelmen eher schlechte Karten. Hier und da gibt es Ausnahmen, zum Beispiel bei Uvex (Modell
Hlmt 4 CC) oder Prophete (Modell
0424). City-, Trekking, MTB- oder Rennradhelme schneiden in diesem Punkt aber generell besser ab. Doch Helmöffnungen lassen nicht nur den kühlenden Fahrtwind an den Kopf. Auch Insekten verfangen sich gelegentlich unter der Haube.
Eingefassten Netze verhindern das (entsprechende Modelle finden Sie
hier). Besitzt der Helm einen Blendschutz, sollte er sich entfernen oder in der Höhe verstellen lassen. Runde Kanten verringern das Verletzungsrisiko. Besonders komfortable Fahrradhelm-Exemplare besitzen darüber hinaus
verstellbare Gurtdreiecke sowie einen in der Position verstellbaren Verschluss. Das Helmgewicht spielt unserer Auffassung nach nur eine untergeordnete Rolle, denn selbst typenübergreifend nehmen sich die Fahrradhelme nicht viel – ob der Helm nun 300 oder 400 Gramm wiegt, macht im Alltag keinen Unterschied. Ausgenommen sind die deutlich schwereren Hartschalenhelme, bei denen eine dicke Kunststoffschale anstelle von Schaum für die Sicherheit bürgt. Inzwischen gibt der Markt auch eine Reihe von faltbaren Fahrradhelmen her, die im Nu zusammenfaltet und in der Tasche verstaut sind. Flächendeckend durchgesetzt haben sie sich noch nicht. Bei der Stiftung Warentest landete bislang nur ein Falthelm auf dem Prüfstand, nämlich der
Carrera Sport Foldable Helmet – Ergebnis: zufriedenstellend.
Haltbarkeit: Wann sollte ein Fahrradhelm ausrangiert werden?
Ein Fahrradhelm sollte grundsätzlich nach einem Sturz ausgetauscht werden. Denn selbst kleinste, mit dem bloßen Auge nicht sichtbare Risse im Material können die Sicherheit erheblich beeinträchtigen. Auch ohne äußere Einwirkungen wird das Material mit der Zeit schwach. Wann es Zeit für einen Wechsel ist, verrät ein auf der Verpackung ausgewiesenes Verfallsdatum. Fehlt diese Angabe, können wir nur vom Kauf abraten. Pauschale Aussagen zur Haltbarkeit von Fahrradhelmen wiederum sind leider nicht möglich. Doch ein jahrelang in klammer Kellerumgebung oder auf dem heißen Dachboden gelagerter Helm gehört auf jeden Fall entsorgt.
Amazon-Astrologie: Fahrradhelm-Anbieter im Sternevergleich
Für die Nutzer zählen vor allem Handling, Komfort, Ausstattung und Service.
Scott,
Giro und
IXS stehen hoch in deren Gunst,
Kask fällt etwas ab und rangiert sich als Schlusslicht in den Vergleich. Vorsicht: Einige Hersteller bieten inzwischen einen kostenlosen Reparaturservice im Sturzfall – eine Leistung, die oft nur dann erbracht wird, wenn der Helm direkt über den Hersteller oder einen authorisierten Fachhändler erworben wurde.