Das Unternehmen Hoco ist ein Phänomen. Auf der einen Seite darf es als echtes Traditionsunternehmen gelten, das seit 1948 besteht und sich gegen die übermächtige Konkurrenz über viele Jahrzehnte hat halten können. Andererseits ist es ein echter Underdog im hart umkämpften, weil stetig schrumpfenden Markt der Kinderprodukte. Wer Hoco kennt, weiß aber die kaum veränderte Markenpolitik der Österreicher zu schätzen, die heute einen Nerv bei den Eltern trifft – und eine Antwort auf die Werbeblase der multifunktionalen Hightech-Kinderkarren ist, die bald kaum jemand mehr zum Zugreifen animieren wird.
Sehr überschaubares Portfolio
Während die Hersteller den Kundenwünschen nach maximal faltbaren, ultraleichten und multifunktionalen Urban-Kinderwagen immer mehr nachgeben, scheint bei den Österreichern das genaue Gegenteil ein Wachstum zu befeuern, das sich, allerdings eher unfreiwillig, um den Begriff „Retro-Kinderagen“ rankt. Denn die hinter Hoco agierende Baby & Company listet nur eine Handvoll Kinderwagen für eine kaum ausdifferenzierte Zielgruppe, was nicht nur besonders erfrischend, sondern auch souverän wirkt. Statt unermüdlich neue Kinderwagen zu produzieren, die sich in Art und Ausstattung allenfalls leicht unterscheiden, setzt das Unternehmen auf „Einzelcharaktere“ mit einem zentralen Produktnutzen – und einer charmanten und personalisierenden Namensgebung wie Enzo, Toni, Grande oder Tommy; die Geschwisterkinderwagen wiederum heißen Twindem, Twister oder Tandem."Oberklasse zum Mittelklassepreis"
Beinahe ausnahmslos wirken die robusten, meist ausladenden Kinderwagen („Grande“), Kombiwagen („Toni“ und „Enzo“) und Buggy „Tommy“ etwas deplatziert in einer Welt der federleichten Alu-Flachprofilkinderwagen mit bürostuhlähnlichen Design-Chassis, schwenkrädrig und aus dem Stand drehbar. Selbst die deutschen Zekiwa, Hartan oder Teutonia mit ihrer ganz ähnlichen Flotte aus robusten Fahrzeugen legen regelmäßig stilistische Neuerungen vor, bei Hoco hingegen wirken Homepage und Portfolio wie auf Autopilot geschaltet – funktional, aber wenig dynamisch. Und trotzdem – oder gerade deshalb – sind auch sehr junge Eltern am Hoco-Sortiment interessiert. Man muss nur kurz in eines der Eltern- oder Mütterforen klicken, um zu erfahren, dass sich Hoco recht gut gegen die Konkurrenz aus Deutschland behauptet. Man erhalte verlässliche, gut manövrierbare Kinderwagen für kleines Geld, zwar mit Detailschwächen, die aber kalkulierbar sind. Die Markenpositionierung "Oberklasse zum Mittelklassepreis“ funktioniert offenbar gut - doch natürlich kommt man auch hier ohne Fernost nicht aus...